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Entbindungsstation getroffen: Massive russische Drohnenangriffe auf ukrainische Zivilbevölkerung
Russland setzt seine Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine fort. In Kiew werden Wohngebäude in mehreren Stadtteilen getroffen, in Odessa wird eine Entbindungsstation angegriffen.
Stand:
Russland hat den massiven Beschuss der Ukraine mit Drohnen auch in der Nacht zu Dienstag fortgesetzt und dabei erneut zivile Ziele angegriffen. Nach Behördenangaben wurden mindestens zwei Menschen getötet.
Russland habe 315 Drohnen und sieben Raketen eingesetzt, die nicht nur die Hauptstadt Kiew, sondern auch andere Teile des Landes getroffen hätten, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag. Demnach seien zwei der auf die Ukraine abgefeuerten Raketen von Nordkorea hergestellt worden.
Besonders stark sei die Hauptstadt Kiew beschossen worden. „Feindliche Drohnen greifen gleichzeitig mehrere Bezirke der Stadt an“, sagte Timur Tkachenko, Leiter der Kiewer Militärverwaltung, über die Messaging-App Telegram. „Es gibt Schäden an Wohngebäuden und Brände. Rettungskräfte sind vor Ort im Einsatz.“ Tkachenko sagte weiter: „Eine schwierige Nacht für uns alle.“ Der Feind habe „Kiew die ganze Nacht lang unerbittlich mit Angriffsdrohnen attackiert. Sie nahmen zivile Infrastruktur und friedliche Einwohner der Stadt ins Visier.“

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Sanitäter wurden einige Stunden nach Mitternacht in vier Kiewer Stadtteile gerufen, darunter auch in das historische Viertel Podil, wie Bürgermeister Vitali Klitschko über die Nachrichten-App Telegram mitteilte. Das Militär forderte die Bevölkerung auf, Schutzräume aufzusuchen. Das volle Ausmaß des Angriffs war nicht sofort klar.
Gleichzeitig wurde in der Hafenstadt Odessa bei einem „massiven“ Drohnenangriff ein medizinisches Notfallgebäude und eine Entbindungsstation sowie Wohngebäude angegriffen. Dies teilte der Gouverneur des Großraums Odessa, Oleh Kiper, auf Telegram mit. In der Entbindungsstation habe es keine Verletzten gegeben, Patienten und Personal seien evakuiert worden, so Kiper.
Neben Treffern an Häusern verursachten die Drohnenangriffe auch Brände auf Freiflächen und sollen offenbar demoralisierend wirken.
Selenskyj fordert „konkrete Taten“ von Europa und den USA
„Man kann die Ukrainer nicht mit Terror brechen“, schrieb Andrij Yermak, Stabschef von Präsident Selenskyj, nach den Angriffen in einem Telegram-Beitrag. Außenminister Andrij Sybiha forderte nach dem Angriff strengere Sanktionen gegen Russland und eine Stärkung der Luftabwehr der Ukraine.
Auch Selenskyj forderte nach den jüngsten Angriffen eine starke Antwort des Westens. „Es ist entscheidend, dass die Antwort der Welt auf diese und ähnliche russische Angriffe kein Schweigen ist, sondern konkrete Taten“, erklärte Selenskyj am Dienstag in Onlinediensten.

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Selenskyj wandte sich in seinem Aufruf direkt an die USA und Europa. Es müssten Taten von Washington folgen, „das die Macht hat, Russland in einen Frieden zu zwingen“. Auch von Europa, „das keine andere Wahl hat, als stark zu sein“, müssten Taten folgen.
Russland startete beispiellose Angriffswelle auf die Ukraine
Bereits in der Nacht zuvor hatten die ukrainischen Behörden eine beispiellose Angriffswelle gemeldet. Nach Angaben aus Kiew wurde die Ukraine in der Nacht zu Montag mit dem größten nächtlichen Drohnenangriff seit Kriegsbeginn überzogen. Das Gebiet der Ukraine sei mit 479 Drohnen und 20 Marschflugkörpern angegriffen worden, erklärte die ukrainische Luftwaffe am Montag. An zehn Orten seien „Einschläge“ festgestellt worden.
Die erneuten Angriffe erfolgten eine Woche nach den russisch-ukrainischen Gesprächen in Istanbul. Alle Bemühungen um eine zumindest befristete Feuerpause im seit mehr als drei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind bisher gescheitert.
Zusätzlich zu den Drohnen- und Raketenschwärmen der vergangenen Tage hat Russland nach eigenen Angaben auch an der Frontlinie in der Ostukraine weitere Fortschritte erzielt und am Dienstag behauptet, dort mehr Territorium erobert zu haben. Seit Monaten sind die Geländegewinne aber sehr begrenzt.
Russland greift die 2022 überfallene und teilweise besetzte Ukraine seit Tagen verstärkt mit Drohnen an. Offenbar ist dies Teil der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angekündigten Vergeltung für die spektakulären ukrainischen Angriffe auf mehrere Militärflughäfen in Russland, bei denen zahlreiche russische Kampfflugzeuge zerstört worden waren. (Reuters, AFP, mira)
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