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Erdbeben in Südostasien: Zahl der Toten in Bangkok auf 17 gestiegen – Lage in Myanmar dramatisch
Zwei Tage nach dem Erdbeben in Südostasien ist die Lage weiter unübersichtlich. In Bangkok bangen Menschen an einem Trümmerberg, in dem Helfer fieberhaft Verschüttete suchen.
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Nach dem verheerenden Erdbeben von Myanmar setzen in Südostasien Rettungskräfte die Such- und Bergungsarbeiten fort. Die Zahl der bestätigten Toten in Thailands Hauptstadt Bangkok ist auf 17 gestiegen. 83 Menschen würden noch vermisst, teilten die Behörden mit. 32 Verletzte wurden gemeldet.
Nach dem Erdbeben am Freitag, das sein Epizentrum im Nachbarland Myanmar und eine Stärke von 7,7 hatte, konzentriert sich die Suche nach weiteren Opfern oder Überlebenden auf ein in sich zusammengestürztes Hochhaus in Bangkok. Offiziell bestätigt wurden bislang zehn Tote. Unter den Trümmern des Rohbaus des Wolkenkratzers werden jedoch noch mehr als 80 Menschen vermisst – größtenteils Burmesen, die im Nachbarland Thailand gern als günstige Arbeitskräfte angestellt werden.
Leiche aus Hochhaus-Rohbau geborgen
Die Helfer kämpfen gegen die Zeit. Mit Spürhunden suchen sie nach weiteren Überlebenden, am Vortag hatten sie Lebenszeichen unter den Trümmern vernommen. Am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) bargen die Rettungskräfte einen toten Arbeiter aus den Trümmern des eingestürzten Hochhaus-Rohbau. Wie die Zeitung „Khaosod“ berichtete, hoben die Helfer den Leichnam mit einem Kran und einem Metallkorb aus den Überresten des eingestürzten Gebäudes.
„Meine Hündin Blue hat schon gestern einen Menschen in den Trümmern erschnüffelt“, sagt Hundeführerin Rapun. Die Bagger müssten erst das Geröll abtragen, um an die betreffende Stelle zu gelangen. Glaubt sie denn, dass noch Überlebende gefunden werden könnten? „Ja, noch haben wir etwas Zeit. Ich hoffe sehr, dass wir noch Verschüttete lebend bergen können.“
Generell wird angenommen, dass ein Mensch ohne Nahrung und Wasser etwa 72 Stunden überleben kann, wenn er genug Luft zum Atmen hat. Etwas Zeit bleibt also noch. Das wissen auch die verzweifelten Angehörigen, die in wenigen Metern Abstand zum Trümmerfeld sehnlichst auf Nachrichten warten.

© REUTERS/PATIPAT JANTHONG
Das 30-stöckige Hochhaus im Rohbau war zusammengebrochen, als schwere Erdstöße mit Epizentrum in Myanmar am Freitag Südostasien erschütterten. Das kräftigste Beben ereignete sich nahe Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, mit einer Stärke von 7,7.
Ein paar Minuten später folgte etwas südlich davon ein weiteres starkes Erbeben – das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und die US-Erdbebenwarte (USGS) meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7. Es gab zahlreiche weitere Nachbeben. Auch in Teilen von China und Vietnam waren die großen Beben deutlich zu spüren.
Auch wenn das Beben das Hochhaus in Bangkok letztlich zum Einsturz brachte: Die thailändischen Behörden haben mittlerweile eine Untersuchung eingeleitet, um zu ermitteln, wie es so weit kommen konnte, wie die „Bangkok Post“ berichtete.
Demnach war das Bürogebäude ein Joint-Venture-Projekt der Italian-Thai Development Plc und einer Tochtergesellschaft der China Railway No.10 Engineering Group, die zum chinesischen Staatsbetrieb China Railway Engineering Corporation (CREC) gehört.
Zahlreiche Tote in Myanmar
Die Militärjunta in Myanmar rechnet mit weiteren Toten. Die Zahl der Opfer könnte weiter steigen, hieß es im Staatsfernsehen des südostasiatischen Landes. Der Bericht nannte „etwa 1700“ Tote und 3400 Verletzte. Die Zahl der Vermissten lag demnach bei rund 300.
Die Lage in dem Land ist dramatisch. Wie auf Fotos zu sehen ist, sind etliche Häuser in sich zusammengebrochen, Brücken eingestürzt und ein Krankenhaus im Bundesstaat Shan wurde völlig zerstört.
Laut „Myanmar Now“ brachte die Naturkatastrophe auch den Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Naypyitaw zum Einsturz. Dabei seien mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Nachrichtenseite unter Berufung auf eigene Quellen.
Die Opposition in dem Bürgerkriegsland hat eine einseitige Kampfpause für die Zeit der Rettungsarbeiten angekündigt. Jegliche Angriffe würden für zwei Wochen ausgesetzt, erklärte die Nationale Einheitsregierung (NUG), jene demokratische Schattenregierung, die sich nach dem Militärputsch von 2021 als Alternative zur regierenden Junta gebildet hatte. Ausgenommen seien allerdings „Verteidigungshandlungen“, hieß es.
Medienberichten zufolge setzte die Militärjunta auch kurz nach den Erdstößen ihre Angriffe gegen Rebellengruppen fort. Der UN-Sonderberichterstatter für Myanmar, Tom Andrews, forderte von der Junta im Gespräch mit der britischen BBC eine Unterbrechung aller Militäroperationen.
Hilfe aus dem Ausland läuft an
In China, einem Nachbarstaat Myanmars und einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, hatte das Erdbeben die südwestliche Provinz Yunnan mit am stärksten getroffen. In der Stadt Ruili, die rund 300 Kilometer vom Epizentrum in Myanmar entfernt liegt, wurden laut Staatsmedien fast 850 Häuser beschädigt. Zwei Menschen wurden dort verletzt. Die Behörden prüften den Angaben zufolge nach dem Beben den Zustand von Wasserschutzprojekten und Strom-Anlagen.
Besonders für das vom Bürgerkrieg geschundene Myanmar lief nach dem Beben Hilfe aus dem Ausland an. Aus Deutschland schickte der Hilfsdienst Malteser International ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete. China entsandte nach Angaben staatlicher Medien mehrere Teams des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten nach Myanmar. Laut Xinhua befreite ein chinesisches Team einen Mann in Naypyidaw nach 40 Stunden aus den Trümmern eines Krankenhauses.
Auch die thailändische Regierung teilte mit, trotz eigener Betroffenheit Spezialteams nach Myanmar geschickt zu haben, die Such- und Rettungsarbeiten und bei der Erfassung von Schäden unterstützen sollen.
Auch Myanmars im Westen angrenzendes Nachbarland Indien schickte erste Hilfsgüter. Ein Flugzeug der indischen Luftstreitkräfte sei mit einer 15 Tonnen schweren Ladung mit Hilfsmaterialien wie etwa Zelte, Decken, Generatoren und Arzneien in der Stadt Yangon gelandet, teilte das Außenministerium in Neu-Delhi. Begleitet wurde die Lieferung demnach von einer Gruppe von Such- und Rettungskräften sowie von einem medizinischen Team. (Trf mit Agenturen)
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