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Papst Leo XIV. winkt vom Hauptbalkon des Petersdoms im Vatikan, nachdem er den Weihnachtssegen Urbi et Orbi erteilt hat.

© dpa/Gregorio Borgia

Update

Papst spendet Segen Urbi et orbi: Leo XIV. prangert in Weihnachtsmesse „offene Wunden“ durch Kriege an

Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat nach der Christmette an Heiligabend die Messe am ersten Weihnachtstag gefeiert. Dann wünschte er in zehn Sprachen „Frohe Weihnachten!“ – auch auf Deutsch.

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Weihnachtsbotschaft aus dem Vatikan: Papst Leo XIV. hat an Weihnachten mit Nachdruck die Sinnlosigkeit von Kriegen gegeißelt. Insbesondere verwies er auf das Schicksal junger Menschen, „die zum Kriegsdienst gezwungen werden und dort an der Front die Sinnlosigkeit dessen erkennen, was von ihnen verlangt wird, und auch die Lügen, von denen die großspurigen Reden derer, die sie in den Tod schicken, triefen“.

Viele „wehrlose Bevölkerungen“ litten unter den zahlreichen noch andauernden oder schon beendeten Kriegen, die Trümmer und offene Wunden hinterlassen, sagte er am ersten Weihnachtstag im Petersdom.

Weiter erinnerte er an die Zelte der Menschen in Gaza, die seit Wochen Regen, Wind und Kälte ausgesetzt seien, ebenso wie die Zelte vieler anderer Geflüchteter und Vertriebener auf allen Kontinenten. Dasselbe gelte für „die notdürftigen Unterschlüpfe Tausender Obdachloser in unseren Städten“. Viele Menschen weltweit seien „ihrer Würde beraubt und zum Schweigen gebracht“, beklagte der Papst.

Wenn die Hilflosigkeit anderer unser Herz berührt, wenn der Schmerz anderer unsere felsenfesten Überzeugungen zum Einsturz bringt, dann beginnt schon der Friede.

Papst Leo XIV.

Weihnachten ermutige jedoch zum Handeln, denn Gott sei als wehrloses Kind Mensch geworden, das auf die Hilfe und Fürsorge anderer angewiesen ist. „Wenn die Hilflosigkeit anderer unser Herz berührt, wenn der Schmerz anderer unsere felsenfesten Überzeugungen zum Einsturz bringt, dann beginnt schon der Friede“, führte Leo aus.

„Der Friede Gottes entsteht aus einem Schrei, der wahrgenommen wird, aus einem Weinen, das gehört wird: Er entsteht inmitten von Ruinen, die nach neuer Solidarität rufen, er entsteht aus Träumen und Visionen, die als Prophetien den Lauf der Geschichte wenden.“

Die Menschen dürften nicht unberührt bleiben „vom Weinen der Kinder und der Gebrechlichkeit der Alten, vom ohnmächtigen Schweigen der Opfer und von der resignierten Melancholie derer, die Böses tun, ohne es zu wollen“, forderte Leo. Jesus sei „der Sinn, aus dem alles entstanden ist“, das Wort, das zur Umkehr ruft, unterstrich Leo XIV.

„Wir dienen keinem anmaßenden Wort – davon gibt es schon überall genug –, sondern einer Gegenwart, die das Gute weckt, dessen Wirksamkeit kennt und kein Monopol darauf beansprucht.“

Weihnachten sei ein Wendepunkt, an dem Gott alles neu gemacht habe. „Auch wir haben an dieser Wende teil, an die noch niemand zu glauben scheint: Der Frieden existiert und ist bereits mitten unter uns“, ermutigte der Papst. Insofern lasse das Fest die Menschen in Jubel ausbrechen. „Denn Weihnachten ist auf der ganzen Welt par excellence ein Fest der Musik und des Gesangs“, sagte Leo XIV.

Danach wünschte er „Frohe Weihnachten“ in zehn Sprachen. Er sprach bei seinem traditionellen Segen Urbi et orbi Weihnachtsgrüße auf Italienisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Portugiesisch, Polnisch, Arabisch, Chinesisch und Latein aus. Auf Deutsch sagte er am Donnerstag auf der Mittelloggia des Petersdoms: „Frohe Weihnachten! Der Friede Christi herrsche in euren Herzen und in euren Familien.“

Bei seiner ersten Christmette in Rom hatte Papst Leo XIV. an Heiligabend zu Mitmenschlichkeit und Frieden aufgerufen. „Den einen nicht aufzunehmen bedeutet, den anderen nicht aufzunehmen. Wo hingegen Platz für den Menschen ist, ist auch Platz für Gott“, sagte der Pontifex im voll besetzten Petersdom unter Verweis auf Worte des vor zwei Jahren verstorbenen Kirchenoberhaupts Benedikt XVI.

Der Pontifex zelebrierte die Christmette im Petersdom.

© Imago/Anadolu Agency/Riccardo De Luca

Weihnachten sei ein Fest der Hoffnung, das „uns zu Boten des Friedens“ mache, sagte der Papst. Er erinnerte zudem daran, dass die Würde des Menschen unendlich sei, auch wenn eine fehlgeleitete Wirtschaft dazu verleite, ihn wie Ware zu behandeln.

Auf dem Petersplatz verfolgten Tausende bei strömendem Regen die auf Bildschirmen nach draußen übertragene Messe. Der Papst hatte sie vor Beginn begrüßt, ihnen frohe Weihnachten gewünscht und sich bedankt, dass trotz des schlechten Wetters so viele gekommen seien. Der Petersdom sei zwar groß, biete aber nicht genug Platz für alle. Bevor er sich vor der Messe nochmals kurz zurückzog, segnete er die Gläubigen, die unter Regenschirmen ausharrten. 

Papst ruft zu eintägiger Waffenruhe auf

Leo XIV. erinnerte in seiner Predigt an seinen im April gestorbenen Vorgänger Papst Franziskus, der zu Weihnachten 2024 – gesundheitlich bereits angeschlagen – das Heilige Jahr eröffnet und dabei zu Hoffnung aufgerufen hatte. Das Heilige Jahr endet am 6. Januar.

Der Papst – der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri – rief zu Weihnachten auch zu einer eintägigen Waffenruhe für alle Konflikte weltweit auf und mahnte zum Frieden. Speziell bezog er sich auf den Krieg in der Ukraine. Zu den Dingen, die ihn traurig stimmten, gehöre, dass Russland einen Weihnachtswaffenstillstand abgelehnt habe. Zur Lage im Nahen Osten sagte er, es sei zu hoffen, dass das Friedensabkommen zwischen Israelis und Palästinensern Fortschritte mache. 

Die Christmette zelebriert die Geburt von Jesus Christus und ist einer der wichtigsten Tage im Kalender der katholischen Kirche. Weihnachten 2025 markiert auch das Ende des Heiligen Jahres, das in diesem Jahr Millionen Pilger nach Rom geführt hat.

Für den 31. Dezember steht ein Abendgebet zum Jahresabschluss auf dem Programm des Papstes. Am Neujahrstag, zugleich katholischer Weltfriedenstag, folgt dann eine Messe im Petersdom.

In Bethlehem im Heiligen Land begingen Christen derweil erstmals seit Ende des Gaza-Kriegs wieder Weihnachten. Vor der Geburtskirche Jesu in Bethlehem wurde nach zwei Jahren wieder ein großer Weihnachtsbaum aufgestellt. (dpa, AFP, KNA)

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