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Der Gründer des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, gilt als kompromissloser Verfechter der Freiheit des Internets. (Archivbild)

© Tatan Syuflana/AP/dpa

Update

Es drohen bis zu zehn Jahre Haft: Telegram-Chef Durow aus U-Haft entlassen – Frankreich ermittelt

Pavel Durow wurde unter Auflagen freigelassen. Allerdings kommen auf ihn weitere Ermittlungen zu, nicht nur wegen der Politik seines Messengerdienstes.

Stand:

Die französische Justiz hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Gründer des umstrittenen Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, eingeleitet und den Franko-Russen unter Justizaufsicht gestellt. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte, geht es unter anderem um den Verdacht der unzureichenden Kooperation mit Behörden bei Kriminalitätsermittlungen und Beihilfe zu Straftaten.

Nach seiner überraschenden Festnahme am Samstag und dem Verhör durch einen Ermittlungsrichter kam Durow am Mittwochabend zwar wieder auf freien Fuß, allerdings unter strikten Auflagen.

So muss der Gründer des Nachrichtennetzwerks eine Kaution von fünf Millionen Euro hinterlegen, sich zweimal pro Woche bei der Polizei melden und darf Frankreich nicht verlassen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Wie viel Zeit die Ermittlungen in Anspruch nehmen könnten, sagte die Behörde nicht.

Telegram-Gründer wird mangelnde Kooperation bei Ermittlungen vorgeworfen

In Frankreich steht der Verdacht im Raum, Durow habe sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und unzureichende Kooperation mit Behörden des Drogenhandels, der Geldwäsche, des Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht.

Auch die mangelnde Kooperation mit Behörden bei gesetzlich zulässigen Abhörmaßnahmen wird ihm vorgeworfen. Der Franko-Russe sei deshalb von den Behörden gesucht worden. Am Samstagabend war Durow an einem Flughafen nahe Paris festgenommen worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft laufen bereits seit Februar Vorermittlungen gegen Durow.

Wohl auch Ermittlungen wegen Gewalttaten gegen sein Kind

Der in Frankreich festgenommene Durow wird nach AFP-Informationen neben Vorwürfen im Zusammenhang mit der App auch „schwerer Gewalttaten“ gegen eines seiner Kinder beschuldigt.

Gegen den 39-Jährigen sei deshalb nun eine Untersuchung eröffnet worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus mit dem Fall vertrauten Kreisen. Es gehe um Gewalttaten gegen einen im Jahr 2017 geborenen Sohn Durows, die begangen worden sein sollen, als dieser in Paris zur Schule ging.

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Das Kind lebt den Angaben zufolge mittlerweile mit seiner Mutter in der Schweiz. Dort hatte sie im Jahr 2023 Anzeige erstattet und ihrem Ex-Partner Gewalt gegen eines der Kinder vorgeworfen, wie weiter verlautete.

Durow drohen bis zu zehn Jahre Haft

Das Ermittlungsverfahren gegen Durow kann am Ende zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise gegen den Beschuldigten sehen. Andernfalls können sie das Verfahren auch wieder einstellen. Alleine für den Vorwurf, mit dem Chatdienst Beihilfe zu illegalen Transaktionen geleistet zu haben, drohten Durow bis zu zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe von 500.000 Euro, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Telegram wehrte sich gegen die Vorwürfe. Alle geltenden Regeln würden eingehalten, hieß es vom Unternehmen. Durow „hat nichts zu verbergen“. Außerdem sei es „absurd“, eine Plattform oder ihren Besitzer für den Missbrauch des Dienstes durch Dritte verantwortlich zu machen. Laut Durow hat der 2013 gegründete Messengerdienst inzwischen fast eine Milliarde Nutzer und ist als App auf Hunderten Millionen Mobiltelefonen installiert.

Telegram wird bereits seit Längerem vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen Hassrede und andere illegale Aktivitäten vorzugehen. In der Kritik steht der Messengerdienst etwa als undurchsichtig organisierte Plattform, auf der sich Verbrecher, darunter Terroristen, Drogendealer und Kriegstreiber, viel leichter als in anderen sozialen Netzwerken frei organisieren können.

Durow hatte Russland schon vor Jahren verlassen, weil er sich weigerte, mit den Behörden seiner Heimat zu kooperieren. Das Unternehmen selbst betont, man liege innerhalb „der Standards der Branche“.

Die Plattform hat sich seit Gründung 2013 als eine Alternative zu US-Diensten etabliert. Dabei verweigert Telegram in der Regel jegliche Herausgabe von Nutzerdaten an Behörden, selbst bei Straftaten. (AFP)

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