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Die Brücke von Kertsch ist eine der wichtigsten Verbindungen zur Krim.

© Bearbeitung: TSP | IMAGO/Konstantin Mihalchevskiy

„Es ist nicht mehr undenkbar“: Kann die Ukraine die Krim zurückerobern?

Seit 2014 ist die Krim von Russland annektiert. Strategisch hat die Halbinsel große Bedeutung. Drei Experten schätzen die Lage ein.

Von
  • Ben Hodges
  • Denis Trubetskoy
  • Gerhard Mangott

Stand:

Vor fast einem Jahr startete Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine. Bereits 2014 hatte Russland nach einem Angriff die Krim annektiert. Die Ukraine will die Halbinsel zurückerobern. Aber wie aussichtsreich ist das? Eine neue Folge „3 auf 1“.


Krim-Befreiung ist kein Größenwahn

Die Debatte zur Krim-Rückeroberung ist verfrüht. Die militärische Führung in Kiew denkt Schritt für Schritt und die Priorität ist derzeit die sogenannte Landbrücke zur Halbinsel. Verschiedene Krim-Aussagen ranghoher Politiker haben das Ziel, Ängste in Russland zu schüren.

So undenkbar wie früher ist die Rückeroberung aber nicht, selbst 2023. Unter Experten gibt es aber unterschiedliche Meinungen, ob eine blutige Militäroperation dort unbedingt nötig ist. Idealerweise sollte die russische Logistik maximal erschwert werden, auch durch weitere Zerstörungen der Krim-Brücke. Die Aussichten hängen aber vor allem vom Erfolg einer Gegenoffensive im Bezirk Saporischschja ab. Sollte beides gelingen, gäbe es eventuell diplomatische Wege.

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Wichtig ist: Die Befreiung der Krim ist kein Größenwahn, sondern ein vitales Sicherheitsinteresse der Ukraine. Russland hat die illegal annektierte Halbinsel stark militarisiert und zum Aufmarschgebiet in die Südukraine gemacht. Die Ukrainer können erst dann ruhig schlafen, wenn die russische Militärpräsenz dort weg ist.


Verlust der Krim ist für Russland unvorstellbar

Die ukrainische Führung verfolgt in diesem militärischen Ringen maximalistische Kriegsziele: Russische Truppen sollen aus dem gesamten Territorium der Ukraine vertrieben werden, auch von der Krim und aus der Hafenstadt Sevastopol. Dieses Ziel ist ohne westliche Kampfpanzer und weiterreichende Artillerie nicht zu erreichen. Selbst nach der Lieferung dieser Rüstungsgüter ist der militärische Erfolg gegen die eingegrabenen russischen Stellungen nicht garantiert.

Die Befreiung der Krim von den russischen Besatzern birgt aber auch ein erhebliches Eskalationsrisiko in sich. Der Verlust der Krim ist für Russland unvorstellbar. Zu sehr ist die Halbinsel im historischen und kulturellen Bewusstsein der russischen Bevölkerung verankert.

Ein Verlust der Krim und damit eine katastrophale Kriegsniederlage Russlands würde Putin politisch wohl nicht überleben. Er will und muss ein solches Szenario daher unbedingt verhindern. In so einer Notsituation ist leider nicht auszuschließen, dass Russland den Konflikt vertikal eskalieren könnte und taktische Nuklearwaffen einsetzen wird, um die ukrainische Offensive zu stoppen.

Die Rückeroberung der Krim ist also ein schwieriges militärisches Unterfangen und ein erhebliches Risiko. Die Fragen sind also „kann es gelingen und soll es gelingen“?


Für die Rückeroberung der Krim braucht es Zeit

Ohne die Befreiung der Krim wird die Ukraine nicht sicher sein. Kiew wird in den nächsten Monaten versuchen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.

Sie braucht Panzer in Divisionsstärke, vor allem aber weit reichende Distanzwaffen wie die ATACM, um den Nachschub der Russen auf der Krim über die beiden Hauptrouten zu unterbrechen: die Brücke von Kertsch, die zerstört ist und deren Reparatur sie so verhindern kann. Und den besetzten Landkorridor durch den Süden der Ukraine.

Wenn der Nachschub nicht mehr sicher ist und die Stützpunkte im Bereich ukrainischer Raketen liegen, wäre Russland gezwungen, die Krim aufzugeben. Das braucht Zeit.

Bei der Lieferung von Kampfpanzern und Distanzwaffen mit 300 statt bisher 90 Kilometern Reichweite hat es in Ramstein offenbar den von Kiew erhofften Durchbruch noch nicht gegeben. Diese Ausrüstung zusammen mit besserer Luftabwehr würde es den Russen zudem erschweren, Wohngebäude und andere zivile Infrastruktur in der Ukraine aus der Ferne zu zerstören.

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