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Rettungsfahrzeuge am Bondi Beach.

© REUTERS/IZHAR KHAN

Experte geht von Terrorzelle aus: Sydney-Attentäter sind „relativ ruhig und methodisch vorgegangen“

Die Vorgehensweise der Schützen am Bondi Beach spreche für eine genaue Vorbereitung, sagt der Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler. Unklar sei, welchem Milieu man die Täter zurechnen könne.

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Bei einem Terroranschlag auf ein jüdisches Fest am berühmten Bondi Beach in der australischen Metropole Sydney haben Angreifer offiziellen Angaben zufolge zwölf Menschen getötet und fast 30 Personen seien verletzt.

Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler geht wie die australische Regierung von einem antisemitisch motivierten Anschlag aus. Mit Blick auf den derzeitigen Ermittlungsstand sei allerdings noch unklar, welchem Milieu man die Täter zurechnen könne.

„Seit dem pogromartigen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 haben sich neue Allianzen zwischen Islamisten, Linksextremisten und Rechtsextremisten gebildet“, sagte der Senior Direktor des internationalen Counter Extremism Project im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

In den vergangenen beiden Jahren hätten alle großen Terrororganisationen versucht, den Konflikt im Nahen Osten für ihre Zwecke zu nutzen, Menschen zu radikalisieren und zu Gewalt aufzurufen.

Dieser Screenshot zeigt die beiden Attentäter auf einer Brücke am Bondi Beach in Sydney.

© AFP/Courtesy of Timothy Brant-Coles

Schindler zufolge spricht das professionelle Vorgehen der Attentäter dafür, dass sie einer Terrorzelle angehören. „Soweit bisher bekannt, waren die Schützen gut vorbereitet, haben aus mehreren Richtungen auf die Teilnehmer der Chanukka-Veranstaltung geschossen und eine Brücke als einen zentralen Punkt genutzt, um das Feuer zu eröffnen.“ Vermutlich auch in dem Wissen, dass Strände nach allen Seiten offen sind, also sehr schwierig zu schützen seien.

Der Extremismusforscher vermutet zudem, dass die Angreifer im Umgang mit Waffen erfahren gewesen sind. „Videos des Anschlages, die von der britischen BBC und im Internet verbreitet werden, scheinen zu zeigen, dass die Täter relativ ruhig und methodisch vorgegangen sind.“

Schindler geht von hohem Vorbereitungsaufwand aus

Ein mutmaßlicher Schütze sei getötet worden, ein weiterer befinde sich in kritischem Zustand, sagte der Polizeichef von New South Wales, Mal Lanyon, am Sonntagabend (Ortszeit).

Die Behörden untersuchen zudem, ob ein dritter Schütze beteiligt war. Ein Bombenräumkommando sei wegen mehrerer mutmaßlicher Sprengsätze im Einsatz.

Schindler geht zudem von einem hohen Aufwand bei der Vorbereitung des Anschlags aus. So hätten womöglich Kontakte ins kriminelle Milieu den Angreifern ermöglicht, sich überhaupt Waffen zu besorgen. Denn Australien habe schon vor 30 Jahren nach einer Schießerei mit 35 Toten strenge Gesetze eingeführt.

Der Anschlag ist der blutigste in Australien seit 1996 und der Höhepunkt einer Reihe antisemitischer Angriffe seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023. (mit Agenturen)

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