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 Ermittler und Rettungskräfte arbeiten am Ort der Explosion in einem Café in Sankt Petersburg

© REUTERS/ANTON VAGANOV

Update

Weitere Verdächtige in Untersuchungshaft: Russische Partisanen bekennen sich zu Anschlag auf Militärblogger

Ein russischer Militärblogger ist bei einer Explosion in einem Café im russischen St. Petersburg getötet worden. Die russische Partisanengruppe NRA reklamiert den Anschlag nun für sich.

| Update:

Die russische Partisanengruppe „Nationale Republikanische Armee“ (NRA) hat sich offenbar zu dem Bombenanschlag auf den Journalisten und Blogger mit dem Pseudonym Wladlen Tatarski bekannt.

Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, kursiere seit Dienstagabend in mehreren sozialen Medien ein Bekennerschreiben – das nicht aus der Ukraine, sondern aus Russland stamme. Dahinter stecke die Partisanengruppe „Nationale Republikanische Armee“.

Die Untergrundorganisation, deren Existenz bis heute ungeklärt sei, reklamiere bereits den Anschlag auf die kremltreue Publizistin Darja Dugina für sich, die im vergangenen Jahr bei einer Autoexplosion in der Nähe von Moskau getötet worden war. Nun wolle die Gruppe auch für das zweite tödliche Attentat auf russische Propagandisten seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor gut einem Jahr verantwortlich sein.

„Am 2. April 2023 haben wir eine Aktion gegen die Z-Aktivistengruppe und persönlich gegen den bekannten Kriegspropagandisten, Kriegsverbrecher Maxim Fomin, bekannt als Wladlen Tatarski, organisiert und durchgeführt“, zitiert das RND das Schreiben, das auf dem Telegram-Kanal „Rospartizan“ veröffentlicht wurde.

Die Aktion sei in Eigenregie vorbereitet und durchgeführt worden und man habe keine Hilfe von irgendwelchen ausländischen Strukturen, geschweige denn Geheimdiensten bekommen.“

Russische Behörden nehmen Verdächtige fest

Behörden in St. Petersburg haben derweil eine 26-Jährige wegen Terrorismus angeklagt und in Untersuchungshaft genommen. Darya T. werde zudem des illegalen Besitzes von Sprengstoff beschuldigt, erklärte das für schwere Straftaten zuständige russische Ermittlungskomitee am Dienstag. Damit droht ihr eine lebenslange Haftstrafe.

T. habe bei dem Vorfall in einem Café auf Anordnung von „in der Ukraine ansässigen Personen“ gehandelt und „einen Terroranschlag durch eine organisierte Gruppe“ verübt, teilte das Ermittlungskomitee weiter mit. Die junge Frau habe eine mit Sprengstoff versehene Figur in ein Café nahe des historischen Stadtzentrums gebracht und sie Tatarski überreicht.

Die 26-Jährige hat zugegeben, die Figur mitgebracht zu haben, aber keine Verbindungen zur Ukraine erwähnt. Wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete, wurde T. am Dienstag in ein Moskauer Gericht gebracht. Das Gericht erließ eine zweimonatige Untersuchungshaft bis zum 2. Juni, die danach noch verlängert werden kann.

Tatarski war umgehend tot

Wladlen Tatarski war am Sonntag bei einer Explosion in einem Café im Zentrum der russischen Ostseemetropole Sankt Petersburg ums Leben gekommen. Der Gouverneur von St. Petersburg vermeldete im Onlinedienst Telegram 25 Verletzte, von denen 19 ins Krankenhaus gebracht worden seien.

Der 40-jährige Journalist und Blogger, der aus dem Donbass in der Ostukraine stammt, sei auf der Stelle tot gewesen.

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Auf Twitter kursieren Videos der Explosion, deren Authentizität sich aktuell nicht mit abschließender Gewissheit verifizieren lassen.

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Russische Polizisten sichern das Café, in dem sich die Explosion ereignete.
Russische Polizisten sichern das Café, in dem sich die Explosion ereignete.

© REUTERS/ANTON VAGANOV

Tatarski gilt als einer der bekanntesten Kriegsberichterstatter in den russischen sozialen Medien. Sein Telegram-Kanal hat über 560.000 Abonnenten. Zudem ist er Autor mehrerer Bücher über den russisch-ukrainischen Konflikt.

Das Café gehört offenbar Jewgeni Prigoschin

Tatarski, dessen richtiger Name Maxim Fomin lautet, hatte nach offiziell unbestätigten Medienberichten am Sonntag zu einem „patriotischen Abend“ in das Café „Stritfud-Bar No.1“ im Zentrum von Sankt Petersburg eingeladen, das nach Medienberichten Jewgeni Prigoschin, dem Chef der berüchtigten Söldnertruppe Wagner, gehören soll.

Der Blogger und Kriegsberichterstatter hatte ab 2014 zunächst als Aufständischer für die Unabhängigkeit des russisch kontrollierten Donbass gekämpft, ehe er sich dem Journalismus zuwandte. Blogger wie Tatarski seien „Verteidiger der Wahrheit“, erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, nach der tödlichen Explosion im Onlinedienst Telegram.

Er verbreitete in seinem Blog Videos vom Frontgeschehen in der Ukraine und gab zuletzt jungen russischen Soldaten Tipps, wie sie sich in den vordersten Linien verhalten sollten.

Eine Gruppe namens „Cyber Front Z“, die sich selbst in den Onlinenetzwerken als „Russlands Informationssoldaten“ bezeichnet, erklärte, das Lokal für den Abend gemietet zu haben.

„Es gab einen Terroranschlag. Wir haben bestimmte Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber es waren nicht genug“, erklärte die Gruppe auf Telegram.

Bei einer Autobombenexplosion in Moskau war im August die Tochter des radikalen Ideologen Alexander Dugin gestorben. Die 29-jährige Darja Dugina war Philosophin und Publizistin. Sie war eine Unterstützerin des Angriffskriegs auf die Ukraine. (Reuters/dpa/AFP)

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