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Der finnische Verteidigungsminister Antti Häkkänen nimmt am 26. September 2025 an einer Pressekonferenz im Verteidigungsministerium in Helsinki, Finnland, teil.

© IMAGO/Lehtikuva/Markku Ulander

„Dürfen dem nicht auf den Leim gehen“: Finnlands Verteidigungsminister erklärt die Strategie hinter Russlands Provokationen

Derzeit häufen sich Meldungen von Drohnen im europäischen Luftraum. Finnlands Verteidigungsminister Antti Häkkänen betont: Nur Schwäche provoziert den Kreml.

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Dass Russland den europäischen Luftraum mittels Drohnen und Flugzeugen verletzt, sei per se kein neues Phänomen, sagte der finnische Verteidigungsminister Antti Häkkänen vor Journalisten in Helsinki. Laut „Welt“ halte der Minister es aber nicht für einen Zufall, dass sich die Vorfälle derzeit häufen.

„Ich glaube, dass Russland versucht, unseren Fokus zu verschieben – weg von der Unterstützung der Ukraine und hin zu unserer eigenen Luftverteidigung“, wird Häkkänen zitiert. Aber statt dem russischen Plan auf den Leim zu gehen, müsse der Westen die Verteidigungskapazitäten an den Nato-Außengrenzen ausbauen und gleichzeitig die Ukraine weiter unterstützen.

Allerdings würden die russischen Drohnenkapazitäten die westlichen Staaten vor ein Dilemma stellen, sagte Häkkänen. „Es ist schwierig, darauf in einer kosteneffizienten Weise zu reagieren.“ Als Anfang September rund 20 russische Drohnen in den polnischen Luftraum eindrangen, stiegen Nato-Jets auf und schossen jene, die als Bedrohung eingestuft wurden, mit teuren Lenkflugkörpern ab. Zuletzt hatte es zudem in Dänemark mehrere Drohnen-Überflüge an Flughäfen gegeben.

Europa müsse daher „massiv“ in die Entwicklung eigener Drohnen und Produktionskapazitäten investieren, sagte der finnische Verteidigungsminister. Dabei solle man das Know-how der Ukraine nutzen.

Am Freitagnachmittag vereinbarten zudem die Verteidigungsminister der EU-Frontstaaten Finnland, Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien den Aufbau eines „Drohnenwalls“. Das Konzept sehe das Erkennen, Verfolgen und Abfangen von unbemannten Flugkörpern mithilfe von fortschrittlichen Fähigkeiten vor, wie EU-Verteidigungsindustriekommissar Andrius Kubilius im Anschluss an eine Videokonferenz mitteilte.

Neben dem Ausbau der Luftverteidigung müssten die europäischen Verbündeten allerdings auch in anderen Bereichen aufrüsten, forderte Häkkänen. „Das ist das Worst-Case-Szenario für Putin, dass die europäischen Länder sich alle mit ihren Verteidigungsfähigkeiten zur Seite stehen.“ Der „effektivste Weg, um zu verhindern, dass Russland überhaupt einen Versuch startet“, sei eine große Anzahl an Soldaten und Reservisten sowie genügend Munition.

Medwedew wirft Finnland Kriegsvorbereitung vor

Auf den Vorwurf aus dem Kreml, das benachbarte Finnland würde einen Angriff auf Russland vorbereiten, reagierte der Minister gelassen. Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew hatte Helsinki Anfang September einen Kriegskurs gegen Russland vorgeworfen. „Nach dem Nato-Beitritt fährt Helsinki unter dem Vorwand von Abwehrmaßnahmen einen Konfrontationskurs in Vorbereitung auf einen Krieg mit Russland und bereitet scheinbar einen Brückenkopf für einen Angriff auf uns vor“, hatte der als Vizechef des nationalen Sicherheitsrats immer noch einflussreiche Medwedew in einer Kolumne für die staatliche Nachrichtenagentur Tass geschrieben.

Medwedew hatte in seiner Kolumne beklagt, dass in „unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze“ Stabsstrukturen für Heereseinheiten in Lappland geschaffen würden. Es sei klar, gegen wen sich diese Strukturen richteten, da die Nato Russland zum Feind erklärt habe. „Wir sind russische Propaganda gewohnt. Die Methode ist schon im Kalten Krieg die gleiche gewesen“, so Häkkänens Reaktion darauf.

Schon in der Vergangenheit habe Russland mit einem Wechsel aus Annäherung und Eskalation gespielt. „Ich glaube, das ist die wichtigste Schlussfolgerung: Schwäche provoziert Russland“, sagte Häkkänen. Nun dürfe der Westen nicht den Fehler machen, dem Kreml durch eine lückenhafte Verteidigung eine Gelegenheit zu bieten, die Grenzen weiter auszutesten. (Tsp mit Agenturen)

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