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Ein Soldat der Gruppe Wagner bewacht im März 2023 eine Straße in der Stadt Bachmut.

© IMAGO/ITAR-TASS

Folter und Hinrichtungen: Ehemaliger Wagner-Söldner beschreibt seine Kriegsverbrechen

Schon lange werden Prigoschins Söldnern zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen. Ein Ex-Soldat hat nun gegenüber dem „Guardian“ zum Einsatz im Ukrainekrieg ausgepackt.

Stand:

Ende März gaben die UN bekannt, dass im Ukrainekrieg mehrere schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht bezüglich Kriegsgefangener dokumentiert wurden. Beide Kriegsparteien – die sich verteidigende Ukraine und der Aggressor Russland – haben sich demnach schuldig gemacht. Als besonders brutal wird aber schon lange das Vorgehen der nichtstaatlichen Militärorganisation Wagner beschrieben, die aufseiten der Russen kämpft.

Diese Zuschreibung hat damit zu tun, dass den Wagner-Söldnern auch bei ihren Einsätzen im Syrienkrieg bereits Folter und Morde an Zivilisten vorgeworfen wurden. Es entstand das Bild einer verrohten Truppe, in Teilen rekrutiert aus ehemaligen Gefangenen, denen für ihren Einsatz Straffreiheit in Aussicht gestellt wird. Derzeit kämpfen die Männer unter dem Kommando des Unternehmers und Putin-Vertrauten Jewgeni Prigoschin in der Ukraine.

Ein Mann namens Alexej Sawitschew, der sich dem „Guardian“ gegenüber als ehemaliger Wagner-Söldner ausgab, hat nun einen Einblick gegeben in die Kriegsverbrechen, die er und seine Kameraden demnach begangen haben. Es sind schwer erträgliche Schilderungen über eine offenbar völlig enthemmte Kriegsführung:

  • Die Wagner-Söldner sollten keine Gefangenen mitnehmen, sondern dem Befehl ihrer Vorgesetzten nach ukrainische Soldaten „einfach auf der Stelle“ erschießen.
  • Während der Kämpfe in der Nähe der ostukrainischen Stadt Soledar im vergangenen Herbst war Sawitschew nach eigenen Angaben an der Tötung von 20 ukrainischen Soldaten beteiligt, die umzingelt waren. „Es ist Krieg und ich bereue nichts von dem, was ich dort getan habe. Wenn ich könnte, würde ich zurückgehen.“
  • In einem anderen Fall habe Sawitschew zusammen mit anderen Wagner-Kämpfern „mehrere Dutzende“ verletzte ukrainische Kriegsgefangene getötet, zu diesem Zweck seien Granaten in den Graben geworfen worden, wo sich die Opfer befunden haben sollen.
  • Wir haben auch Soldaten gefoltert, da gab es keine Regeln“, so Sawitschew weiter.
Auf diesem Bildschirmfoto ist der Gründer des Wagner-Zentrums, Jewgeni Prigoschin, in einer Videoansprache zu sehen (Archivbild).
Auf diesem Bildschirmfoto ist der Gründer des Wagner-Zentrums, Jewgeni Prigoschin, in einer Videoansprache zu sehen (Archivbild).

© IMAGO/ITAR-TASS

Der „Guardian“ verweist im Artikel außerdem auf die Schilderungen eines anderen Ex-Wagner-Kämpfers namens Azamat Uldarov. Bei einer Gelegenheit hätten die Männer demnach eine Gruppe Menschen getötet, die im Keller eines neunstöckigen Wohnblocks in der ostukrainischen Stadt Bachmut Schutz gesucht hätten – darunter soll auch ein junges Mädchen gewesen sein.

Mädchen erschossen

„Sie hat geschrien, sie war ein kleines Kind, fünf oder sechs Jahre alt, und ich habe sie erschossen, ein Todesschuss. Ich durfte niemanden rauslassen, verstehen Sie?“ Die Darstellung von Uldarov soll auf einem Video zu sehen sein, das die Seite Gulagu.net veröffentlicht habe.

Wir werden einfach alle auf dem Schlachtfeld vernichten“, sagte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin am Sonntag auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes.

Prigoschin begründete dies mit einem angeblich abgefangenen Funkspruch der Ukrainer, in dem diese die Erschießung verletzter Wagner-Söldner besprochen haben sollen.

Sobald aber eine Seite Kriegsgefangene genommen habe, sei sie für deren Versorgung und Sicherheit verantwortlich, sagte Prigoschin – eine Regel, an die sich seine eigenen Männer den im „Guardian“ publizierten Schilderungen nach offensichtlich nicht halten.

Und es ist noch nicht so lange her, dass ein anderes mutmaßliches Kriegsverbrechen für Bestürzung gesorgt hat. Mitte April tauchte ein Video im Internet auf, das die Enthauptung eines angeblichen ukrainischen Kriegsgefangen zeigen soll. Das Video sorgte für schockierte Reaktionen. Ein russischer Ex-Söldner will die Täter identifiziert haben, sagte die russische Bürgerrechtsorganisation Gulagu.net. Es soll sich um Kämpfer der Söldnertruppe Wagner handeln.

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