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Artilleristen feuern einen RM-70 Mehrfachraketenwerfer nahe der Front ab.

© dpa/---

Update

„Front zusammengebrochen“: Russland mit größten monatlichen Geländegewinnen seit Juli 2022

Russische Truppen rücken im Osten der Ukraine immer weiter vor. Die Lage an der Front ist laut dem ukrainischen Militär prekär. Die Gründe sind vielfältig.

Stand:

Die russische Armee hat nach Angaben aus Moskau ein weiteres Dorf im Nordosten der Ukraine eingenommen. Russische Einheiten hätten das Dorf Krugljakowka in der Region Charkiw „befreit“, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch unter Verwendung des russischen Namens für den Ort Krugljakiwka, wo die russischen Truppen Kiew seit Monaten zunehmend unter Druck setzen.

Das Dorf Krugljakiwka hatte vor dem Konflikt rund 1200 Einwohner. Es liegt etwa 20 Kilometer südlich der umkämpften Stadt Kupjansk. An die sind die russischen Truppen jetzt aus mehreren Richtungen näher herangerückt. Knapp drei Kilometer sollen die Russen nur noch von der Stadt entfernt sein, berichtet der Leiter der Militärverwaltung der Stadt.

Am Montag hatte Russland die Einnahme der ostukrainischen Stadt Selydowe gemeldet. Die Frontstadt in der Region Donezk rund 18 Kilometer südöstlich der logistisch bedeutsamen Stadt Pokrowsk sei „vollständig befreit“ worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag.

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Vor Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 hatte Selydowe etwa 20.000 Einwohner. Im Stadtgebiet befindet sich das letzte Kohlebergwerk in der Region Donezk, das bislang noch unter ukrainischer Kontrolle war. Trotz Selydowes Lage an der Frontlinie wurde der Kohleabbau dort fortgesetzt und war für die Ukraine wichtig.

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Die russische Armee meldet bereits seit Monaten immer wieder Gebietsgewinne in Donezk und rückt nach eigenen Angaben weiter auf Pokrowsk vor. Kurz vor der Einnahme von Selydowe hatte Russland die Eroberung der zwei nahegelegenen Dörfer Bogoyawlenka und Kateryniwka sowie der Kleinstadt Girnyk verkündet. Alle drei Orte liegen südlich von Selydowe und in der Nähe der Industriestadt Kurachowe, die unter ukrainischer Kontrolle steht.

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Laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AFP, die sich auf Daten des American Institute for the Study of War (ISW) stützt, nahm die russische Armee im Oktober 2024 bereits 478 Quadratkilometer ukrainischen Territoriums ein. Dies ist Russlands größter Gebietsgewinn seit seinen anfänglichen Erfolgen im Jahr 2022.

Wie die „New York Times“ ausgewertet hat, sind Putins Truppen im Oktober 2024 so stark vorgerückt wie zuletzt im Juli 2022. Schon im August brach demnach eine ukrainische Verteidigungslinie nahe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk. Das ermöglichte den späteren schnelleren Vorstoß russischer Soldaten.

Hinzu kam, dass die Ukrainer an vielen Teilen der Front keine weiteren Verteidigungsanlagen errichtet hatten, die Russen also teilweise über mehrere Kilometer freies Gelände vorstoßen konnten. Auch die Nutzung von Gleitbomben, um ukrainische Stellungen zu zerstören, habe zum schnelleren Vorankommen der Russen beigetragen, schreibt die „NYT“

Auch die Analysten des Institute for the Study of War (ISW) weisen darauf hin, dass sich das Tempo der russischen Offensive in der Ukraine erhöht hat. Nach Ansicht der Experten bleibt dieses Tempo jedoch langsam und entspricht einem Stellungskrieg.

„Das Tempo der russischen Vorstöße in der Ukraine hat in den letzten Wochen zugenommen, bleibt aber langsam und entspricht eher einem Stellungskrieg als schnellen mechanisierten Manövern, was unterstreicht, wie sehr die russischen Vorstöße nach mehr als zweieinhalb Jahren Krieg insgesamt stagnieren“, schreibt das ISW in einem Bericht.

Zuvor hatte ein hoher ukrainischer Militär Berichte von massiven Problemen an der Front im Westteil des Gebietes Donezk bestätigt. „Wir wissen alle, dass ich kein militärisches Geheimnis verrate, wenn ich sage, dass unsere Front zusammengebrochen ist“, sagte Generalmajor Dmytro Martschenko in einem am Montagabend veröffentlichten Videointerview des Ex-Parlamentsabgeordneten Boryslaw Beresa.

Der ukrainische Abgeordnete Roman Kostenko widersprach dem in einem Radiointerview. Trotz der schwierigen Lage in der Ostukraine sei es verfrüht, von einem Zusammenbruch der Front zu sprechen. „Wir verlieren in der Tat Territorium. Wir sehen, dass wir den Feind jetzt nicht aufhalten können. Über den Zusammenbruch der Front könnte man aber nur sprechen, wenn der Feind schnell über Dutzende von Kilometern in unsere Verteidigung eingedrungen wäre und wenn die Besatzer bereits tief in den Regionen Charkiw und Dnipro stecken würden.“ Das sei nicht der Fall. (Tsp, AFP, dpa)

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