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Ein Mitglied einer russischen medizinischen Spezialeinheit arbeitet in der Region Saporischschja.

© IMAGO/ITAR-TASS

Gefährliche Bakterien: Russische Soldaten finden infiziertes Vieh – und stecken sich mit Milzbrand an

Offenbar wollten sie in der ukrainischen Region Saporischschja einen Graben ausheben und sind auf einen Tierfriedhof gestoßen. Milzbrand ist eine seltene Infektion und kann tödlich enden.

Mehrere Länder haben im 20. Jahrhundert mit dem Einsatz von Milzbrandbakterien als Waffe experimentiert, darunter sind die USA und die Sowjetunion. Statt den Gegner mit Kugeln zu töten, zielt die biologische Kriegsführung darauf ab, Soldaten krank zu machen. Laut UN-Vertrag ist die Entwicklung, Herstellung und Lagerung biologischer Waffen seit 1972 verboten.

Trotzdem hat es im Ukrainekrieg nun angeblich Fälle von Milzbrand (Anthrax) gegeben – die aber offenbar auf eine Ansteckung an Tierkadavern zurückgehen. Das jedenfalls behauptet der ukrainische Politiker Iwan Fedorow auf seinem Telegram-Kanal, er ist seit 2020 Bürgermeister von Melitopol. Die Stadt im Südosten der Ukraine wurde kurz nach Beginn der russischen Invasion eingenommen und ist seitdem russisch besetzt.

Versehentlich einen infizierten Viehfriedhof ausgebuddelt?

Die Besatzer gruben Gräben aus, gruben versehentlich einen Viehfriedhof aus und erkrankten an Anthrax ...“, schreibt Fedorow am 25. April. Aus seinem Text ist Häme herauszulesen und ob seine Darstellung stimmt, lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Sie passt zum Stereotyp der „dummen Russen“, der Vorstellung also, dass die russischen Invasoren immer wieder Fehler machten.

Unplausibel ist Fedorows Darstellung jedoch nicht. Eine Milzbrand-Infektion ist beim Kontakt mit infizierten Tieren durchaus möglich, die Erreger werden häufig auf diesem Weg übertragen. Dabei reichen kleinste Risse in der menschlichen Haut.

Laut den Angaben von Iwan Fedorow seien zwei russische Soldaten ins Krankenhaus von Melitopol eingeliefert worden, wo die Milzbrand-Diagnose bestätigt worden sei. Die Männer seien dann schnell entlassen und an einen unbekannten Ort gebracht worden. Ihre Einheit soll unter Quarantäne gestellt worden sein.

Die Vermutung liegt nahe, dass die infizierten russischen Soldaten in der Region Saporischschja einen Verteidigungsgraben ausheben wollten. Womöglich ging es um die Vorbereitung auf die ukrainische Frühjahrsoffensive.

Russische Vorbereitung auf die ukrainische Frühjahrsoffensive

Sie soll den Grundstein für die Rückeroberung des gesamten, russisch besetzten Staatsgebietes legen, der noch dieses Jahr zumindest im Bereich des Möglichen liegt – wenn es nach dem ukrainischen Militärgeheimdienstchef Kyrylo Budanow geht. Allerdings könnten diese Erwartungen, die im In- und Ausland zu hören sind, überzogen sein.

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hat am Donnerstag vor zu hohen Erwartungen im In- und Ausland an die geplante Frühjahrsoffensive gewarnt. „Sie sind definitiv überhöht, alle möchten den nächsten Sieg“, sagte der 56-Jährige in einem Interview für die Nachrichtenagentur RBK-Ukrajina.

Resnikow erinnerte daran, dass anfänglich nur gehofft wurde, sein Land möge irgendwie überleben. „Doch als die Streitkräfte der Ukraine Erfolge zeigten, begannen alle an den Sieg zu glauben“, sagte der Minister. Russland kontrolliert weiterhin fast 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets, einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim. (mit dpa)

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