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Politischer Gefangener Kara-Mursa

© dpa/Dmitry Serebryakov

Gefangenenaustausch mit Russland: Freigelassener Kara-Mursa dankt Scholz und nennt Putin „Mörder“

Der russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa ist einer der im Gefangenenaustausch freigekommenen. Der Deal ist aus seiner Sicht auch das Verdienst von Olaf Scholz.

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Nach seiner Freilassung im Rahmen des größten Gefangenenaustauschs zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg hat der russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa Kanzler Olaf Scholz (SPD) und den Deutschen gedankt. „Es war keine einfache Entscheidung für Bundeskanzler Scholz“, sagte Kara-Mursa am Freitag bei einer Pressekonferenz in Bonn mit weiteren Freigekommenen.

Wichtiger Bestandteil der Vereinbarung mit Russland war die Freilassung des sogenannten Tiergarten-Mörders Vadim Krasikow aus deutscher Haft.

„Gestern wurden 16 Menschenleben gerettet“, hob Kara-Mursa bevor. „Ich glaube nicht, dass es auf der Welt etwas Wichtigeres gibt.“ Der 42-Jährige fügte hinzu, er wolle „allen Menschen in Deutschland danken, die sich für Befreiung der politischen Gefangenen eingesetzt haben und es weiter tun“.

„Ich fühle mich wie im Film: Gestern war ich noch in Haft, und heute bin ich am schönen Ufer des Rheins in Bonn“, beschrieb Kara-Mursa seinen Gefühlszustand nach seiner Freilassung am Donnerstag. „Das ist alles sehr surreal.“

Zugleich machte Kara-Mursa deutlich, dass er seinen Widerstand gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin fortsetzt. Der Kreml-Chef sei „ein Diktator, ein Usurpator und ein Mörder“, der unter anderem für den Tod von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in russischer Lagerhaft sowie für den Tod zahlreicher ukrainische Kinder verantwortlich sei.

Der ebenfalls freigelassene russische Oppositionelle Ilja Jaschin hat hingegen gewarnt, dass der Austausch zu weiteren willkürlichen Festnahmen in Russland führen könne. „Es ermutigt Putin, noch mehr Geiseln zu nehmen“, sagte Jaschin am Freitagabend bei einer Pressekonferenz.

Bei dem Austausch von Gefangenen befinde sich der Westen in einem „schwierigen Dilemma“. Zugleich betonte Jaschin, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dieses Dilemma „sehr gut versteht“.

Ein dritter freigelassener Oppositionspolitiker, Andrej Piwowarow, sagte: „Ohne die Unterstützung Deutschlands hätte niemand den Ort, wo wir waren, überleben können. Viele wurden vor dem Tod gerettet.“

Russland und sein Verbündeter Belarus sowie auf der anderen Seite Deutschland, die USA und drei weitere Nato-Staaten hatten den Gefangenenaustausch am Donnerstagnachmittag in der türkischen Hauptstadt Ankara vollzogen. Russland ließ 15 Inhaftierte frei, unter ihnen vier Gefangene mit deutschem Pass.

Auch die Freilassung eines in Belarus zunächst zum Tode verurteilten und später begnadigten Deutschen konnte erreicht werden. Nach russischen Angaben wurden im Gegenzug acht russische Häftlinge und zwei Minderjährige nach Russland ausgeflogen.

Die russischen Behörden hatten Kara-Mursa im April 2022 inhaftiert, nachdem er in einer Rede in den USA Russland „Kriegsverbrechen“ gegen die Ukraine vorgeworfen hatte. Im April 2023 wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt. Es war eine der längsten Haftstrafen, die je gegen einen Kritiker von Kreml-Chef Wladimir Putin verhängt worden war.

Der 42-Jährige leidet unter einer Erkrankung des Nervensystems. Nach seinen Angaben handelt es sich dabei um die Folgen von mehreren Giftanschlägen. Recherchen von Medien wie „Der Spiegel“ und „Bellingcat“ stützen Kara-Mursas Vergiftungsvorwürfe. (AFP)

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