
© imago/ITAR-TASS
„Gibt es hier kaum“: Im russischen Dagestan feiern Anwohner die Aufstellung neuer Müllcontainer „wie eine Parade“
„Schade, dass niemand Blumen zum Niederlegen mitgebracht hat“, sagt ein Bewohner der Hauptstadt Dagestans. Gefeiert wird hier die Aufstellung öffentlicher Müllcontainer – mit Luftballons und Selfies.
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In der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan feiern Anwohner offenbar die Aufstellung von öffentlichen Müllcontainern. Das geht aus einem Video hervor, das der ehemalige Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Gerashchenko, am Dienstag via X teilte. Unabhängig überprüfen ließ sich das Bildmaterial bislang nicht.
Demnach soll in der Stadt Machatschkala jüngst ein neuer Standort mit öffentlichen Abfallcontainern eröffnet worden sein. „Den Reaktionen der Menschen nach zu urteilen, ist das dort ein großes Ereignis“, urteilt Gerashchenko. „Sowohl Kinder als auch Erwachsene machen Fotos von sich mit den Abfallcontainern im Hintergrund.“
In dem Video sind Kinder und Erwachsene zu sehen, die vor den Abfallbehältern posieren, während mehrere Anwesende Fotos machen. Ein Kind hält einen Luftballon in der Hand. Ein filmender Mann beschreibt die Situation vor Ort.
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„Die Kinder kommen her wie bei einer Parade und machen Selfies und Fotos“, sagt der Filmende und hebt hervor: „Es ist so schön.“ Dem Mann zufolge seien die neuen Müllcontainer im Zentrum der Hauptstadt eröffnet worden. „Es gibt hier kaum noch Orte wie diesen in Machatschkala“. Es sei „schade“, dass die Kinder keine Blumen zum Niederlegen mitgebracht hätten, so der Mann. Aber immerhin seien alle zum Platz gekommen, „Kinder mit Ballons sowie auch Erwachsene“.
Russen bemängeln „Müllberge“ in den Straßen
Tatsächlich hat die Hauptstadt der russischen Teilrepublik seit Langem mit einem Müllproblem zu kämpfen. Wie die Stadtveraltung Machatschkala bereits im April 2024 auf ihrem offiziellen Telegram-Account berichtete, habe der Betreiber der regionalen Abfallwirtschaft „mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, die zu Unterbrechungen bei der Abfallbeseitigung führten.“
Der sanitäre Zustand der Stadt hat sich verschlechtert.
Stadtverwaltung Machatschkala, Dagestan
„In letzter Zeit hat sich der sanitäre Zustand der Stadt verschlechtert“, bestätigte ein Sprecher des Rathauses der kaukasischen Zeitung „Vestnik Kavkaza“ damals. Allerdings habe man bereits „alle möglichen Maßnahmen“ eingeleitet, um dem Müllkollaps entgegenzuwirken.
Eine dieser Maßnahmen sei offenbar gewesen, dass „Männer aus dem Rathaus“ sowie Mitarbeiter der Stadtverwaltung und anderer Institutionen sich aktiv an der Müllbeseitigung beteiligt hätten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Behördenangaben. Doch auch danach hätten sich Anwohner in den sozialen Netzwerken über die „Müllberge“ in den Straßen beschwert.
Im November 2024 wurde nach einer vom Umweltminister Ratmir Rasulow in Auftrag gegebenen Untersuchung schließlich bekanntgegeben, dass es in ganz Dagestan an „mehr als 5000 zusätzlichen Containerstandorten und etwa 20.000 einzelnen Containern“ fehle, wie die staatliche Nachrichtenagentur „RIA Dagestan“ berichtete. Allein in Machatschkala benötige man etwa 2700 weitere öffentliche Plätze für die Abfallbeseitigung.
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Müllkollaps in Russlands Teilrepublik: Was sind die Hintergründe?
Obwohl die Stadtverwaltung als Hauptgrund „technische Probleme“ beim regionalen Abfallunternehmen „Machatschkala-1“ angab, dürfte ein weiterer Faktor wesentlich zum fortschreitenden Müllkollaps beigetragen haben.
Kurz bevor sich die Abfallberge in den Straßen von Machatschkala drastisch auftürmten, wurden in der Hauptstadt großangelegte Razzien gegen Arbeitsmigranten durchgeführt, die sich illegalerweise in Dagestan aufhielten. Viele von ihren arbeiteten für die Abfallwirtschaft „Machatschkala-1“.
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Eine interne Quelle aus dem Rathaus bestätigte der russischen staatlichen Nachrichtenagentur „RIA Novosti“, dass es einen direkten Zusammenhang gäbe und die städtische Verwahrlosung unmittelbar „nach der Inhaftierung der Gastarbeiter aus Zentralasien“ angefangen habe. Zudem hätten viele der Migranten, von denen viele für die Müllabfuhr arbeiteten, die russische Teilrepublik fluchtartig verlassen.
Nach dem Terroranschlag auf die Konzerthalle „Crocus City Hall“ in Russland nahe Moskau am 22. März 2024 ordnete der Kreml unter Putin Massenverhaftungen und Razzien gegen Migranten an, die sich illegal im Land aufhielten.
Für den islamistisch motivierten Angriff mit 140 Toten wurden vier tadschikische Staatsbürger verantwortlich gemacht. Nach den Festnahmen nahmen die rassistischen Angriffe gegen Migranten aus Zentralasien in Russland eklatant zu.
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