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US-Freigabe erteilt?: Ukraine darf Russland jetzt angeblich mit weitreichenden Raketen angreifen – Trump dementiert
Einem Bericht zufolge haben die USA ukrainische Angriffe auf Russland mit weitreichenden westlichen Waffen freigegeben. Der US-Präsident spricht von Fake News – während Kiew aber einen Marschflugkörper-Einsatz meldet.
Stand:
Am Dienstag gab der ukrainische Generalstab einen besonderen Angriff auf die russische Kriegsproduktion bekannt. Getroffen wurde demnach eine Rüstungsfabrik im Gebiet Brjansk, das nördlich an die Ukraine grenzt. Es sollen unter anderem britische Storm-Shadow-Marschflugkörper auf die Produktionsstätte abgefeuert worden sein. Von diesen Waffen mit einer Reichweite von angeblich mehr als 250 Kilometern war lange nichts mehr zu hören. Warum flogen die Storm Shadow ausgerechnet jetzt?
Bericht: USA haben Beschränkung aufgehoben
Am Mittwoch berichtete das „Wall Street Journal“ (WSJ) unter Verweis auf US-Beamte, dass die US-Regierung „eine wichtige Beschränkung für den Einsatz bestimmter Langstreckenraketen“ aufgehoben habe. Es gehe um Waffen, die von westlichen Verbündeten geliefert wurden – demnach fallen die Storm Shadow darunter. Washington kann an dieser Stelle mitreden, weil die Ukraine offenbar auf Zieldaten aus den USA angewiesen ist.
Der nicht offiziell angekündigte Schritt sei erfolgt, nachdem die Zuständigkeit für diese Freigaben von Verteidigungsminister Pete Hegseth auf den obersten US-General in Europa, Alexus G. Grynkewich, übergegangen sei.
Die Freigabe-Entscheidung soll dem Bericht nach gefallen sein, bevor sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump vergangene Woche im Weißen Haus getroffen haben. Dort wurde die Hoffnung des Gastes auf Tomahawk-Marschflugkörper – die viel weiter fliegen als Storm Shadow – schließlich enttäuscht.
Etwas mehr Druck auf Russland
Die vom „WSJ“ vermeldete Wende bei den anderen westlichen Marschflugkörpern sei mit einem Vorstoß von Trump Anfang Oktober zusammengefallen, mit dem er den Kreml zu Gesprächen über eine Beendigung des Krieges drängen wollte, schreibt das Blatt. Dazu gehörte demnach auch Trumps damaliges öffentliches Gedankenspiel, die Lieferung von Tomahawk zu genehmigen.
Oder ist die mögliche Freigabe für Storm Shadow & Co. als ein kleiner Ausgleich gedacht? Tomahawk mit ihrer Reichweite von angeblich mehr als 1600 Kilometer werden nicht geliefert, aber dafür darf die Ukraine zumindest im Grenzgebiet mit westlichen Marschflugkörpern zuschlagen, die längst nicht so weit fliegen? Nun jedenfalls hat sich Trump auch an anderer Stelle für etwas mehr Druck auf Aggressor Russland entschieden: Seine Regierung gab Sanktionen gegen große russische Öl-Firmen bekannt.
Trump selbst meldete sich inzwischen auf seiner Propaganda-Plattform „Truth Social“ mit einem Dementi zu Wort. „Der Bericht des Wall Street Journal über die Zustimmung der USA, dass die Ukraine Langstreckenraketen tief in Russland einsetzen darf, ist FAKE NEWS!“, behauptete er. Die USA hätten nichts mit diesen Raketen zu tun – eine Aussage, die in dieser Pauschalität angesichts der amerikanischen Zieldaten zumindest fragwürdig ist.
Womöglich will Trump aber auch nur verdeutlichen, dass es nicht um Schläge „tief“ in Russland geht, also in Gebieten viele hundert Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. (mit dpa)
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