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Die Taliban beschneiten massiv die Rechte der Frauen.

© dpa/Ebrahim Noroozi

Herrschaft der Taliban: Was der Westen für Afghanistan tun kann – und muss

Afghanistans radikale Islamisten verbannen Frauen aus dem öffentlichen Leben und schließen sie von der Bildung aus. Muss der Westen seine Unterstützung einstellen? Bloß nicht!

Ein Kommentar von Christian Böhme

Es ist überfällig, nicht mehr die Augen vor der tristen Realität zu verschließen. Afghanistan ist auf dem Weg Richtung Steinzeit-Islamismus. Das heißt auch und vor allem: Für Frauen ist im fundamentalistischen Patriarchat der Taliban kein Platz – außer als Mutter und Haushaltskraft.

Aus dem öffentlichen Leben werden sie verbannt. Wenn Mütter und Töchter doch mal die heimischen vier Wände verlassen, dann nur bis fast zur Unkenntlichkeit verhüllt. Auch Bildung bleibt ein Privileg der Männer. Ab der siebenten Klasse ist Mädchen der Schulbesuch untersagt; jungen Frauen wird der Zugang zu Universitäten verwehrt.

Jetzt soll zudem Hilfsorganisationen verboten werden, weibliche Mitarbeitende in Afghanistan zu beschäftigen – die Entrechtung der Frauen vollzieht sich in einem rasanten Tempo.

Die Versprechen der Taliban waren Blendwerk

Anderthalb Jahre nach dem blamablen Rückzug des Westens ist damit klar: Das Versprechen der radikalen Islamisten bei ihrer Machtübernahme im August 2021, man werde einen gemäßigten Kurs einschlagen und zumindest einige Freiheiten gewähren, war nichts anderes als Blendwerk. Das hätte jedem bewusst sein müssen.

Doch lieber hat man sich den Abzug schöngeredet, nach dem Motto: So schlimm wird es schon nicht kommen. Heute haben in Afghanistan jene extremistischen Hardliner das Sagen, die allein der Idee eines theokratischen „Emirats“ huldigen. Und der Westen hat dagegen keine Handhabe.

Aber der Westen kann etwas Sinnvolles tun: an der humanitären Hilfe für das geschundene Land festhalten. Es stimmt, das Arbeitsverbot für Frauen bei ausländischen Nichtregierungsorganisationen schränkt deren wichtige Arbeit massiv ein.

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Der Zugang zu Frauen und Kinder – sie haben Hilfe besonders nötig – wird deutlich erschwert, keine Frage. Die Wut über diese Einschränkung ist also verständlich. Schließlich geht es auch um Haltung.

Allerdings reicht das als Argument nicht aus, Geld und Hilfe zu streichen. Denn es würde gerade die Ärmsten der Armen besonders hart treffen. Von denen gibt es nach einem jahrzehntelangen Krieg in Afghanistan Millionen. Hunger, Not und Elend sind allgegenwärtig.

Hier muss der Westen helfen. Das ist er den Menschen schuldig, die er im August 2021 schmählich im Stich ließ. Trotz allen Widrigkeiten und Zumutungen die Unterstützung aufrechtzuerhalten, mag politisch falsch sein. Aber es zeugt von Verantwortung und Menschlichkeit.

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