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Hinrichtungen und „systematische Tötungen“: Offenbar mehr als 460 Tote bei Angriffen auf Krankenhaus im Sudan
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen in der Stadt El Fasher in der sudanesischen Region Darfur mehr als 460 Menschen in einem Krankenhaus getötet worden sein.
Stand:
Bei Angriffen auf ein Krankenhaus in der Stadt Al-Faschir im Sudan sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 460 Menschen getötet worden. Es habe sich um Patienten und Begleitpersonen im „Saudi Maternity Hospital“ gehandelt, teilte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf mit.
Der Angriff sei entsetzlich und zutiefst schockierend. Zuvor sei Gesundheitspersonal entführt worden. Nähere Angaben machte Tedros nicht. Vor diesem jüngsten Angriff habe die WHO in dem Konflikt im Sudan insgesamt 185 Angriffe auf Einrichtungen des Gesundheitswesens mit 1204 Toten und 416 Verletzten erfasst.
Allein in diesem Jahr hätten sich 49 dieser Angriffe mit 966 Toten ereignet. Alle Angriffe auf Einrichtungen des Gesundheitswesens müssten unverzüglich und bedingungslos eingestellt werden.
Satellitendaten zufolge gehen die Massaker weiter
Die „Massaker“ in der Stadt Al-Faschir dauerten einer Auswertung von Satellitendaten zufolge an, hatte das Humanitarian Research Lab (HLR) der US-Gesundheitsfakultät Yale am Dienstagabend mitgeteilt. Die Auswertung der Bilder würden die Beweise „erhärten, dass die Massaker in den vergangenen 48 Stunden seit der Einnahme (der Stadt) durch die RSF weitergehen“.
Demnach gab es Hinrichtungen in der Nähe von zwei Krankenhäusern sowie „systematischen Tötungen“ am Wall der Stadtbefestigung im Osten von Al-Faschir. Nach Angaben der UNO sind seit Sonntag mehr als 33.000 Menschen vor den Kämpfen geflüchtet, die meisten von ihnen in die Gegend außerhalb der Stadt und nach Tawila. In dieser Stadt rund 70 Kilometer westlich von Al-Faschir sind laut UNO bereits 650.000 Flüchtlinge angekommen. Dennoch sind nach jüngsten UN-Angaben noch etwa 177.000 Zivilisten in Al-Faschir.
Die Miliz „Rapid Support Forces“ (RSF) hatte die Stadt Al-Faschir im Westen des Sudan am Sonntag eingenommen. Am Montag bestätigte Sudans Militärherrscher Fattah al-Burhan den Rückzug der Armee aus der Stadt. Die Afrikanische Union (AU) warnte in der Folge vor „Kriegsverbrechen und ethnisch motivierten Morden“.
Die sudanesische Armee warf der RSF-Miliz die Hinrichtung von mehr als 2000 unbewaffneten Zivilisten vor. Augenzeugen, die aus der Stadt geflohen waren, berichteten der Nachrichtenagentur AFP von „Szenen eines Völkermords“ in Al-Faschir.
Das Auswärtige Amt in Berlin zeigte sich „erschüttert“ über die Gewalt. „Kämpfer der RSF sind tief in die Stadt vorgedrungen und töten wahllos Zivilisten“, hatte das Auswärtige Amt am Montagabend erklärt. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas verurteilte am Mittwoch die „Brutalität“ der RSF-Miliz.
Die Satellitenkommunikation nach Al-Faschir ist unterbrochen – außer für die RSF-Miliz, die das Starlink-Kommunikationssystem kontrolliert. Daher ist es extrem schwierig, zuverlässige Informationen aus der Stadt zu bekommen. Aus Tawila erreichten die Nachrichtenagentur AFP Bilder von Geflüchteten, was sehr selten ist. Sie zeigen Menschen mit ihren Habseligkeiten auf dem Rücken oder auf dem Kopf, einige von ihnen mit Verletzungen oder Verbänden an den Beinen.
Bei dem im April 2023 entbrannten Konflikt stehen sich die Armee von Militärherrscher al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo gegenüber. Seither wurden bei den Kämpfen zehntausende Menschen getötet, rund zwölf Millionen Menschen mussten aus ihren Heimatregionen fliehen. In dem nordostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UNO die schwerste humanitäre Krise der Welt. (AFP/epd)
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