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Gouverneurin Janet Mills spricht während einer Pressekonferenz nach einem Schusswaffenangriff in Lewiston im US-Bundesstaat Maine. Der mutmaßliche Schütze des Massakers mit 18 Toten im US-Bundesstaat Maine ist nicht mehr am Leben.

© dpa/Matt Rourke

„Ich atme auf“: Mutmaßlicher Täter des Massakers mit 18 Toten im US-Bundesstaat Maine ist tot

Endlich Gewissheit nach 48 Stunden im Ausnahmezustand: Die Leiche des Mannes, der in Lewiston 18 Menschen erschoss, ist aufgefunden worden. Offenbar beging er Selbstmord.

Könnte er noch einmal um sich schießen, noch mehr Menschen töten? Rund zwei Tage lang lebten Zehntausende Menschen in Maine in Angst, denn nach dem Massaker mit 18 Todesopfern war der Täter plötzlich verschollen. Doch nun können sie aufatmen. Die Polizei fand die Leiche des Tatverdächtigen am Freitagabend (Ortszeit), wie die örtlichen Behörden mitteilten. Anscheinend hatte der Mann nach seiner Bluttat Suizid begangen.

„Ich atme heute Abend auf“, sagte die Gouverneurin von Maine, Janet Mills. Der Verdächtige stelle nun keine Bedrohung mehr dar. Das Rätselraten über das Motiv für die schreckliche Tat geht indes weiter.

Der Schütze hatte am Mittwochabend in einem Freizeitzentrum und in einem Grillrestaurant in der Kleinstadt Lewiston das Feuer eröffnet. Anschließend entkam er, seine Spur verlor sich in der waldreichen Umgebung. Schon nach relativ kurzer Zeit identifizierte die Polizei den 40 Jahre alten Reservesoldaten Robert C. als mutmaßlichen Täter.

Heute Abend sind wir dankbar, dass Lewiston und die umliegenden Gemeinden sicher sind, nachdem die Menschen qualvolle Tage in ihren Häusern verbracht haben.

Joe Biden, US-Präsident

Er war Berichten zufolge vor einigen Wochen in psychiatrischer Behandlung und soll sich eingebildet haben, Stimmen zu hören. Ob dies ein Grund für das schreckliche Verbrechen war, blieb zunächst ungeklärt. Medienberichten zufolge hinterließ der Mann eine Art Abschiedsbrief.

Schwierige Suche nach Verdächtigem in Maine

Die Polizei fahndete zwei Tage lang mit einem Großaufgebot nach dem Verdächtigen. Auch eine Flucht per Boot schlossen die Ermittler nicht aus. Mehr als 500 Hinweise von Anwohnern bekamen sie im Zusammenhang mit der Fahndung. Die Suche gestaltete sich auch deshalb sehr schwierig, weil die dünn besiedelte Gegend viele Wälder und Sümpfe hat. Lewiston selbst hat knapp 40.000 Einwohner und liegt etwa 200 Kilometer nördlich von Boston an der US-Ostküste.

In der ländlichen Gegend in dem nördlichen Bundesstaat herrschte nach der Tat Ausnahmezustand – das öffentliche Leben kam praktisch zum Erliegen.

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Die Behörden verhängten eine Art Ausgangssperre und forderten Zehntausende Menschen in mehreren Gemeinden auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Schulen und Geschäfte blieben aus Furcht vor dem verschollenen Täter geschlossen. Erst am Freitagabend (Ortszeit) wurde die Anordnung aufgehoben.

„Heute Abend sind wir dankbar, dass Lewiston und die umliegenden Gemeinden sicher sind, nachdem die Menschen qualvolle Tage in ihren Häusern verbracht haben“, teilte US-Präsident Joe Biden nach dem Fund der Leiche mit. Zahlreiche „tapfere Polizeibeamte“ hätten rund um die Uhr gearbeitet, um den Verdächtigen zu finden. „Es waren zwei tragische Tage nicht nur für Lewiston in Maine, sondern für unser gesamtes Land.“

Motiv für Tat in Maine weiter unklar

Doch viele Fragen blieben erstmal offen, denn die Behörden gaben in einer Pressekonferenz am späten Freitagabend nur wenige Details bekannt. So sagte Gouverneurin Mills, dass die Leiche des Verdächtigen in dem Ort Lisbon rund 15 Autominuten von den beiden Tatorten entfernt gefunden worden sei. Der Polizei zufolge wies sie eine offenkundig selbst zugefügte Schusswunde auf.

Schon nach relativ kurzer Zeit identifizierte die Polizei den 40 Jahre alten Reservesoldaten Robert C. als mutmaßlichen Täter. Hier ein von der Polizei veröffentlichtes Bild einer Überwachungskamera.
Schon nach relativ kurzer Zeit identifizierte die Polizei den 40 Jahre alten Reservesoldaten Robert C. als mutmaßlichen Täter. Hier ein von der Polizei veröffentlichtes Bild einer Überwachungskamera.

© AFP/Androscoggin County Sheriff’s Office

Am Samstag sollte es eine weitere Pressekonferenz geben. Die Polizei machte keine Angaben dazu, wie lange der Verdächtige bereits tot war. Seine Leiche wurde den Angaben zufolge um 19.45 Uhr gefunden – dem Sender CNN zufolge in der Nähe einer Recyclinganlage, in welcher der mutmaßliche Schütze bis vor kurzem angestellt gewesen sein soll.

Ich kroch um die Ecke, hatte aber zu diesem Zeitpunkt schon eine Schusswunde im Arm.

 Jennifer Zanca, eines der Opfer

Über die Beweggründe für die Tat konnte nur spekuliert werden. So hieß es etwa, dass der Tatverdächtige sich kurz vor der Tat von seiner Freundin getrennt habe und mit dieser oft an den späteren Tatorten gewesen sei. Die Behörden äußerten sich dazu nicht.

Jüngstes Opfer in Maine erst 14 Jahre alt

Die Behörden gaben am Freitag auch die Namen der 18 Todesopfer bekannt. Das jüngste wurde demnach nur 14 Jahre alt, das älteste war 76. Zudem wurden in den vergangenen Tagen immer mehr furchtbare Details über die Tat bekannt, da Augenzeugen ihre Erlebnisse schilderten.

„Ich kroch um die Ecke, hatte aber zu diesem Zeitpunkt schon eine Schusswunde im Arm“, sagte Jennifer Zanca, die zum Tatzeitpunkt mit Freunden in dem Grillrestaurant war. Sie habe sich schließlich hinter einer Mülltonne versteckt. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, denn das passiert einfach immer wieder, und es muss Lösungen geben.“

Das Massaker von Maine ist das Tödlichste in den USA seit dem Amoklauf an einer Grundschule im Bundesstaat Texas im Mai 2022. Damals tötete ein Schütze in Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrer. In den USA gehören diese Bluttaten auf traurige Weise zum Alltag.

Schusswaffen sind dort leicht erhältlich und massenhaft im Umlauf. Das führt immer wieder zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts, bislang jedoch ohne wirkliches Ergebnis. In der Regel scheitern Vorstöße für strengere Waffengesetze an den Republikanern und der mächtigen Waffenlobby. Auch Präsident Biden fordert immer wieder strengere Regelungen. Er betonte: „Amerikaner sollten nicht so leben müssen.“ (dpa)

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