„Ich hatte einfach nur Angst“: Video zeigt Polizeigewalt gegen schwarzen Studenten in Florida

Ein Video, das die brutale Festnahme eines schwarzen College-Studenten bei einer Verkehrskontrolle in Jacksonville, Florida zeigt, hat in den USA eine neue Debatte über Polizeigewalt ausgelöst. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, ereignete sich der Vorfall bereits im Februar, doch erst durch die Veröffentlichung des Videos wurde nun eine interne Untersuchung eingeleitet.

Die Bilder stammen aus McNeils eigener Autokamera und zeigen, wie er nach der Bitte um ein Gespräch mit einem Vorgesetzten plötzlich von mehreren Beamten angegangen wird. Einer von ihnen schlägt das Seitenfenster ein, die Beamten ziehen den Studenten heraus und schlagen erneut auf ihn ein. Laut seinen Anwälten erlitt McNeil eine Gehirnerschütterung, ein abgebrochener Zahn durchbohrte seine Lippe – die Wunde musste mit mehreren Stichen genäht werden.

McNeil hatte sich offenbar zunächst geweigert, seinen Führerschein vorzuzeigen und sein Fahrzeug zu verlassen. Später bat er darum, mit einem Vorgesetzten zu sprechen. Kurz darauf zerschlugen Beamte die Fensterscheibe, zogen ihn aus dem Wagen und setzten Gewalt ein. Der Sheriff von Jacksonville bestätigte inzwischen, dass der Vorfall nun intern untersucht werde.

Zweifel an Polizeibericht – Anwälte sprechen von strukturellem Rassismus

Auf einer Pressekonferenz bezeichnete der bekannte Bürgerrechtsanwalt Ben Crump das Vorgehen als symptomatisch für strukturellen Rassismus im Justizsystem. McNeil selbst sagte dort: „Ich wusste, dass ich nichts falsch gemacht hatte. Ich hatte einfach nur Angst.“

Die Staatsanwaltschaft in Jacksonville kam zu dem Schluss, dass die beteiligten Beamten keine strafbare Handlung begangen hätten. Eine Einschätzung, die von den Anwälten des Studenten scharf kritisiert wird. In Polizeiberichten wird unter anderem behauptet, McNeil habe nach einem Messer im Fußraum gegriffen – laut Aussagen eines zweiten Beamten habe er jedoch während der gesamten Aktion seine Hände oben behalten.

Ron DeSantis verteidigt die Beamten

Körperkamera-Aufnahmen der Polizei, die inzwischen veröffentlicht wurden, zeigen, dass McNeil mehrfach aufgefordert wurde, auszusteigen. Er öffnete die Tür zunächst, verschloss sie aber später wieder und blieb im Fahrzeug sitzen. Die Perspektive der Aufnahmen lässt jedoch offen, wie genau die anschließende Gewaltanwendung ablief.

© REUTERS/Law Office of Harry M. Daniels/TMX

Floridas Gouverneur Ron DeSantis verteidigte die Beamten und erklärte, das Video sei veröffentlicht worden, um in sozialen Netzwerken „eine bestimmte Erzählung“ zu bedienen. Er selbst habe die Aufnahmen nicht gesehen, vertraue aber auf die Einschätzung der zuständigen Behörden.

McNeil wurde nach dem Vorfall unter anderem wegen Fahrens mit einem entzogenen Führerschein sowie wegen Widerstands ohne Gewaltanwendung angeklagt. Bürgerrechtsanwalt Crump kritisierte, dass die Staatsanwaltschaft McNeil bislang nicht persönlich angehört habe. Sein Team spricht von einer „Reinwaschung“ der Polizei – und warnt davor, dass sich solche Vorfälle wiederholen könnten, wenn sie folgenlos bleiben.