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Im Austausch zu 369 inhaftierten Palästinensern: Islamisten lassen drei weitere Geiseln im Gazastreifen frei
Ein Scheitern der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas konnte noch einmal abgewendet werden. Die Hamas hatte zunächst gedroht, die Geiselfreilassung auszusetzen, lenkte aber schließlich ein.
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Die Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad haben im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung mit Israel drei weitere Geiseln freigelassen. Die vor mehr als 16 Monaten aus Israel entführten Männer wurden in Chan Junis im Gazastreifen an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben. Es handelt sich um Alexander (Sascha) Trufanov (29), Sagui Dekel-Chen (36) sowie Iair Horn (46). Trufanov wurde von der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) festgehalten, die anderen beiden von der Hamas.
Im Gegenzug soll Israel nach palästinensischen Angaben 369 inhaftierte Palästinenser freilassen, darunter 333 im Gazastreifen nach dem 7. Oktober festgenommene Personen und 36 zu lebenslangen Haftstrafen verurteilte Personen.
Während der live im Fernsehen übertragenen Geiselübergabe wurden die drei Männer von vermummten und bewaffneten Kämpfern auf eine Bühne geführt und mussten dort auch in ein Mikrofon sprechen. Sie sahen auf den ersten Blick nicht so abgemagert aus, wie die in der Vorwoche freigelassenen Männer.
Hunderte Schaulustige hatten sich für die Freilassung der Israelis versammelt. Zu sehen waren auch Hamas-Mitglieder, die in und auf einem zerstörten Gebäude Position bezogen.
Die Islamisten hatten bereits bei den vorherigen Geiselfreilassungen versucht, sich trotz aller Zerstörungen während des Gaza-Kriegs als unbesiegt und handlungsfähig zu präsentieren. Ein Kriegsziel Israels war und ist es, die Hamas komplett zu zerschlagen.
Noch 73 Geiseln in der Gewalt der Islamisten
Unter den Freigelassenen ist Sagui Dekel-Chen, der am 7. Oktober 2023 versuchte, die in den Grenzort eingedrungenen Terroristen abzuwehren, wie sein Vater, Jonathan Dekel-Chen, der Deutschen Presse-Agentur im vergangenen Sommer erzählte. Während seiner Geiselhaft wurde Dekel-Chen, der auch US-amerikanischer Staatsbürger ist, zum dritten Mal Vater. Nun kann er seine jüngste Tochter, inzwischen schon ein Jahr alt, endlich kennenlernen.
Frei kam auch Alexander (Sascha) Trufanov, der auch einen russischen Pass besitzt. Bei dem Terrorüberfall wurde sein Vater getötet. Der PIJ veröffentlichte mehrere Videos des 29-Jährigen, zuletzt kurz vor seiner Freilassung.
Wie bei den Freilassungen in den vergangenen Wochen sollten die drei zunächst zu einer Armeeeinrichtung in Südisrael gebracht und dort untersucht werden sowie ihre Familien treffen. Anschließen sollen die Männer in Krankenhäuser im Zentrum des Landes geflogen werden.
Die Hamas hatte die nun erfolgte Freilassung der Geiselgruppe zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Islamisten beschuldigten Israel, sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe zu halten. Israel wies dies entschieden zurück und drohte mit einem Neubeginn des Kriegs, sollten keine weiteren Geiseln freikommen. Sie sind das wichtigste Druckmittel der Hamas gegenüber Israel.
Die Islamistenorganisation lenkte nach Vermittlungsgesprächen in Ägypten schließlich ein und kündigte an, die drei Verschleppten doch wie vereinbart freilassen zu wollen. Ein Scheitern der fragilen Waffenruhe konnte noch einmal abgewendet werden.
Insgesamt werden derzeit nun noch 73 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Nach israelischen Angaben sind 36 von ihnen nicht mehr am Leben. Palästinensische Terroristen hatten die meisten von ihnen während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 in Israel in den Gazastreifen entführt. (dpa)
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