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Hamas-Kämpfer in einem Tunnel im Gazastreifen.

© REUTERS/MOHAMMED SALEM

Innerhalb der israelisch besetzten Zone: Hunderte Hamas-Kämpfer sitzen offenbar in ihren Tunneln fest – und werden zum Risiko

Einem US-Medienbericht zufolge befinden sich noch Hunderte Hamas-Kämpfer in den Tunneln unter israelisch kontrolliertem Gebiet in Gaza. Zuletzt kam es bereits zu tödlichen Gefechten.

Stand:

Die Waffenruhe währte nicht lange – als das israelische Militär kürzlich Tunnel hinter der Rückzugslinie im Gazastreifen zerstörte, sollen plötzlich Hamas-Kämpfer aus einem versteckten Schacht gesprungen sein. Es kam zu Gefechten, wobei zwei Soldaten getötet wurden. Israel reagierte mit Luftschlägen, bei denen Dutzende Menschen starben. Die Waffenruhe schien für ein paar Stunden ernsthaft bedroht.

Doch das Problem ist weit größer: Wie das „Wall Street Journal“ (WSJ) berichtet, sitzen hunderte bewaffnete Hamas-Kämpfer in Tunneln unter dem israelisch kontrollierten Teil des Gazastreifens fest – und sind bereit zu kämpfen.

Wie das WSJ schreibt, schätzen israelische und arabische Experten die Zahl der unterirdisch verschanzten Männer auf 200 bis 300. Der Hamas zufolge sollen es 100 Kämpfer sein. Wobei einige bereits verhungert sein könnten, da sich ihre Lebensmittelvorräte dem Ende zuneigen, heißt es.

Die meisten Kämpfer sitzen in Rafah fest, einige befinden sich auch in von Israel kontrollierten Teilen des Gazastreifens – etwa östlich von Khan Younis, Beit Hanoun und Shuja’iyya.

Lage der Kämpfer bedroht den Waffenstillstand

Die Lage der Tunnel und die Gefahr weiterer Zusammenstöße bedrohen den Waffenstillstand erheblich – und damit auch den Übergang zu dessen nächster Phase, wo etwa eine internationale Stabilisierungstruppe zur Sicherung Gazas geschickt werden soll.

Während die Hamas jetzt von Israel einen sicheren Abzug der Kämpfer in ihr Gebiet fordert, verlangt Israel deren Kapitulation.

Verteidigungsminister Israel Katz drohte am Mittwoch auf X: „Israels Politik im Gazastreifen ist klar: Die israelischen Streitkräfte gehen ohne Einschränkungen innerhalb der gelben Zone unter unserer Kontrolle gegen die Tunnel und die Hamas-Terroristen vor.“

Hat die Hamas Kontakt zu ihren Leuten im Tunnel?

Israelische Militärvertreter glauben laut WSJ, dass die Hamas anders, als sie behauptet, durchgehend Kontakt zu den eingeschlossenen Kämpfern halten könne, da die Tunnel mit Kommunikationssystemen ausgestattet seien.

Zwar gehe man nicht davon aus, dass die Hamas die jüngsten Angriffe angeordnet hätte, doch hätte sie den Männern den Rückzug befehlen können, als sich israelische Truppen dem Tunnel näherten.

Israelische Soldaten bei der Untersuchung eines großen unterirdischen Tunnelsystems der Hamas, das im Gazastreifen entdeckt wurde.

© imago/Xinhua/Imago/Xinhua

Seit Mai versucht das israelische Militär Hamas-Kämpfer aufzuspüren und ihr weitverzweigtes Tunnelsystem zu zerstören, dort versteckt die Gruppe Kämpfer, Geiseln und Waffen. Dabei versuchte es offenbar Teile des unterirdischen Netzwerks voneinander zu trennen.

Der teilweise Rückzug der Hamas im Rahmen der Waffenruhe hält jetzt aber die verbliebenen Kämpfer hinter den Frontlinien gefangen.

Die Hamas wiederum hatte die Vermittler angeblich vor Beginn der Waffenruhe gewarnt, dass ihre eingeschlossenen Kämpfer eher gegen israelische Truppen kämpfen würden, als zu verhungern oder zu kapitulieren, berichten arabische Vertreter dem WSJ zufolge.

Israelische Politiker fordern Tötung der Kämpfer

Die Abgeordneten aller politischen Lager in Israel fordern allerdings, die Angreifer entweder festzunehmen oder zu töten.

Israels Finanzminister Bezalel Smotrich, ein rechtsextremer Hardliner, schrieb dazu auf X: „Sie auch nur einen Moment lang sicher entkommen zu lassen, bevor israelische Kämpfer sie einkreisen und eliminieren, ist eine sicherheitspolitische und moralische Torheit.“

Für Israel ist die Situation aber heikel: Man befürchtet, dass die Tötung der eingeschlossenen Hamas-Kämpfer den Prozess der Rückführung toter Geiseln gefährden könnte, erklärte Yaakov Amidror, ein früherer nationaler Sicherheitsberater unter Netanjahu.

Deshalb versuchen die Truppen bei der Suche nach den Hamas-Kämpfern, diese gefangen zu nehmen, statt zu töten, sagte Amir Avivi, ein ehemaliger hochrangiger israelischer Verteidigungsvertreter. „Sie versuchen, das unterirdische Gebiet zu kartieren“, erklärte er. „Wenn sie ihren genauen Standort herausfinden, müssen sie sich ergeben.“

Laut israelischen Militärvertretern haben sich Hamas-Kämpfer während des gesamten Krieges aber nur selten ergeben. (Tsp)

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