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Demonstration in Stockholm.

© IMAGO/TT/IMAGO/OSCAR OLSSON

Update

Irak weist schwedische Botschafterin aus: Mann tritt in Stockholm auf Koran – verzichtet aber auf Verbrennung

Der ursprüngliche Plan einer Verbrennung hatte zu einem Angriff auf die schwedische Botschaft in Bagdad geführt. Der Irak wies zudem die Botschafterin aus.

| Update:

Bei einer Demonstration in Schweden ist ein Mann zwar auf den Koran getreten, hat die heilige Schrift der Muslime aber nicht wie angekündigt verbrannt. Wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, trat der 37-jährige nach Schweden geflüchtete Iraker Salwan Momika am Donnerstag vor der irakischen Botschaft in Stockholm mehrfach auf den Koran.

Vor nicht einmal einem Monat hatte Momika bereits Seiten des heiligen Buchs bei einem ähnlichen Protest in der schwedischen Hauptstadt angezündet. Der ursprüngliche Plan einer erneuten Verbrennung am Donnerstag hatte in den frühen Morgenstunden zu einem Angriff auf die schwedische Botschaft in Bagdad und heftigen diplomatischen Spannungen zwischen Schweden und dem Irak geführt. 

Der Irak forderte die schwedische Botschafterin zum Verlassen des Landes auf. Die Regierung in Bagdad habe sich entschieden, auch ihren Gesandten aus Stockholm abzuziehen, erklärte das Büro des irakischen Regierungschefs Mohammed Schia al-Sudani. Grund für die Entscheidung sei „die wiederholte Genehmigung der schwedischen Regierung für die Verbrennung des heiligen Korans, die Beleidigung islamischer Heiligtümer und die Verbrennung der irakischen Flagge“, hieß es.

Zuvor hatten gewalttätige Demonstranten die schwedische Botschaft in Bagdad gestürmt, die Botschaftskanzlei sei dabei eingenommen, verwüstet und in Brand gesteckt worden, erklärte Außenminister Tobias Billström am Donnerstagmorgen. Vor weniger als einem Monat sei ein ähnlicher Vorfall in Bagdad passiert.

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Die schwedische Regierung verurteile den Angriff auf die eigene Botschaft im Irak und kritisierte die Behörden vor Ort scharf.

„Das, was passiert ist, ist völlig inakzeptabel und die Regierung verurteilt diese Angriffe aufs Schärfste“, sagte Billström. Die Regierung stehe im Kontakt mit hochrangigen irakischen Vertretern, um ihre Bestürzung zum Ausdruck zu bringen. Aus demselben Zweck werde der Geschäftsträger des Iraks – der höchste Diplomat des Landes in Schweden – in Stockholm ins Außenministerium bestellt.

Augenzeugen zufolge zogen Hunderte zur Botschaf in Bagdad, von denen viele über Absperrungen kletterten und Parolen riefen wie „Ja, ja zum Koran“.
Augenzeugen zufolge zogen Hunderte zur Botschaf in Bagdad, von denen viele über Absperrungen kletterten und Parolen riefen wie „Ja, ja zum Koran“.

© AFP/Ammar Karim

Gleichzeitig kritisierte der Minister die irakischen Behörden für den mangelnden Schutz der Botschaft. Die Behörden hätten eine eindeutige Verpflichtung, diplomatische Vertretungen und diplomatisches Personal zu schützen, aber es sei offensichtlich, dass sie dieser Verantwortung nicht nachgekommen seien. Die Botschaftsmitarbeiter hätten sich glücklicherweise in Sicherheit bringen können.

Augenzeugen zufolge zogen Hunderte zur Botschaft, von denen viele über Absperrungen kletterten und Parolen riefen wie „Ja, ja zum Koran“.

Bilder in sozialen Netzwerken zeigten an dem Gebäude in Bagdad in der Nacht zum Donnerstag Feuer und Rauchwolken. Einige feierten auf der Straße und schwenkten irakische Flaggen. Unter den Protestlern waren viele Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Moktada al Sadr. Bis zum Morgen zogen die Gruppen teils wieder ab.

Schon Ende Juni war vor der Stockholmer Moschee ein Koran angezündet worden

Die irakische Bereitschaftspolizei setzte Wasserwerfer ein, um die Demonstranten von der Botschaft zu vertreiben. Ein AFP-Fotograf beobachtete, wie Sicherheitskräfte mit Elektroschlagstöcken gegen die Teilnehmer der Protestaktion vorgingen. Die Demonstranten reagierten mit Steinwürfen. Einsatzkräfte des Zivilschutzes waren vor Ort, um den Brand zu löschen.

„Wir haben uns heute mobilisiert, um die Verbrennung des Korans anzuprangern, in dem es um Liebe und Glauben geht“, sagte der Demonstrant Hassan Ahmed. „Wir fordern die schwedische und die irakische Regierung auf, diese Art von Initiative zu stoppen.“ Manche Demonstranten hielten den Koran in die Luft, andere Porträts Al Sadrs, wie ein AFP-Journalist beobachtete.

„Wir haben nicht bis zum Morgen gewartet, sondern sind im Morgengrauen eingedrungen und haben die schwedische Botschaft in Brand gesetzt“, sagte ein junger Demonstrant in Bagdad. Anschließend rief er den Namen des Schiitenführers Moktada al Sadr.

Das irakische Außenministerium verurteilte den Angriff auf die schwedische Botschaft in Bagdad auf das Schärfste. Es sei eine Attacke auf eine diplomatische Einrichtung. Die Regierung habe die Sicherheitskräfte angewiesen, eine Untersuchung vorzunehmen und „alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Umstände des Vorfalls aufzuklären und die Täter zu identifizieren“.

Auch Papst Franziskus äußerte sich zu dem Vorfall und zeigte sich „wütend und angewidert“. Mutwillige Koranschändungen gelten im Islam als blasphemisch. In vielen islamischen Ländern drohen dafür Strafen. (dpa, AFP, lem)

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