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Indien ist wohl auf Russlands Öl angewiesen.

© REUTERS/Anushree Fadnavis

Kann das Land nicht ohne?: Indien will trotz Trump-Drohungen offenbar weiter russisches Öl kaufen

US-Präsident Trump droht allen Ölabnehmern Russland mit Zöllen in Höhe von 100 Prozent. Indien wäre davon betroffen, soll nun aber zunächst auf eine Drosselung der Einfuhren verzichten.

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Indien will offenbar trotz Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump weiter russisches Öl kaufen. Die „New York Times“ berichtet unter Berufung auf indische Regierungsvertreter, die Regierung habe Importeure nicht zur Drosselung der Einfuhren angewiesen. Russland ist mit einem Anteil von rund 35 Prozent der wichtigste Öllieferant Indiens.

Trump hat sogenannte Sekundärzölle von 100 Prozent für Ölabnehmer Russlands für den Fall angedroht, dass Russland keinen Frieden mit der Ukraine schließt. In Bezug auf Indien hat Trump sich allerdings widersprüchlich geäußert. Ende Juli hieß es, dass staatliche indische Raffinerien ihre Ölimporte aus Russland wegen gesunkener Preisnachlässe eingestellt haben.

Das Indien-Geschäft ist für den Kreml so wichtig, dass Vergeltungsmaßnahmen folgen könnten – etwa die Schließung der CPC-Pipeline aus Kasachstan, an der die US-Ölkonzerne Chevron und Exxon beteiligt sind. „Russland ist nicht ohne Einflussmöglichkeiten“, warnen deshalb die Analysten der US-Bank JP Morgan.

Indien begann erst seit 2022, große Mengen Öl von Russland zu kaufen, dem zweitgrößten Ölexporteur der Welt. Das Land wurde zum wichtigsten Abnehmer, nachdem der frühere Hauptkunde Europa wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ein Einfuhrverbot verhängte.

Der russische Ölriese Rosneft ist zudem maßgeblich an einer der größten Ölraffinerien Indiens beteiligt. Nach Angaben der indischen Regierung ist das Land im Haushaltsjahr 2024/25 zu 35 Prozent von russischen Öleinfuhren im Wert von 50,2 Milliarden Dollar abhängig.

„Ein Stopp dieser Lieferungen würde eine massive Neuordnung der Handelsströme erfordern“, sagt Analyst Aldo Spanjer von der Bank BNP Paribas. Indien kauft Daten des Londoner Börsenbetreibers LSEG zufolge alle Sorten und Qualitäten russischen Öls.

Der indische Ölminister Hardeep Singh Puri sagte, sein Land könne zwar auf alternative Lieferanten umstellen. Dazu müssten jedoch die Importe von Rohöl aus den USA und dem Nahen Osten erhöht werden, sonst werde die Raffinerieproduktion sinken. Dies würde zu einem Anstieg der Dieselpreise führen, insbesondere in Europa, das Kraftstoff aus Indien importiert.

„Indische Raffinerien werden dennoch Schwierigkeiten haben, die Qualität des russischen Rohöls zu ersetzen, sodass sie am Ende möglicherweise die Produktion drosseln“, sagt Analyst Neil Crosby von der Beratungsfirma Sparta Commodities. (Reuters, Tsp)

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