
© dpa/ALEXANDER KAZAKOV
Russische Luftabwehr war offenbar aktiv: Wladimir Putin entschuldigt sich nach Flugzeugabsturz bei Aserbaidschans Präsidenten
38 Menschen waren bei dem Absturz eines Passagierflugzeugs in Kasachstan ums Leben gekommen. Nun meldet sich der Kremlchef zu Wort – und gibt zu, dass die russische Flugabwehr zu der Zeit aktiv war.
Stand:
Nach dem Absturz der Passagiermaschine in Kasachstan mit 38 Toten hat sich Kremlchef Wladimir Putin bei dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev für den Vorfall entschuldigt. „Wladimir Putin entschuldigte sich dafür, dass sich der tragische Vorfall im russischen Luftraum ereignete“, teilte der Kreml in Moskau nach einem Telefonat der beiden mit. Demnach soll Putin den Familien der Opfer sein „tiefes und aufrichtiges Beileid“ ausgesprochen haben.
Putin stellte laut Mitteilung des Kremls in dem Telefonat außerdem fest, dass die russische Luftabwehr aktiv gewesen war, als das aserbaidschanische Passierflugzeug „wiederholt versuchte, auf dem Flughafen von Grosny zu landen“. Sie soll angeblich ukrainische Drohnenangriffe abgewehrt haben. Dass die Flugabwehr das Flugzeug mit einer Rakete getroffen habe, sagte Putin in dieser Deutlichkeit allerdings nicht.
Das Telefonat habe auf Wunsch Putins stattgefunden. Alijew erklärte laut dem Präsidialamt Aserbaidschans in dem Telefonat, dass das Flugzeug „in russischem Luftraum externen physischen und technischen Störungen ausgesetzt“ gewesen sei, was zu einem „vollständigen Kontrollverlust“ und einem Kurswechsel zur kasachischen Stadt Aktau geführt habe.
Putin telefonierte wenig später auch mit dem kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew. Die beiden Präsidenten hätten sich angesichts russischer und kasachischer Todesopfer gegenseitig ihr Beileid ausgesprochen, teilte der Pressedienst des Kreml mit. Beide Seiten erwarten demnach eine „objektive und transparente“ Untersuchung.
Auch Selenskyj spricht mit Aliyev
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb seiterseits auf der Plattform X, er habe ebenfalls mit Aliyev gesprochen und sein Beileid ausgedrückt. Russland müsse Erklärungen geben und damit aufhören, Desinformationen zu verbreiten.
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Fotos und Videos zeigten eindeutig den Schaden am Flugzeugrumpf, der stark darauf hindeute, dass die Maschine von einer Flugabwehrrakete getroffen worden sei. In dem Zuge sicherte Selenskyj Aserbaidschan zu, das Land „mit allen notwendigen Mitteln zu unterstützen“ und kündigte an, die bilateralen Beziehungen künftig zu intensivieren.
Viele Fragen aus Baku an Moskau
Der aserbaidschanische Minister Nabiyev listete weitere Fragen an Moskau auf. Nach der Beschädigung sei das Flugzeug über den russischen Flughafen Machatschkala geflogen, sagte er. Ermittler müssten klären, ob dort eine Notlandung genehmigt oder abgelehnt worden sei. Zu klären sei auch, warum die GPS-Positionsbestimmung des Flugzeugs gestört worden sei.
Der Chef der russischen Luftfahrtbehörde Rosawiazija, Dmitri Jadrow, sagte, den Piloten seien mehrere russische Ausweichflughäfen angeboten worden. Sie hätten aber über das Kaspische Meer nach Aktau in Kasachstan fliegen wollen. Das sei ihre Entscheidung gewesen. Aserbaidschanische Medien zogen diese Darstellung in Zweifel.
EU-Chefdiplomatin: Absturz erinnert stark an Abschuss der MH17
EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas forderte etwa zeitgleich mit den Äußerungen aus Moskau eine rasche, unabhängige internationale Untersuchung. Berichte, dass russisches Feuer das Flugzeug der Azerbaijan Airlines verursacht haben könnte, erinnerten stark an den Flug MH17, schrieb die EU-Außenbeauftragte auf der Plattform X. Die Boeing der Malaysia Airlines wurde am 17. Juli 2014 über dem Donbas-Gebiet von einer russischen BUK-Luftabwehrrakete abgeschossen. Alle 298 Menschen an Bord starben.
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Das russische Ermittlungskomitee habe laut der Mitteilung des Kreml ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen die Regeln der Flugsicherheit eingeleitet, hieß es weiter. Aserbaidschanische und russische Mitarbeiter der Generalstaatsanwaltschaft befänden sich derzeit für Ermittlungen im tschetschenischen Grosny.
Die aserbaidschanische Regierung hatte zuvor erstmals öffentlich von einem Waffeneinsatz gegen das in Kasachstan abgestürzte Passagierflugzeug gesprochen. Schäden am Wrack und Zeugenaussagen legten nahe, dass das Flugzeug von außen beschädigt worden sei. Dies sei über dem ursprünglichen Zielflughafen Grosny in Russland geschehen.
Die Maschine der Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines mit 67 Menschen an Bord flog trotz ihrer Schäden über das Kaspische Meer. Bei der versuchten Landung in Aktau in Kasachstan stürzte sie ab.(dpa, mlk)
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