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Trump und sein Gesundheitsminister nehmen Autismus in den Fokus.

© Mark Schiefelbein/AP/dpa

Update

Keine wissenschaftlichen Belege: Trump zieht Verbindung zwischen Autismus und Paracetamol – Experten widersprechen

US-Präsident Donald Trump warnt schwangere Frauen wegen eines angeblichen Autismus-Risikos für ihre Kinder öffentlich vor der Einnahme von Paracetamol. Zurecht? Experten sind sich einig: Nein.

Stand:

US-Präsident Donald Trump hat schwangere Frauen wegen angeblicher Autismus-Gefahr für ihre Kinder vor der Einnahme von Paracetamol gewarnt – Experten widersprechen ihm jedoch deutlich. „Da ist natürlich nichts dran“, betont Maik Pommer, Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

„Solche Aspekte werden selbstverständlich in der gesamten EU gemeinsam durch alle Gesundheits- und Arzneimittelbehörden engmaschig überwacht“, erklärte Pommer. Die Studienlage bei dem Thema sei eindeutig. Wie auch bei anderen Medikamenten seien alle Risiken in der Packungsbeilage aufgeführt, eine solche Autismus-Warnung sei nicht darunter.

Trump warnte Schwangere vor der Einnahme des fiebersenkenden Schmerzmittels Tylenol mehrmals mit klaren Worten und brachte dabei ein Risiko von Autismus-Folgen für ihre Kinder ins Spiel. Schwangere sollten es nur dann einnehmen, wenn es absolut notwendig sei. Trump lieferte keine Belege für seine Warnung. Tylenol enthält den Wirkstoff Acetaminophen, der Paracetamol entspricht.

„Es gibt ein Gerücht – und ich weiß nicht, ob es stimmt oder nicht –, dass es in Kuba kein Tylenol gibt, weil sie kein Geld für Tylenol haben. Und sie haben praktisch keinen Autismus“, sagte Trump.

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Widerspruch auch aus den USA

Auf der Webseite der Medikamenten-Marke Tylenol der Firma Kenvue hieß es, seit Generationen vertrauten Familien auf das Medikament. Wissenschaftliche Daten ergäben keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Autismus und der Einnahme des Medikaments.

Auch die zuständige amerikanische Fachgesellschaft „The American College of Obstetricians and Gynecologists“ (ACOG) stellte sich in einem Statement klar gegen die Empfehlung der US-Regierung, die auch vom Gesundheitsministerium veröffentlicht wurde.

Die Einschätzung ignoriere sämtliche wissenschaftliche Erkenntnisse und vereinfache die vielfältigen und komplexen Ursachen neurologischer Probleme bei Kindern auf gefährliche Weise.

ACOG: Warnung „höchst beunruhigend“ und „unverantwortlich“

„Es ist höchst beunruhigend, dass unsere Bundesgesundheitsbehörden bereit sind, eine Ankündigung zu machen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden von Millionen von Menschen beeinträchtigt, ohne dass hierfür verlässliche Daten vorliegen“, heißt es auf der ACOG-Webseite.

Zudem seien Trumps Empfehlungen „unverantwortlich, wenn man bedenkt, welche schädliche und verwirrende Botschaft sie schwangeren Patientinnen vermitteln, einschließlich derjenigen, die während der Schwangerschaft möglicherweise auf dieses nützliche Medikament angewiesen sind.“ Keine einzige seriöse Studie könne einen Zusammenhang belegen.

Auch das Institut Embryotox der Berliner Universitätsmedizin Charité bezeichnet auf seiner Webseite Paracetamol in einer Schwangerschaft als ein bewährtes und gut verträgliches Mittel gegen medikamentös behandlungspflichtige Schmerzen.

„Wie jede andere Schmerzmedikation auch, darf Paracetamol nicht unkritisch und ohne ärztlichen Rat tagelang oder sogar über mehrere Wochen eingenommen werden“, heißt es dort. „Besteht eine klare Indikation, so ist Paracetamol weiterhin als ein Mittel der Wahl anzusehen.“

Trump will Änderungen im Impfplan für Säuglinge

Trump forderte zudem Änderungen im Impfplan für Säuglinge bezüglich Hepatitis B. „Ich würde sagen, wartet, bis das Baby zwölf Jahre alt und ausgereift ist“, sagte er. Der US-Präsident widersprach damit dem medizinischen Konsens, dass eine Übertragung der Krankheit von der Mutter am besten mit einer Impfung am ersten Lebenstag verhindert werden kann. Hepatitis B kann die Leber schädigen und Krebs verursachen.

Trump steht mit der Wissenschaft schon länger auf Kriegsfuß. Während der Corona-Pandemie hatte der Rechtspopulist unter anderem das Spritzen von Desinfektionsmittel gegen das Virus ins Spiel gebracht.

Sein Gesundheitsminister Kennedy gilt als Impfgegner und machte wiederholt mit Verschwörungserzählungen von sich reden. Besonders fokussiert er sich dabei auf Autismus – einer Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, die sich unter anderem auf soziale Kontakte und die Kommunikationsfähigkeit auswirkt.

Die FDA ließ derweil am Montag das Medikament Leucovorin zur Behandlung von bestimmten Formen von Autismus zu. Allerdings bedarf es dabei aus Sicht von Fachleuten noch weiterer Forschung. Bei Leucovorin handelt es sich um eine Form von Vitamin B, es wurde ursprünglich zur Linderung der Nebenwirkungen einer Chemotherapie eingesetzt. (dpa/AFP)

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