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Ein russischer Soldat einer Flugabwehrdivision der Tsentr Centre Group of Forces im Pokrowsk-Sektor an der Frontlinie.

© IMAGO/Stanislav Krasilnikov

„Kommt nicht hierher. Denkt an eure Familien“: Russischer Soldat schildert in Video dramatische Lage bei Pokrowsk

In einem Video schildert ein Soldat die prekäre Lage russischer Soldaten an der Front. Die Befehlshaber sollen seine gefallenen Kameraden ohne Evakuierung zurückgelassen haben.

Stand:

Ein russischer Soldat hat offenbar in einem Video die dramatische Lage seiner Einheit bei Pokrowsk dokumentiert. Das ukrainische Kommando der Luftlandetruppen veröffentlichte am Montag Aufnahmen des Mannes auf seinem offiziellen Telegram-Kanal. Das Video und die Angaben darin ließen sich bislang nicht unabhängig überprüfen. Auch wie das Material in die Hände der ukrainischen Streitkräfte gelangt, ist unklar.

In dem Video zeigt der Soldat die Leichen seiner gefallenen Kameraden und kritisiert, dass die russische Armeeführung sie ohne Evakuierung zurückgelassen habe.

Wir fahren alle in schwarzen Säcken heim.

Russischer Soldat

Der Mann stammt nach eigenen Angaben aus der russischen Stadt Irkutsk im südlichen Sibirien. Im Video berichtet er, dass er der einzige Überlebende seiner Einheit sei, die aus über zwanzig Männern bestanden habe. Aktuell gebe es weder eine Verbindung zur Führung noch Hilfe vor Ort.

Schließlich wendet sich der Soldat im Video mit einem eindringlichen Appell an die Zuschauer und seine Landsleute: „Kommt nicht hierher in den Krieg. Das ist nicht unser Krieg. Denkt an eure Familien. Wir fahren alle in schwarzen Säcken heim.“

Das Kommando der ukrainischen Luftlandetruppen sieht in dem Video einen „weiteren Beweis dafür, wie sehr russische Befehlshaber das Leben ihrer Untergebenen missachten“.

Via Telegram kritisiert das Regiment, dass russischen Soldaten Versprechungen von Geld und Unterstützung gemacht werden. „Doch stattdessen werden sie nicht bezahlt, sondern sofort in den Kampf entsendet.“ Demnach schicke man sie „ohne Ausrüstung, ohne Hilfe, ohne Unterstützung, in einen ‚Fleischangriff‘“, heißt es weiter.

Russland verfolgt weiterhin „Fleichwolf“-Taktik

Kriegsblogger und Analysten, wie etwa die US-amerikanische Denkfabrik „The Institute for the Study of War“ (ISW) bescheinigen der russischen Kriegsführung im anhaltenden Ukrainekrieg eine sogenannte „Fleischwolf“-Taktik (auch „Meat Grinder“ genannt), die durch enorme Verlustzahlen und langsame Gebietsgewinne gekennzeichnet ist. Das Ziel dieser Taktik besteht darin, den Feind langfristig zu zermürben.

Die Ursprünge des russischen „Fleischwolf“-Ansatzes „Quantität statt Qualität“ sind Militärexperten zufolge bereits in Stalins Führung während des Zweiten Weltkriegs zu finden. Heutzutage seien sie fester Bestandteil der russischen Militärstrategie, berichtet beispielsweise die unabhängige Nachrichtenseite „The Conversation“ unter Berufung auf Kriegsanalysten.

Das ukrainische Kommando appelliert in seinem Telegram-Beitrag an russische Leser: „Wenn du das hier liest, denk darüber nach, ob du das wirklich willst. (...) Du wirst in einem schwarzen Sack nach Hause kommen. (...) Gehe nicht für Putins Ideen in den Tod.

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