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Auch Millionen Kinder leiden schlimmen Hunger.

© imago images/Xinhua/Mohammed Mohammed

Krieg im Jemen: Die Welt stiehlt sich aus der Verantwortung

Seit Jahren ist der Jemen gefangen in Krieg, Armut und Hunger. Doch die Staatengemeinschaft unternimmt zu wenig, um das Leid der Menschen zu beenden.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Der Jemen. Wer denkt da nicht sofort an Elend, Hunger und Krieg? An abgemagerte Kinder, weinende Mütter und verzweifelte Väter. An ein von Waffengewalt verheertes Land.

Aber womöglich denkt man auch: Herrschen dort nicht schon immer schlimme Zustände? Ein bitterarmes Land ohne Zukunft. Das ist alles kaum von der Hand zu weisen – und greift doch zu kurz.

Weil es den Jemen marginalisiert. Weil diese Einstellung ein wohlfeiles Vehikel der Staatengemeinschaft ist, um sich von Verantwortung freizusprechen und Tatenlosigkeit folgen zu lassen.

Seit fast acht Jahren herrscht im Jemen ein erbitterter Krieg, den auch Kindersoldaten führen müssen.
Seit fast acht Jahren herrscht im Jemen ein erbitterter Krieg, den auch Kindersoldaten führen müssen.

© imago images/Hans Lucas

Das Versagen beginnt bei der humanitären Hilfe. Fast acht Jahre nach der Eskalation des Konfliktes durch das Eingreifen einer Militärkoalition unter Saudi-Arabiens Führung sind im Jemen mehr als 23 Millionen Menschen auf Unterstützung angewiesen, darunter fast 13 Millionen Kinder.

Sehr viele leiden lebensbedrohlichen Hunger. Große Teile des Gesundheitssystems sind nicht funktionsfähig. Gleiches gilt für die Schulen. Der Bedarf an Hilfe ist also immens. Nur: Das Notwendige steht in keinem Verhältnis zum Beistand.

Im März endete eine Geberkonferenz mit einer herben Enttäuschung. Die UN erbaten knapp vier Milliarden Euro, um die weltweit größte humanitäre Katastrophe zu bekämpfen und somit Menschenleben zu retten – es wurde gerade einmal ein Drittel der Summe zugesagt. Beschämend.

Ähnliches gilt für Politik und Diplomatie. Beide machen sich seit Jahren einen schlanken Fuß, wenn es um die Lösung des komplizierten Konflikts geht.

Der Druck auf Saudi-Arabien und den Iran muss deutlich erhöht werden

Klar, es gibt immer wieder Versuche, dem Jemen wenigstens eine dauerhafte Waffenruhe zu verschaffen. Eine solche gab es bis vor Kurzem, die Menschen konnten aufatmen. Doch die Feuerpause wurde nicht verlängert – ein Drama für das Land.

Das liegt nicht nur daran, dass der Ukraine-Krieg alle Aufmerksamkeit absorbiert. Sondern auch am unzureichenden Willen, auf die Konfliktparteien im Jemen ernsthaft einzuwirken. Das betrifft vor allem Saudi-Arabien und den Iran.

Die einen unterstützen die Regierung, die anderen die aufständischen Huthi-Milizen. Aber der saudischen und der iranischen Führung geht es allein um den Ausbau ihrer Macht.

Beide Regionalmächte haben das Armenhaus der arabischen Welt in ein Schlachtfeld verwandelt, auf dem das Sterben kein Ende findet. Und die Welt lässt die Erzrivalen gewähren.

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