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Ukrainische Soldaten posieren kurz vor Kursk im Gebiet Sumy auf einem am 23. August veröffentlichten Foto.

© REUTERS/Viacheslav Ratynskyi

„Lasst euch umarmen“: So beschreiben Russen die Begegnungen mit ukrainischen Soldaten in Kursk

Die ukrainische Armee ist in Russland einmarschiert. Medienberichte und Social-Media-Beiträge zeichnen das Bild eines rücksichtsvollen Umgangs mit Zivilisten und verletzten Gegnern in Kursk.

Stand:

Am 6. August startete die ukrainische Armee einen Gegenangriff auf Russland im Grenzgebiet Kursk. Der Kampf findet in einem ländlichen Gebiet mit geringer Bevölkerungsdichte statt. Trotzdem bleiben Kontakte zwischen den Soldaten Kiews und der russischen Zivilbevölkerung nicht aus. Offenbar ist die Armee dabei bemüht, ein positives Bild zu vermitteln.

Sudscha-Bewohner: Ukrainische Soldaten waren „sehr höflich“

Ein Bewohner der Kleinstadt Sudscha in der Oblast Kursk berichtet dem Journalisten der „Deutschen Welle“, Nick Connolly, von seiner ersten Begegnung mit den ukrainischen Truppen. Der Mann, der sich selbst Oleg nennt, sei demnach zusammen mit seiner 88-jährigen Mutter zu Hause gewesen, als ukrainische Späher und Soldaten sich vorsichtig dem Haus näherten.

„Sie sagten: ‚Wir werden nichts kaputt machen, keine Sorge. Wir sind keine Faschisten, wir werden niemanden erschießen.‘ Sehr höflich. Gewöhnliche ukrainische Mobilmachungstypen“, berichtet Oleg dem Reporter. Nachdem er die Soldaten um eine Evakuierung gebeten habe, haben man ihn und seine Mutter nach Sumy gebracht, wo sie medizinisch versorgt worden seien.

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Die russischen Behörden hätten nichts zur Evakuierung der Bevölkerung beigetragen, berichtet Oleg weiter. „Die Gemeindevertreter und ihre Familien haben sich aus dem Staub gemacht. Es gab keine organisierte Evakuierung.“ Am Donnerstag behauptete der stellvertretende russische Ministerpräsident Denis Manturow, dass 115.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden seien.

Kursk-Bewohnerin: „Lasst euch umarmen“

Tagtäglich werden in den sozialen Medien zahlreiche Videos und Berichte von mutmaßlichen Bewohnern der Region veröffentlicht, die vom ukrainischen Militär Wasser- und Lebensmittelspenden erhalten haben sollen. Der ukrainische X-Account „MilitaryNewsUA“ postete am Montag ein Video, das eine Bewohnerin aus Kursk zeigen soll, die von Soldaten einen Karton voller Dosenfleisch erhält. „Teilen Sie es. Sie leben hier und kennen jeden“, sagt ein Uniformierter der Frau.

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Nachdem die Frau den Karton abgestellt hat, wendet sie sich wieder den Soldaten zu und sagt: „Wartet, meine lieben Jungs. Gott segne euch. Lasst mich euch umarmen.“ Das Video und andere Videomitschnitte dieser Art konnten bislang allerdings nicht unabhängig überprüft werden.

Russischer Soldat: „Kann mich nur bedanken“

Ein russischer Soldat namens Fyodor schilderte Korrespondenten der ukrainischen Nachrichtenagentur „UNIAN“ von seiner ersten Begegnung mit ukrainischen Militärangehörigen. Als sich feindliche Streitkräfte seiner Stellung in Kursk näherten, beschlossen er und sein Kamerad, sich selbst mit einer Granate in die Luft zu sprengen. „Wir hatten Angst, uns zu ergeben. Wir wussten nicht, was passieren würde“, berichtet der Mann aus St. Petersburg den Journalisten. Er und sein Kamerad hätten sich „vor einer langen und schmerzhaften Folter gefürchtet“, berichtet Fyodor weiter.

Nachdem die Granate zu den Füßen der beiden russischen Wehrpflichtigen explodiert waren, hätten sie sich Verletzungen an den Beiden zugezogen, so der junge Mann. Ukrainische Militärs hätten anschließend die Wunden versorgt und den beiden „Wasser, Zigaretten und Medikamente“ gebracht. „Ich kann mich nur dafür bedanken, dass Sie mir das Leben gerettet haben“, berichtet Fyodor den ukrainischen Medien.

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Ein 22-jähriger Fyodor (ebenfalls aus Sankt Petersburg) wurde auch von einem Journalisten der britischen „Times“, Matthew Campbell, interviewt. Ob es sich um dieselbe Person wie in dem „UNIAN“-Interview handelt, ist nicht bestätigt, allerdings decken sich die detaillierten Beschreibungen über die Granaten-Explosion und die Einnahme der russischen Stellung. In einem Gefängnis im Nordosten der Ukraine berichtet der Architektur-Student, dass er vor etwa acht Monaten zum russischen Militärdienst eingezogen wurde und zunächst eine Ausbildung absolvieren sollte. Allerdings sei er unmittelbar ins Grenzgebiet an die Front geschickt worden.

Man hatte uns gesagt, dass man uns bei Gefangennahme foltern würde und noch Schlimmeres.

Fyodor im Interview mit der „Times“

Im Gefängnis dürfen die russischen Soldaten zweimal täglich nach draußen gehen. Sie lesen, spielen Schach oder sitzen gemeinsam vor dem Fernseher. „Wir schauen viel Nachrichten“, berichtet Fyodor, obwohl sie auf Ukrainisch seien. Der „Times“ erlaubte der junge Mann, dass er namentlich erwähnt, fotografiert und zitiert werden dürfe, heißt es in dem Bericht.

Vertriebene Mutter in Sumy befürwortet Kursk-Offensive

Eine Bewohnerin eines ukrainischen Grenzdorfes in der Oblast Sumy befürwortet den Vorstoß der ukrainischen Truppen, obwohl ihre Siedlung seither vermehrt unter Beschuss gerät. Im Gespräch mit dem Journalisten Vasili Golod berichtet die junge Mutter, die sich selbst Oleksandra nennt, dass sie wegen ständiger Angriffe ihr Zuhause verlassen mussten.

Sie haben mit dem Vorstoß alles richtig gemacht.

Sumy-Bewohnerin Oleksandra über Kursk-Offensive der Ukraine

„Wir haben das zwei Jahre lang ertragen. Wie viele Kinder, wie viele Menschen sind ums Leben gekommen?“, fragt sie in einem von der „Deutschen Welle“ veröffentlichten Video. Trotzdem befürworte sie die ukrainische Offensive in Kursk: „Sie haben mit dem Vorstoß alles richtig gemacht. Sie sollen ruhig weitergehen.“

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