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ARCHIV - 02.08.2024, Schweden, Lund: Ein Polizeiauto steht vor der Polizeiwache in Lund. Auf dem Wagen ist das Logo der schwedischen Polizei und der Schriftzug «Polis» (Polizei) zu sehen.

© dpa/Steffen Trumpf

Lösung für überfüllte Haftanstalten: Schweden will Hunderte Gefängnisplätze in Estland anmieten

Schweden plant, bis zu 600 Häftlinge in einem estnischen Gefängnis unterzubringen. Die Maßnahme soll die überfüllten schwedischen Haftanstalten entlasten. Terroristen und Bandenmitglieder bleiben jedoch im Land.

Stand:

Die Regierung im bandengeplagten Schweden plant, Hunderte Straftäter in einem Gefängnis in Estland unterzubringen. Eine entsprechende Übereinkunft zwischen den beiden EU-Staaten soll Mitte Juni in Stockholm unterzeichnet werden, wie der schwedische Justizminister Gunnar Strömmer auf einer Pressekonferenz bekanntgab.

Das schwedische Parlament muss dem Schritt vor dem geplanten Inkrafttreten am 1. Juli 2026 noch mit Dreiviertelmehrheit zustimmen.

Schweden will den Angaben zufolge eine Haftanstalt im südestnischen Tartu anmieten, in deren 400 Zellen insgesamt bis zu 600 Häftlinge untergebracht werden können. In Betracht kommen dafür volljährige Männer, die etwa für Mord, Sexual- oder Wirtschaftsverbrechen verurteilt wurden, wie der Vorsitzende des parlamentarischen Justizausschusses, Henrik Vinge von den rechtspopulistischen Schwedendemokraten, sagte.

Seine Partei sitzt nicht in der liberalkonservativen Regierung von Ministerpräsident Ulf Kristersson, hat als deren Unterstützerpartei aber erhebliches politisches Mitspracherecht.

Keine organisierten Kriminellen nach Estland

Straftäter, die ein höheres Sicherheitsrisiko darstellen, wird Schweden demnach nicht nach Estland schicken. Dazu zählte Vinge unter anderem solche, die wegen Terrorvergehen oder schwerer organisierter Kriminalität verurteilt wurden. Das lässt sich so deuten, dass Schweden verurteilte Gang-Mitglieder überwiegend weiter in einheimischen Haftanstalten belassen will, dort aber mehr Platz schaffen will, indem andere Straftäter nach Estland verlegt werden.

Schweden hat seit mehreren Jahren ein erhebliches Problem mit kriminellen Gangs. In dem Zuge sind zuletzt auch die Plätze in den Strafvollzugsanstalten im Land immer knapper geworden. Für die Gefängnisplätze in Estland wird Schweden nach Strömmers Angaben monatlich 8500 Euro pro Platz bezahlen. (dpa)

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