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Polizisten in Einsatzkleidung stehen neben einem Feuer, das nach einer Demonstration in Nanterre, westlich von Paris, am 27. Juni 2023 auf der Straße brennt.

© AFP/Zakaria Abdelkafi

Beamter unter Totschlagsverdacht: Krawalle bei Paris nach tödlichem Polizeischuss auf 17-Jährigen

Wieder gibt es Krawalle und brennende Autos in Pariser Vorstädten nach tödlicher Polizeigewalt. Bei einer Verkehrskontrolle erschoss ein Beamter einen 17-Jährigen aus nächster Nähe.

Im Pariser Vorort Nanterre sind nach einem tödlichen Polizeischuss auf einen 17 Jahre alten Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle schwere Krawallen ausgebrochen. Mülltonnen, Autos und eine Grundschule wurden von aufgebrachten Menschen in Brand gesetzt und Einsatzkräfte mit großen Mengen explodierender Feuerwerkskörper beworfen, berichteten französische Medien wie die Zeitung „Le Figaro“ unter Verweis auf die Behörden.

Zwischen den Hochhaussiedlungen wurden Barrikaden errichtet und Feuerwehrkräfte bei ihren Einsätzen behindert.

Die Unruhen, die am Dienstagabend mit einer Demonstration vor der Polizeiwache von Nanterre begonnen hatten, griffen in der Nacht auf angrenzende Orte über. In Mantes-la-Jolie wurde ein Rathaus in Brand gesetzt. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, musste sich angesichts der massiven Angriffe aber teils im Laufschritt zurückziehen. Nach Behördenangaben wurden 15 Menschen festgenommen.

Eine Motorradstreife der Polizei hatte das mit drei Menschen besetzte Auto am Dienstagmorgen gestoppt. Ein vom Sender France Info verifiziertes Video zeigt, wie einer der Beamten seine Waffe auf Höhe der Fahrertür in das stehende Auto richtete. Der Bereich vor dem Auto ist frei. Als der 17-Jährige am Steuer plötzlich losfährt, feuert der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und verletzt ihn tödlich.

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Wie France Info berichtete, wurde der Beamte unter Totschlagsverdacht in Polizeigewahrsam genommen. Nach Angaben von Innenminister Gérald Darmanin nahm die Polizeiaufsicht nach dem Tod des jungen Autofahrers Ermittlungen auf, um den Vorfall aufzuklären.

Videoaufnahmen befeuern die öffentliche Empörung

Der tödliche Polizeieinsatz löste in Frankreich Empörung aus, angesichts der Videoaufnahmen ist von völlig überzogener Polizeigewalt die Rede. Immer wieder kommen Menschen in Frankreich bei banalen Fahrzeugkontrollen ums Leben, wenn sie sich nicht an Polizeianweisungen halten.

Ein brennendes Auto am Rande einer Demonstration in Nanterre, westlich von Paris, am 27. Juni 2023.

© AFP/ZAKARIA ABDELKAFI

Oft geht es dabei nicht um Schwerkriminelle, sondern wie auch im Fall von Nanterre um Menschen, die mit Bagatelldelikten aufgefallen sind. Der 17-Jährige soll wegen früherer Verkehrsdelikte polizeibekannt gewesen und auch diesmal wegen eines solchen Verstoßes angehalten worden sein, wie France Info berichtete.

„Die Todesstrafe gibt es in Frankreich nicht mehr“

Auch deshalb löste der jüngste Todesfall bei einem Polizeieinsatz eine heftige politische Debatte aus. „Die Todesstrafe gibt es in Frankreich nicht mehr. Kein Polizist hat das Recht zu töten, es sei denn, es handelt sich um Notwehr“, twitterte Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon. Die Polizei bringe die Autorität des Staates in Verruf und müsse von Grund auf reformiert werden.

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Der Präsident der konservativen Républicains, Éric Ciotti, sprach den Polizeikräften in Nanterre seine Unterstützung aus. „Es wird eine harte Nacht werden, Sie sind die Verteidiger unserer kollektiven Sicherheit. Dieses Chaos ist durch nichts zu rechtfertigen!“

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