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Alles „brat“, oder was? Die US-Vizepräsidentin wird zum Lebensgefühl. (Bild: AFP, Illustration Tagesspiegel)

© Bearbeitung Tagesspiegel: KAMIL KRZACZYNSKI / AFP

Meme-Queen Kamala Harris : Der „brat“-Hype kann für die US-Demokraten gefährlich werden

Sie tanzt, lacht und bekommt Hilfe von Promis: In den sozialen Netzwerken ist Kamala Harris omnipräsent, die Generation Z liebt die Demokratin. Was bringt all das im Duell mit Trump?

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Und jetzt auch noch Beyoncé! Es könnte aktuell nicht besser laufen für Kamala Harris. Die potenzielle Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten hat von dem Pop-Superstar die Erlaubnis erhalten, das Lied „Freedom“ im Wahlkampf zu benutzen. Finden Sie nett, aber nicht so wichtig? In den sozialen Netzwerken sind die User anderer Meinung: Ein entsprechender Post des Medien-Portals Pop Base wurde auf X rund 132.000 Mal gelikt und über Millionen Mal angezeigt.

Aktuell kann Harris im Netz punkten

Die demokratische Partei jubelt: Harris hat dem zuletzt stockenden Wahlkampf neues Leben eingehaucht – die sozialen Netzwerke spielen dabei eine große Rolle. Denn es geht um einen Begriff, von dem viele Politikerinnen und Politiker träumen: Popkultur. Harris ist ein Teil davon, der Republikaner Donald Trump auch, Präsident Joe Biden wollte es sein, war es aber nicht.

Aktuell kann Harris im Netz bei jungen Wählerinnen und Wählern punkten. Die 59-Jährige sei äußerst „meme-tauglich“, schreibt die „New York Times“. Sie tanze locker, habe einen eigenen Sprachstil und lache herzhaft, auch über sich. Der Hype im Netz kann sich für Harris auszahlen, auch politisch. Ein einzelner X-Post beweist das.

So hatte die britische Sängerin Charli XCX auf dem Netzwerk gepostet: „kamala IS brat“, in Anspielung auf den Titel ihres neuen Albums „brat“. Der Begriff, wörtlich übersetzt bedeutet er Göre, steht der Sängerin zufolge für ein Lebensgefühl. Auf Tiktok erklärt sie, „brat“ sei ein chaotisches Mädchen, das gerne feiern gehe, auch mal etwas Dummes sage, aber selbstbewusst sei und Niederlagen überstehe. Zehntausende leiteten den Post weiter, der schnell auf eine Millionenreichweite kam.

Die Harris-Kampagne reagierte schnell und veränderte die Farbe des Wahlkampf-Accounts auf X zu Grün – es ist der gleiche Grünton, der gleiche Stil wie das Album der Sängerin. „Das ist momentan der einfachste Weg, um die Zielgruppe der unter 30-Jährigen anzusprechen“, schreibt CNN.

Allein das ist für die Demokraten schon ein Erfolg. Mit dem Kandidaten Biden konnten sie im Netz nicht punkten, viele junge Wählerinnen und Wähler schienen unerreichbar. Jetzt gibt es „brat“ – und das Kokosnuss-Video. Im kurzen Clip aus dem Mai 2023 ist zu sehen, wie Harris sagt, dass alles im Leben in einem Kontext stehe. Sie zitierte dabei ihre Mutter mit den Worten: „Ich weiß nicht, was mit euch jungen Leuten nicht stimmt. Glaubt ihr, ihr seid einfach von einer Kokospalme gefallen?“

Das Harris-Meme erlebt ein „triumphales Comeback“. So schreibt es die „New York Times“. Gegner der Demokratin verbreiteten die Video-Sequenz in den vergangenen Monaten auf Social-Media-Kanälen, um die Vizepräsidentin zu verunglimpfen. Ihre Fans posten es nun, um sie zu feiern.

Was all das am Ende bringen wird? Die Wahl am 5. November wird es zeigen. Aktuell ist Harris im Duell mit Trump die Außenseiterin. Das beweist ein Blick auf die Zahlen der Umfrage-Webseite Realclearpolitics. Dort liegt der ehemalige Präsident nicht nur im nationalen Vergleich vorne, sondern auch in besonders umkämpften Bundesstaaten wie Pennsylvania und Georgia.

In diesen Staaten, es sind ungefähr sieben, wird sich die Präsidentschaftswahl entscheiden. Und zwar ganz nach dem Motto: „The winner takes it all“. Der Druck auf Harris ist enorm - und er wird steigen. Innerhalb kürzester Zeit muss sie eine Kampagne aufbauen, ein Team zusammenstellen und entscheiden, welches Motto sie ihrem Wahlkampf geben möchte.

Bis dahin sorgen die Memes, Posts und Videos für Euphorie im Wahlkampf und feuern Harris‘ politisches Momentum an. Die Demokraten feiern sich damit vor allem selbst. Und das ist etwas, was sie lange nicht tun durften. (mit dpa)

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