zum Hauptinhalt
Donald Trump und Selenskyj.

© dpa/Ben Curtis (Archivbild von Ende Februar)

Mode als Machtdemonstration: Verweigerte Selenskyj bewusst Trumps Aufforderung, Anzug zu tragen?

Mehrfach hatte die US-Seite im Weißen Haus Anstoß an Selenskyj Kleidung genommen. Berichten zufolge hatte Trumps Team einen Anzug als modisches Zugeständnis an Verhandlungen gefordert.

Stand:

Das US-Medium „The Atlantic“ spekulierte nach dem öffentlich eskalierten Eklat zwischen Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump über einen „Hinterhalt“. Trump und sein Vize J.D. Vance hätten die Eskalation demnach geplant. Doch Berichte des Nachrichtenportals „Axios“ legen nahe, dass auch Selenskyj die Eskalation, wenn nicht geplant, so doch antizipiert haben könnte.

Dabei geht es um die Kleidung des Präsidenten, der seit dem russischen Überfall auf sein Land nur noch in sportlicher und militärischer Montur auftritt. Den Anzug hat er demonstrativ abgelegt.

Dem Bericht von „Axios“ zufolge, hatte die US-Administration von Selenskyj und seiner Delegation vor dem Pressetermin genau das gefordert: Einen Auftritt im Anzug, um den Beginn der Verhandlungen und das Ende des Krieges demonstrativ einzuläuten. Dieser Wunsch wurde laut einem Delegationsmitglied offiziell über die Botschaft übermittelt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Dem hat Selenskyj sich offenbar bewusst verweigert. Er erschien wie immer im Uniform-ähnlichen Pullover mit ukrainischem Nationalsymbol. Dies begründete er im späteren Verlauf des Treffens auch explizit mit dem Kriegszustand, in dem sich sein Land nach wie vor befindet.

US-Reporter nahmen explizit Anstoß am fehlenden Anzug

Das modische Statement fiel Trump offenbar auch unmittelbar auf, denn sein erster Satz bei Selenskyjs Ankunft zielte darauf ab: „Wow, Sie haben sich aber schick gemacht“, sagte der US-Präsident.

Hinter der scheinbar freundlichen Formulierung verbarg sich nach Ansicht von „Axios“ zitierten US-Beratern Verärgerung. Das Ziel von Trumps Team war demnach, Selenskyj schon beim Kleidungsstil Zugeständnisse abzuringen, mit der Choreografie der bisherigen amerikanisch-ukrainischen Treffen zu brechen und sich dadurch selbst als Diplomaten und Friedensbringer zu inszenieren.

Dies würde auch erklären, warum der Reporter Brian Glenn noch einmal explizit am fehlenden Anzug Anstoß nahm und unter Lachen von J.D. Vance Selenskyj fragte: „Warum tragen Sie keinen Anzug? Besitzen Sie einen Anzug?“. Dieser erwiderte: „Ich werde einen (Anzug, Anm.) tragen, wenn dieser Krieg zu Ende ist. Vielleicht etwa einen wie Ihren. Vielleicht etwas Besseres, vielleicht etwas Billigeres.“

Konfliktpotential dürfte von Selenskyj einkalkuliert gewesen sein

Der „Axios“-Bericht legt nahe, dass Selenskyj und sein Team bewusst entschieden hatten, sich den amerikanischen Forderungen nicht bereits vor Gesprächsbeginn beugen zu wollen.

Damit soll offenbar die zentrale ukrainische Position unterstrichen werden, dass Trumps Vorstellung eines Verhandlungsfriedens mit Russland unrealistisch sei, und der Kriegszustand weiter andauere.

Das in der modischen Geste enthaltende Konfliktpotential dürfte entsprechend einkalkuliert gewesen sein. Selenskyj dürfte von der Eskalation kaum so überrascht gewesen sein, wie es zeitweise den Anschein hatte.

Kleidungsentscheidung als Machtdemonstration?

Es liegt nahe, dass das modische Statement die Trump-Seite so sehr empörte, da es die Eigenständigkeit der ukrainischen Seite betont, die offenbar um ihre Stärke in den Verhandlungen weiß. Noch entscheidet die Ukraine, ob sie weiterkämpft oder nicht.

Der Eklat stärkte nicht nur die europäische Unterstützung für Kiew weiter, sondern dort weiß man auch, dass Trump aus innenpolitischen Gründen schnellstmöglich Erfolge bei Friedensverhandlungen präsentieren muss. Diese kann nicht nur Russland, sondern auch die Ukraine dem neuen US-Präsidenten verweigern. Das hat Selenskyj „modisch“ demonstriert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })