
© Imago/dts Nachrichtenagentur
Mr. Reichelt geht nach Washington : Wer brachte den „Nius“-Chefredakteur ins Weiße Haus?
Der ehemalige „Bild“-Chef Julian Reichelt war überraschend beim Treffen von Friedrich Merz und Donald Trump im Oval Office zugegen. Seine Einladung erfolgte offenbar von US-Seite.
Stand:
Spekulationen, Bedenken und Befürchtungen prägten die Vorberichterstattung über den ersten Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz am Donnerstag bei US-Präsident Donald Trump in Washington. Wie sollte Merz sich gegenüber dem erratischen US-Präsidenten verhalten? Demütig? Forsch? Abwartend? Und was würde von Trump kommen? Würde er mit Merz ähnlich umspringen, wie mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj oder Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa einige Wochen zuvor?
Am Ende verlief der Washington-Besuch des Kanzlers ohne Zwischenfälle. Erstaunen gab es am Rande des Treffens der beiden Staatsoberhäupter im Oval Office des Weißen Hauses jedoch über eine unerwartete Personalie: Julian Reichelt, geschasster „Bild“-Chefredakteur und inzwischen Chef des Rechtsaußen-Portals „Nius“.
Streit und Spekulationen um einen Hinterkopf
Dass einige Journalistinnen und Journalisten die Merz-Delegation begleiteten und ebenfalls im Oval Office Fragen stellen durften, überrascht nicht. Doch wie kam Reichelt hierher? Er stand in der zweiten Reihe und somit nicht im direkten Sichtfeld von Trump.
Der stellvertretende Chefredakteur der „Welt“, Robin Alexander, der selbst im Oval Office dabei war, machte den Fall via X öffentlich und postete ein Foto von Reichelts Hinterkopf.
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Zur Presse-Delegation der deutschen Seite gehört Reichelt nicht und wurde folglich wohl von amerikanischer Seite eingeladen, wie unter anderem die „Taz“ berichtete.
Alexander spekulierte dazu auf X: „Das ist interessant, weil Team Merz vorher in Sorge war, Bloggern oder Youtuber aus dem MAGA-Universum könnten mit ihren Fragen einen Streit vor Kameras zwischen Trump und Merz über die AfD auslösen.“
Eine Chance, Trump oder Merz eine Frage zu stellen, ergab sich für Reichelt jedoch nicht, obwohl er sein Glück versucht haben soll. Alexander berichtet auf X: „Julian hob zu einer Frage an, in der das Wort ‚Freedom‘ vorkam, wurde aber übertönt.“
Wurde Reichelt von US-Seite geladen, um mit einer Frage einen Eklat zu provozieren? In diese Richtungen gehen Spekulationen des zur Funke-Mediengruppe gehörigen News-Portals „Der Westen“. Dort vermutet man, Reichelt habe Merz mitten im Oval Office verbal attackieren wollen oder sollen.
Mögliche Themen könnten eine angebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit in Deutschland sein oder die angebliche Unterdrückung der AfD von staatlicher Seite.
Das Portal verweist auf ähnliche Äußerungen in dieser Richtung von Trumps Vize JD Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Frühjahr. „Der Westen“ wörtlich: „Vance saß scheinbar in Lauerstellung auf dem Sofa.“
Reichelt ätzt gegen „T-Online“-Reporter
Ob Reichelt mit seiner „Freedom“-Frage, die nicht zu Trump durchdrang, als Provokateur für die amerikanische Seite einkalkuliert wurde? Unklar. „Welt“-Journalist Alexander, der als in Regierungskreisen gut vernetzt gilt, scheint dies zu vermuten. Ähnliche Überlegungen stellte Bastian Brauns auf X an, US-Korrespondent von „T-Online“.
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Diese Überlegungen missfielen „Nius“-Chef Julian Reichelt offenbar sehr. Obgleich er sich sonst zu seinem Washington-Besuch sehr bedeckt hielt, ging er „T-Online“-Reporter Brauns auf X scharf an.
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„Bei T-Online verstehen sie sich als Stasi-Spione des Kanzlers und fotografieren heimlich Leute, die möglicherweise kritische Fragen stellen könnten“, so Reichelt.
Der Merz-Besuch bei Trump muss auch Reichelt beeindruckt haben. In einem Kommentar für „Nius“ bezeichnet er den Termin als „goldgerahmte, etwas brachiale Megashow der Demokratie“.
Merz habe seine Sache gut gemacht, findet Reichelt und meint: „Das Besondere an der Trump-Show, der sich niemand wirklich entziehen kann, ist dies: Er lässt einfach Leute in dieses schreinartige Büro, er lässt sie Fragen stellen und beantwortet die Fragen so ungefiltert und verständlich, wie alle Menschen antworten würden, die nicht der mächtigste Mann der Welt sind. Friedrich Merz erlebt an diesem Tag, wie roh und nahbar Demokratie sein kann. Und Friedrich Merz hat sich darauf eingelassen und für Deutschland das Bestmögliche aus dem Tag herausgeholt.“
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