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Die russisch-amerikanische Staatsbürgerin Xenia Karelina am 15. August vor einem Gericht in Jekaterinburg.

© REUTERS/Dmitry Chasovitin

Nach 47-Euro-Spende: US-Russin Karelina wegen „Hochverrats“ zu zwölf Jahren Strafkolonie verurteilt

Russland verhängt ein drakonisches Urteil gegen eine 32-Jährige. Ihr Anwalt kündigt an, die Entschiedung anzufechten.

Stand:

In Russland ist die russisch-amerikanische Doppelstaatlerin Xenia Karelina wegen „Hochverrats“ zu zwölf Jahren Strafkolonie verurteilt worden. „Das Gericht hat Xenia Karelina des Hochverrats für schuldig befunden und zu zwölf Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt“, teilte das Gericht in der Stadt Jekaterinburg im Uralgebirge am Donnerstag mit. Ihr wurde vorgeworfen, an eine die Ukraine unterstützende Hilfsorganisation gespendet zu haben.

Es geht um umgerechnet 47 Euro

Berichten russischer Staatsmedien zufolge hatte die 32-Jährige in der vergangenen Woche eingeräumt, kurz nach Beginn der russischen Offensive in der Ukraine einen Betrag von umgerechnet rund 47 Euro an die Organisation „Razom for Ukraine“ gezahlt zu haben.

Russlands Geheimdienst FSB hatte ihr vorgeworfen, Geld für „medizinisches Material, Ausrüstung, Waffen und Munition für die ukrainischen Streitkräfte“ gesammelt zu haben. In den USA habe die Frau mehrfach an „öffentlichen Aktionen zur Unterstützung des Kiewer Regimes“ teilgenommen, hieß es.

Karelinas Anwalt Michail Muschailow sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass er das Urteil anfechten wolle. Er widersprach auch der Darstellung des Gerichts, dass seine Mandantin die Schuld vollumfänglich eingeräumt habe. Vielmehr gab sie demnach nur zu, Geld überwiesen zu haben, ohne sich über den antirussischen Zweck im Klaren gewesen zu sein.

Beim Familienbesuch festgenommen

Die Ballett-Tänzerin, die in Los Angeles lebte und arbeitete, war Ende Januar in Jekaterinburg während eines Familienbesuchs festgenommen worden. Washington wirft Moskau vor, US-Bürger aufgrund unbegründeter Anschuldigungen zu verhaften, um sie als Druckmittel für die Freilassung von im Ausland verurteilten Russen zu benutzen.

Erst am Mittwoch hatten die russischen Sicherheitsbehörden in Moskau einen US-Staatsbürger unter dem Vorwurf der Gewaltanwendung gegen eine Polizistin festgenommen. Er wurde zunächst zu 15 Tagen Arrest verurteilt, ein weiteres Verfahren steht aber noch aus. Neben Rowdytum muss sich der Amerikaner in einem Strafverfahren auch wegen Gewaltanwendung gegen eine Vertreterin des Staatsapparats verantworten.

Das Urteil gegen Karelina fiel zwei Wochen nach dem größten Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg, bei dem Russland 15 Inhaftierte freiließ, unter ihnen der US-Reporter Evan Gershkovich und mehrere russische Oppositionspolitiker. Im Gegenzug wurden acht Gefangene und zwei Minderjährige nach Moskau ausgeflogen, unter ihnen der zuvor in Deutschland inhaftierte sogenannte Tiergartenmörder Vasim Krasikow. (AFP/dpa)

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