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Nach Angaben von Präsident Trump: USA vereinbaren Handelsabkommen mit Großbritannien – EU bereitet Gegenzölle vor
Der US-Präsident selbst hatte das Abkommen bereits angedeutet, nun bestätigt er es im Weißen Haus. Die EU wappnet sich derweil für eine Eskalation mit den USA.
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US-Präsident Donald Trump hat den Handelspakt mit Großbritannien als „historisches Abkommen“ mit einem der engsten Verbündeten der USA gewürdigt. Die von Trump am Donnerstag im Weißen Haus formell als Durchbruch verkündete Vereinbarung ist die erste, seitdem er weltweit umfangreiche Zölle verhängte. Die endgültigen Details würden in den kommenden Wochen ausgehandelt, sagte Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus, bei der der britische Premier Keir Starmer per Telefon dazugeschaltet war.
Das Abkommen sehe einen verbesserten Marktzugang für amerikanische Exporte vor, insbesondere im Bereich der Landwirtschaft, sagte Trump. Dadurch würde der Zugang für nahezu alle Produkte amerikanischer Landwirte stark verbessert. Als Beispiel nannte er etwa amerikanisches Rindfleisch. Außerdem würde Großbritannien zahlreiche andere Handelsbarrieren reduzieren oder beseitigen, die nichts mit Zöllen zu tun hätten.
Trump hatte den Deal zuvor auf seiner Online-Plattform Truth Social angekündigt. Es handle sich um eine „volle und umfängliche“ Vereinbarung, die das Verhältnis zwischen den USA und Großbritannien verfestigen werde, schrieb Trump.
Viele weitere Deals seien in einem fortgeschrittenen Stadium, ließ er wissen. Für 10 Uhr (Ortszeit/16 Uhr MESZ) war eine Pressekonferenz geplant.
In Medienberichten war zuvor spekuliert worden, Großbritannien könne zumindest eine Erleichterung der von Trump verhängten Zöllen erreicht haben. Vor allem die britische Autoindustrie ist auf Exporte in die USA angewiesen.
Aktuell gelten für die Briten für die meisten Exportgüter US-Zölle in Höhe von 10 Prozent, auf Stahl und Aluminium sowie auf Autos und Autoteile werden aber 25 Prozent erhoben. Großbritannien hatte zuletzt mit Indien ein umfangreiches und langfristiges Freihandelsabkommen geschlossen, Premierminister Keir Starmer sprach nach der Verkündung von einer neuen Ära des Handels.
Fraglich ist, ob die Vereinbarung mit den USA einer möglichen Annäherung mit der EU im Wege stehen wird. Berichten zufolge sollten US-Lebensmittelstandards nicht anerkannt werden. Chlorhühnchen und hormonbehandeltes Rindfleisch werde es in britischen Supermärkten nicht geben, hatte die Zeitung „Financial Times“ berichtet.
Premierminister Keir Starmer und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie EU-Ratspräsident António Costa wollen bei einem EU-UK-Gipfel am 19. Mai eine Vertiefung der gemeinsamen Beziehungen anstoßen. Spekuliert wurde auch immer wieder über eine dynamische Vereinbarung im Bereich von Tiergesundheit und Lebensmittelstandards.
Die Europäische Kommission bereitet unterdessen weitere Sonderzölle auf US-Exporte im Wert von bis zu 95 Milliarden Euro vor. Diese Zusatzabgaben könnten auf Industrie- und Agrarprodukte wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey erhoben werden, sollten Verhandlungen mit Washington nicht zu einer Lösung führen, wie aus einer Mitteilung der Brüsseler Behörde vom Donnerstag hervorgeht.
Als Frist dafür gilt derzeit der Monat Juli. In ihm läuft eine 90-Tage-Frist ab, die Trump für Angebote der EU gesetzt hat. Wenn diese ihm nicht ausreichen, will er umfangreiche neue Sonderzölle auf Einfuhren aus der EU erheben lassen. Sie würden zu bereits geltenden Sonderzöllen von ihm hinzukommen.
EU sieht US-Zölle als nicht gerechtfertigt
„Die EU ist nach wie vor fest entschlossen, mit den USA zu Verhandlungsergebnissen zu kommen. Wir sind davon überzeugt, dass es gute Vereinbarungen zum Nutzen der Verbraucher und Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks geben kann“, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu den Planungen für Gegenmaßnahmen. Gleichzeitige bereite man sich weiter auf alle Möglichkeiten vor.
Der US-Präsident hatte nach seinem Amtsantritt vor mehr als hundert Tagen höhere Zölle gegen fast alle Handelspartner verhängt. Mit den Importaufschlägen will er nach eigenen Angaben das Handelsdefizit der USA mit anderen Staaten senken und Arbeitsplätze zurück ins Land holen, etwa in der Autoindustrie. In den vergangenen Wochen hatte Trump mehrfach erklärt, andere Staaten würden derzeit „Schlange stehen“, um Abkommen mit den USA abzuschließen.
Die EU sieht die Zölle hingegen als nicht gerechtfertigt und unvereinbar mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) an. Sie will deswegen zurückschlagen, sollte es keine einvernehmliche Einigung geben. (dpa/AFP)
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