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30.07.2023, Libanon, Sidon: Palästinensische Bewohner fliehen aus ihrem Haus, nachdem es zu Kämpfen im palästinensischen Flüchtlingslager Ain al-Hilwah gekommen ist.

© dpa/Mohammad Zaatari

Update

Nach Anschlag im Süden Libanons: Sechs Tote bei Kämpfen in palästinensischem Lager

Nach einem Anschlag, der wohl dem palästinensischen Kommandeur al-Armuschi galt, brechen schwere Kämpfe aus. Über dem Lager, in dem 80.000 Menschen wohnen, hängt schwarzer Rauch.

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Bei einem mutmaßlichen Attentat auf einen palästinensischen Kommandeur sind in einem großen Flüchtlingscamp im Libanon schwere Kämpfe ausgebrochen. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben, wie die örtliche Leiterin des Palästinenserhilfswerks UNRWA am Sonntag bei Twitter mitteilte.

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Bei den Kämpfen im Lager Ain al-Hilweh in der südlibanesischen Stadt Sidon standen sich Mitglieder der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Islamisten gegenüber, wie die Fatah mitteilte. Getötet wurden nach Angaben der Fatah fünf Fatah-Mitglieder und nach Angaben aus Palästinenserkreisen ein Mitglied der Islamistengruppe al-Schabab al-Muslim.

Die Kämpfe in Ain al-Hilweh hatten in der Nacht begonnen und dauerten am frühen Sonntagabend noch an, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Wie die Fatah mitteilte, wurden der Fatah-Kommandant Aschraf al-Armuschi und vier seiner Kollegen getötet.

Laut einem Palästinenservertreter aus dem Inneren des Lagers wurde zudem ein Mitglied der islamistischen Gruppe al-Schabab al-Muslim getötet. Sechs weitere Islamisten wurden demnach verletzt, darunter auch der Anführer der Gruppe.

Wegen anhaltender Kämpfe war über dem Lager am Sonntag schwarzer Rauch zu sehen, wie Bewohner:innen berichteten. Die Beteiligten kämpften laut Berichten unter anderem mit Maschinen- und Scharfschützengewehren.

Sicherheitskräfte sperrten Straßen in der Gegend ab. Die libanesische Armee teilte mit, eine bei den Gefechten eingesetzte Mörsergranate sei in einer ihrer Einrichtungen gelandet und habe einen Soldaten verletzt.

Nach den Zusammenstößen vom Sonntag sprach die Fatah von einem „abscheulichen und feigen Verbrechen“, das darauf abziele, die „Sicherheit und Stabilität“ der palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon zu untergraben.

Der libanesische Regierungschef Nadschib Mikati kritisierte „wiederholte Versuche“, den Libanon als Schauplatz für externe Auseinandersetzungen zu nutzen. Dies geschehe „auf Kosten des Libanon und der Libanesen“. Er forderte die Palästinenserführung auf, mit der Armee zusammenzuarbeiten, um die Sicherheitslage in Ain al-Hilweh wieder unter Kontrolle zu bringen.

Bei einem Treffen verschiedener Palästinensergruppen in Ägypten, an dem neben der Fatah auch die Hamas und die libanesischen Amal- und Hisbollah-Bewegungen teilnahmen, wurde eine Waffenruhe ab dem Abend vereinbart. Die Schüsse ließen daraufhin nach.

Ain al-Hilwah im Süden des Landes ist mit rund 80.000 Einwohner:innen das größte palästinensische Flüchtlingslager im Libanon. Die meisten Bewohner:innen sind Flüchtlinge des ersten arabisch-israelischen Krieges im Jahr 1948 sowie deren Nachkommen. Andere palästinensische Bewohner:innen wurden im libanesischen Bürgerkrieg (1975-90) dorthin vertrieben.

In vergangenen Jahren kamen außerdem Palästinenser:innen aus Syrien wegen des dortigen Bürgerkriegs hinzu. 2015 scheiterte in dem Camp ein Anschlag auf einen Sicherheitsbeauftragten der Fatah.

Seit vielen Jahren gilt eine Übereinkunft, der zufolge die libanesische Armee palästinensische Lager nicht betritt. Palästinensergruppen kümmern sich dort um die Sicherheit. (dpa, AFP)

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