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Nach dem Sturz Assads: Russland verlegt offenbar Waffen von Syrien nach Libyen
Frachtflugzeuge sollen russische Waffensysteme aus Syrien nach Libyen geflogen haben. Zudem könnte Moskau weitreichende Pläne in dem Mittelmeerland verfolgen.
Stand:
In Syrien mehren sich die Anzeichen, dass Russland seine militärische Präsenz verringert. Neben dem Abzug einiger Truppen verlegt Moskau offenbar Luftabwehrsysteme und weitere moderne Waffen aus dem Nahen Osten nach Libyen, berichtet das „Wall Street Journal“ (WSJ) unter Berufung auf US-amerikanische und libysche Regierungsvertreter.
Demnach hätten russische Frachtflugzeuge unter anderem Radargeräte für die Luftabwehrsysteme S-400 und S-300 zu Stützpunkten im Osten Libyens geflogen. Dieser Teil des nordafrikanischen Bürgerkriegslandes wird von General Chalifa Haftar kontrolliert, einem Verbündeten Moskaus.
Durch den Sturz Assads, der enge Beziehungen zu Russland pflegte und derzeit im Moskauer Exil sein soll, ist die Zukunft des russischen Luftwaffenstützpunkts Hmeimim in Latakia und des Marinehafens in Tartus ungewiss. Die Stützpunkte sind wichtiger Bestandteil der weltweiten militärischen Präsenz Russlands.
Offenbar Gespräche über russische Basen in Libyen
Tartus ist Russlands einzige Anlaufstelle für Reparaturen und Nachschub im Mittelmeer. Hmeimim ist ein wichtiges Drehkreuz für militärische Aktivitäten in Afrika. Für Tartus wurde Russland 2017 ein kostenloser Pachtvertrag über 49 Jahre gewährt. In Libyen ist Russland laut „WSJ“ bereits länger präsent.
Die Söldnertruppe Wagner unterhalte enge Verbindungen zu Haftar und dessen Kämpfern, heißt es in dem Bericht. Zudem würden die Söldner das Land als Zwischenstation in andere afrikanische Länder nutzen. Im vergangenen Jahr hätten hochrangige russische Beamte in Libyen Gespräche über langfristige Anlegerechte in den Mittelmeerhäfen Bengasi oder Tobruk geführt.
Moskau erwäge, die Hafenanlagen in Tobruk zu modernisieren, damit dort russische Kriegsschiffe anlegen können, sagte einer der US-Beamten der „WSJ“. Die Stadt befindet sich nur knapp 320 Kilometer von der griechischen Insel Kreta entfernt. Von Bengasi sind es unter 700 Kilometer nach Malta und der italienischen Insel Sizilien.
Zukunft russischer Basen in Syrien ungewiss
Ob Russland seine militärische Präsenz in Syrien ganz aufgibt, ist derzeit unklar. Ein ranghoher Rebellenvertreter, der der neuen Übergangsregierung nahe steht, sagte Reuters, die russische Militärpräsenz in Syrien und frühere Vereinbarungen zwischen der Assad-Regierung und Moskau stünden derzeit nicht zur Debatte. „Es ist eine Angelegenheit für zukünftige Gespräche und das syrische Volk wird das letzte Wort haben“, sagte er.
„Unsere Streitkräfte befinden sich jetzt auch in unmittelbarer Nähe der russischen Stützpunkte in Latakia“, fügte er hinzu, ohne näher darauf einzugehen. Die Regierung in Moskau erklärte, man führe Gespräche mit den neuen Machthabern in Syrien über die Stützpunkte.

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Satellitenaufnahmen von vergangenem Freitag zeigen mindestens zwei der großen Frachtflugzeuge Antonov AN-124 auf dem Stützpunkt Hmeimim mit geöffneten Bugspitzen.
Mindestens ein Frachtflugzeug flog am Samstag in Richtung Libyen ab, sagte ein Mitglied syrischer Sicherheitskräfte, der sich außerhalb der Anlage aufhielt. Den Angaben aus den Kreisen zufolge werden Ausrüstungsgegenstände und hochrangige Offiziere nach Moskau zurückgeschickt.
Auf der Autobahn, die den Luftwaffenstützpunkt Hmeimim mit dem Stützpunkt in Tartus verbindet, konnte ein russischer Konvoi von Schützenpanzern und Logistikfahrzeugen gesehen werden, der auf den Luftwaffenstützpunkt zufuhr, so ein Reuters-Journalist. Der Konvoi hatte wegen einer Panne an einem der Fahrzeuge angehalten. (Tsp/Reuters)
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