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In Khartum, der Hauptstadt des Sudan, kam es wieder zu Kämpfen.

© AFP

Nach Gefängnisausbrüchen: UN warnen vor ethnischen Spannungen im Sudan

Weil mehrere Kriegsverbrecher freigekommen sind, befürchtet das UN-Menschenrechtsbüro zusätzliche Konflikte im Sudan. Die Kämpfe sind dort wieder aufgeflammt.

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Das UN-Menschenrechtsbüro befürchtet zusätzliche Gewalt im Sudan, weil mögliche Kriegsverbrecher aus Gefängnissen freigekommen seien könnten. In den vergangenen Tagen seien Gefangene aus mehreren Gefängnissen ausgebrochen oder freigelassen worden, sagte eine Sprecherin am Freitag in Genf. Das könne ethnische Spannungen, die es seit langem im Sudan gibt, neu entfachen.

In Westdarfur hätten die Kämpfe zwischen den rivalisierenden Kräften, der sudanesischen Armee (SAF) und der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF), bereits zu Zusammenstößen unter Bevölkerungsgruppen geführt.

In der Region im Westen des Landes sind bei Zusammenstößen in den vergangenen 20 Jahren Hunderttausende Menschen umgekommen. Die Zentralregierung hat Autonomiebestrebungen brutal unterdrückt.

Unsere größte Herausforderung ist Darfur.

Axel Bisschof, Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) im Sudan

„Unsere größte Herausforderung ist Darfur“, sagte der Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) im Sudan, Axel Bisschof. Dort bestehe die Gefahr neuer Spannungen. Deshalb müsse den Menschen dringend geholfen werden. Es seien jede Menge Lagerhäuser mit Hilfsmitteln im ganzen Land verteilt, aber der Zugang sei wegen der Kämpfe teils nicht möglich. Einige seien geplündert worden. Das UNHCR betreute nach seinen Angaben vor den jüngsten Spannungen bereits 3,7 Millionen Vertriebene im Sudan, die meisten davon in 73 Lagern in Darfur.

Trotz einer vereinbarten Feuerpause sind die Kämpfe im Sudan am Freitag wieder aufgeflammt. In der Hauptstadt Khartum kam es zu heftigem Beschuss aus der Luft und am Boden, wie Augenzeugen berichteten. Auch im nahegelegenen Bahri gab es Gefechte, dicke Rauchschwaden waren über der Stadt zu sehen. Ein Anwohner berichtete von Flugzeuggeräuschen und Explosionen.

Nach Angaben der sudanesischen Armee beschoss die RSF ein türkisches Evakuierungsflugzeug. Die Maschine sei im Anflug auf den Flughafen Wadi Seyidna vor den Toren von Khartum gewesen. Bei dem Beschuss sei ein Mitglied der Crew verletzt und die Treibstoffversorgung beeinträchtigt worden, teilte die Armee am Freitag mit. Das Flugzeug sei sicher gelandet und werde derzeit repariert.

Die Armee und die Milizen hatten am Donnerstag eine Verlängerung der Feuerpause um 72 Stunden ab Mitternacht angekündigt. Die Waffenruhe war von den USA und Saudi-Arabien vermittelt worden. Die Kämpfe im Sudan waren am 15. April ausgebrochen im Zuge eines Machtkampfes zwischen der Armee und der RSF-Miliz.

Seitdem wurden mindestens 512 Menschen getötet, fast 4200 Personen verwundet sowie Krankenhäuser zerstört. Die Verteilung von Lebensmitteln ist eingeschränkt. Ein Drittel der 46 Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. (dpa, Reuters)

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