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„Wir nehmen das ernst“: Finnland bestellt nach Luftraum-Verletzung russischen Botschafter ein
Finnland kritisierte Moskau jüngst für eine Luftraum-Verletzung durch Militärflugzeuge. Der Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund zunehmender russischer Aktivitäten in der Grenzregion.
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Das finnische Außenministerium hat den russischen Botschafter einbestellt. Hintergrund sei eine mutmaßliche Verletzung des finnischen Luftraums in der vergangenen Woche, teilt das Ministerium am Montag mit.
Das Nato-Mitglied Finnland hatte am Freitag mitgeteilt, es gehe davon aus, dass zwei russische Militärflugzeuge in seinen Luftraum vor der Küste von Porvoo im südlichen Teil des nordischen Landes eingedrungen seien. Der finnische Grenzschutz untersuche den Vorfall. Die russische Botschaft in Helsinki äußerte sich zunächst nicht dazu.
Der Vorfall ereignete sich nach Angaben des finnischen Verteidigungsministeriums am vergangenen Freitagnachmittag im Süden des Landes, etwa 50 Kilometer von der Hauptstadt Helsinki entfernt. „Wir nehmen die mutmaßliche Verletzung des Territoriums ernst und eine Untersuchung läuft“, erklärte Verteidigungsminister Antti Hakkanen kurz danach.
Finnland sieht sich derzeit mit einem Aufbau von russischer Militärinfrastruktur an der Ostgrenze des Landes konfrontiert. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP betonte Hakkanen, dass Finnland gemeinsam mit seinen Verbündeten „die Aktivitäten und Absichten Russlands genau beobachtet und bewertet“.
Moskaus Bemühungen, „seine Streitkräfte zu stärken, sind keine Überraschung für Finnland“, betonte der Minister. „Wir haben hervorragende Fähigkeiten, russische Operationen zu beobachten“, schrieb Hakkanen. Als Nato-Mitglied habe sein Land „eine starke Sicherheitsposition“.
Der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo sagte nach einem Treffen mit den nordischen Regierungschefs und Bundeskanzler Friedrich Merz am Montag im Südwesten Finnlands, Russland stelle eine „langfristige Gefahr für uns und für ganz Europa“ dar. Nicht nur militärisch, sondern etwa auch durch Cyberattacken und Vorfälle in der Ostsee, wo mehrfach Unterseekabel beschädigt worden waren.
Russland baut Militärbasen an Nato-Ostflanke aus
Zuvor hatten die finnische Armee und internationale Medien über die Vorgänge auf der russischen Seite der Grenze berichtet. Die russische Armee verstärkt derzeit offenbar die Militärpräsenz an der Grenze zu Finnland.
Auch neueste Satellitenbilder, die von der finnischen Zeitung „Helsinki Times“ veröffentlicht wurden, zeigen eine deutliche Zunahme russischer Militäraktivitäten an der Ostflanke der Nato zeigen. Analysten berichten von neuen Zelten, Militärfahrzeugen und ausgebauten Infrastrukturen auf mehreren Basen, unter anderem in Kamenka, Petrosawodsk, Seweromorsk und auf dem Militärflugplatz Olenja.
Vergleicht man die jüngsten Aufnahmen mit Satellitenbildern vom 14. Mai 2022, dann lässt sich vor allem eine Standorterweiterung im Gebiet rund um Kamenka feststellen. Demnach wurden in den letzten drei Jahren mehr als 130 neue Militärzelte in der russischen Basis errichtet, die nur etwa 56 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt liegt. Berichten zufolge sollen die neuen Unterkünfte in Kamenka etwa 2000 Soldaten Platz bieten.

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Im Militärstützpunkt nahe der Stadt Petrosawodsk, der nur 160 Kilometer östlich der finnischen Grenze entfernt liegt, wurden demnach drei neue Lagerhallen errichtet, die jeweils Platz für bis zu 50 Panzerfahrzeuge bieten. Andere Aufnahmen lassen darauf schließen, dass der russische Luftwaffenstützpunkt Seweromorsk-2 aktuell ausgebaut wird.
Moskau droht Finnland seit Nato-Mitgliedschaft mit Konsequenzen
Das lange bündnisfreie Finnland war der Nato im April 2023 beigetreten. Grund für die Kehrtwende war der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seither drohte Moskau immer wieder mit Konsequenzen.
Der stellvertretende Generalstabschef der finnischen Streitkräfte für Strategie, Sami Nurmi, sagte dem finnischen Sender Yle, die Aktivitäten Russlands bedeuteten keine unmittelbare Bedrohung Finnlands.
Im April hatte die Regierung in Helsinki mitgeteilt, die seit Dezember 2023 geltende Schließung seiner östlichen Grenze zu Russland „bis auf Weiteres“ zu verlängern. Finnland hatte die 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland ursprünglich nach der laut Helsinki von Moskau koordinierten Ankunft von rund tausend Migranten ohne Visa geschlossen. (Reuters, AFP, mira)
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