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Nach Schuld-Aussagen von Musk : Polnischer Minister ruft Bevölkerung zu Tesla-Boykott auf
Bei einer AfD-Veranstaltung wünscht sich Elon Musk, dass Deutschland die Schuld der Vergangenheit hinter sich lässt. Für Polens Tourismusminister gibt es keine Rechtfertigung mehr dafür, Teslas zu kaufen.
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Nach dem Video-Auftritt von Tesla-Chef Elon Musk am Samstag beim Wahlkampfauftakt der AfD hat Polens Sport- und Tourismusminister Slawomir Nitras die Bevölkerung des osteuropäischen Landes dazu aufgerufen, Tesla zu boykottieren.
„Es gibt für jeden vernünftigen Polen keine Rechtfertigung mehr, Teslas zu kaufen. Eine harte Reaktion ist notwendig, einschließlich eines Verbraucherboykotts“, sagte er laut der Polnischen Presseagentur.
Musk hatte sich am Samstag zu der AfD-Veranstaltung in Halle zuschalten lassen. Der Tesla-Chef Musk forderte die versammelten AfD-Anhänger auf, „stolz“ darauf zu sein, „Deutsche zu sein“. „Ehrlich gesagt, ist der Fokus zu sehr auf die Schuld der Vergangenheit gerichtet, und das müssen wir hinter uns lassen“, fügte er hinzu. Zudem schwärmte der Tech-Milliardär von der „deutschen Kultur“, die „tausende Jahre“ zurückreiche.
Nitras verurteilte Musks Einmischungen in den Bundestagswahlkampf. „Vielleicht werden diese Aussagen von Musk dazu führen, dass die AfD weniger Unterstützung erhält, als die Umfragen vermuten lassen, immerhin schätzt es niemand, wenn man sich in seine inneren Angelegenheiten einmischt“, wird Nitras weiter zitiert.
Auch SPD-Generalsekretär Matthias Miersch hält Boykottaufrufe gegen Produkte des Firmenimperiums von US-Milliardär Elon Musk wegen dessen Zusammenarbeit mit der AfD für sinnvoll. „Das ist ein Signal, das durchaus ausgesprochen werden kann“, sagte Miersch am Montag in Berlin. Allerdings müssten die Bürgerinnen und Bürger über ihr Kaufverhalten „selbst entscheiden“.
Den Auftritt von Musk nannte Miersch „entsetzlich“. Dies sei jedoch nur „die Fortsetzung von dem, was er die ganze Zeit schon mit der AfD versucht“.
Für deutsche Verbraucher relevant sind von den Produkten Musks in erster Linie die Elektroautos der Marke Tesla, die unter anderem im brandenburgischen Grünheide bei Berlin hergestellt werden, sowie die Internetplattform X. Wegen der Nähe des Tech-Milliardärs zu Rechtsextremen haben sich bereits einige deutsche Unternehmen von Tesla als Anbieter für Firmenfahrzeuge zurückgezogen, etwa die Drogeriekette Rossmann und mehrere Energieversorger.
Einige Tesla-Fahrer verwenden Aufkleber, mit denen sie sich von Musk distanzieren. Auch gibt es zahlreiche Abmeldungen von Institutionen, Unternehmen und Privatleuten von X.
Polen war 1939 als erstes Land von Hitlers Nazi-Deutschland überfallen worden. In dem etwa einmonatigen Feldzug starben rund 70.000 polnische Soldaten. Bis zum Ende des Krieges wurden fast 5,3 Millionen Zivilpersonen umgebracht, 240.000 Soldaten wurden getötet. Auf polnischem Territorium hatten die Nazis das Vernichtungslager Auschwitz errichtet. Sie ermordeten im Laufe des Krieges mindestens drei Millionen polnische Juden. Millionenfach mussten polnische Staatsbürger Zwangsarbeit leisten. (cz, AFP)
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