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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan spricht verschlüsselte Drohungen aus. (Archivbild)

© Khalil Hamra/AP/dpa

Nach Sturz von Assad: Erdogan droht mit erneuten Angriffen auf Kurdenmilizen in Syrien

Der türkische Präsident Erdogan erhöht den Druck auf die Kurdenmiliz YPG in Syrien. Sein Außenminister droht mit deren „Vernichtung“.

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat indirekt mit einem neuen Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien gedroht. Man werde Terror in der Region nicht zulassen, sagte Erdogan mit Blick auf die YPG nach einer Kabinettssitzung in Ankara. Sein Außenminister geht noch weiter.

Die Türkei habe vielfach unter Beweis gestellt, dass sie kompromisslos bereit sei, ihr Überleben zu sichern – wenn es soweit sei, könne man eines Nachts kommen, fügte Erdogan hinzu. Mit diesem Ausdruck hatte Erdogan schon in der Vergangenheit gedroht, militärisch im Nachbarland einzugreifen. 

„Wir glauben, es ist nur eine Frage der Zeit, bevor PKK/YPG vernichtet wird“, sagte der türkische Außenminister Hakan Fidan am Montag vor Journalisten. Nach dem Sturz Assads und der Machtübernahme der islamistischen HTS-Miliz in Syrien hätten sich die „Bedingungen“ geändert.

Den Westen warnte Fidan zudem vor jeglicher Unterstützung der kurdischen Kämpfer in Syrien. „Wenn Sie andere Ziele in der Region haben, wenn Sie eine andere Politik betreiben wollen, indem Sie Daesch als Vorwand benutzen, um die PKK zu ermutigen, dann gibt es auch dafür keinen Weg“, sagte Fidan unter Verwendung der in arabischsprachigen Ländern verbreiteten Bezeichnung für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Der türkische Außenminister äußerte sich nach Gesprächen mit seinem jordanischen Kollegen Ajman Safadi. Bei dem Treffen ging es unter anderem um die Bedrohung durch den IS in Syrien nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad durch islamistisch angeführte Milizen.

USA unterstützen Kurden im Kampf gegen den IS

Die kurdischen YPG-Einheiten in Nordost-Syrien spielten 2019 beim Sieg über den IS eine entscheidende Rolle. Bei ihrem anhaltenden Kampf gegen die Dschihadistenmiliz werden die kurdischen Kämpfer von den USA unterstützt – was der Türkei jedoch schon lange ein Dorn im Auge ist.

Die Türkei betrachtet die zu den Demokratischen Kräften Syriens (SDF) gehörenden YPG-Einheiten als Ableger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die von Ankara wie von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird. Die PKK kämpft in der Türkei seit Jahrzehnten gewaltsam gegen die türkische Armee und für die Rechte der Kurden.

Die SDF kontrollieren große Teile des Nordosten Syriens und Teile der östlichen Provinz Deir Essor, wo die Kurden nach dem Rückzug der Regierungskräfte zu Beginn des Bürgerkriegs 2011 eine autonome Verwaltung eingerichtet haben.

Kämpfe zwischen Kurden und protürkischen Rebellen

Die Türkei hat bereits mehrere Militäreinsätze gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien durchgeführt und hält dort mit Unterstützung von Rebellen Grenzregionen besetzt.

Ankara steht in engem Kontakt mit den neuen islamistischen Machthabern in Damaskus. Seit deren Sieg über Assad halten die Spannungen im Norden Syriens an, da die Türkei trotz internationaler Kritik ihre Einsätze dort fortsetzt. Protürkische Kämpfer rücken derzeit weiter in von Kurdenmilizen kontrollierte Gebiete in Nordsyrien vor. Zurzeit gibt es in der nordsyrischen Region Manbidsch heftige Gefechte.

Der zuvor unter seinem Kampfnamen Mohammed al-Dscholani bekannt gewordene De-facto-Herrscher in Syrien, HTS-Chef Ahmed al-Scharaa, fordert die Eingliederung der SDF in die künftige syrische Armee. Unter der Führung seiner HTS-Miliz war am 8. Dezember die Herrschaft Assads beendet worden. (dpa/AFP)

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