
© REUTERS/Brian Snyder
US-Präsident gegen die Medien: Trump sperrt Reporter aus und will gegen Verwendung „anonymer Quellen“ vorgehen
Die Veröffentlichung des Enthüllungsbuches „All or nothing“ bringt Trump in Rage. Aber auch die traditionellen Medien werden vom Präsidenten gegängelt. Auch der Tagesspiegel ist betroffen.
Stand:
US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch damit gedroht, gerichtlich gegen Medien, Autoren und Verleger vorzugehen, die sich auf anonyme Quellen berufen. „Ich werde einige dieser Autoren und Verleger unehrlicher Bücher oder sogar die Medien im Allgemeinen gerichtlich belangen, um zu wissen, ob diese ‚anonymen Quellen’ existieren oder nicht‘, erklärte Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Dabei bezeichnete er anonyme Quellen als „beleidigende Fiktion“. „Wer weiß, wir können vielleicht ein neues Gesetz schaffen“, fügte er hinzu.
Anlass der Empörung des Präsidenten ist die Veröffentlichung des neuen Enthüllungsbuches des Journalisten Michael Wolff „All or nothing“ (Alles oder nichts), das auch das Team von Trump zur Weißglut bringt. In dem Buch wird unter anderem behauptet, dass Trump „scheinbar am Rande des Zusammenbruchs“ gewesen sei, nachdem er im vergangenen Sommer während des Wahlkampfes um Haaresbreite einem Mordanschlag entgangen war.
Trump habe Sätze nicht zu Ende sprechen können und Wutanfälle bekommen, die selbst für den bekanntermaßen dünnhäutigen ehemaligen Reality-TV-Star ungewöhnlich gewesen seien.
„Anonyme Quellen“ berichten allerhand Negatives über Trump
Unter Berufung auf eine Quelle in Trumps Privatresidenz Mar-a-Lago heißt es in dem neuen Buch zudem, Trumps Ehefrau Melania hasse ihren Mann.
Wolff hatte bereits 2018 einen Bestseller gelandet mit dem Buch „Fire and Fury: Inside the Trump White House“ (Feuer und Zorn. Im Weißen Haus von Donald Trump), mit dem er den Zorn des Präsidenten auf sich gezogen hatte.
Die US-Regierung hatte am Dienstag angekündigt, künftig selber darüber zu entscheiden, welche Medien Zugang zu bestimmten Veranstaltungen und Reisen des US-Präsidenten erhalten. Das Weiße Haus brach damit mit einer jahrzehntealten Tradition.
Reportern wurde der Zutritt zur Kabinettssitzung verwehrt
Bisher hatte die regierungsunabhängige White House Correspondents Association (WHCA) über die Zusammensetzung des sogenannten Pools entschieden: jener Gruppe von Journalisten also, die aus nächster Nähe aus dem Oval Office oder auf Reisen des Präsidenten aus dessen Flugzeug berichten.
Wie die neue Pressewelt unter Trumps Präsidentschaft aussieht, zeigte sich dann am Mittwoch. Das US-Präsidialamt verwehrte Reportern von Reuters und anderen Nachrichtenmedien den Zugang zur ersten Kabinettssitzung von Donald Trump. Betroffen waren ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP sowie insgesamt drei Reporter vom Tagesspiegel, der HuffPost und Reuters. Es handelte sich dabei um die Washington-Korrespondentin des „Tagesspiegels“ Juliane Schäuble.
Der Tagesspiegel ist derzeit das einzige deutschsprachige Medium, das als Mitglied der Foreign Press Group im Weißen Haus Teil des erweiterten Pools ist.
Fernsehteams der Sender ABC und Newsmax sowie Korrespondenten von Axios, Blaze, NPR und der Agentur Bloomberg wurden dagegen zugelassen.
Die Regierung hatte am Dienstag eine Änderung der bisherigen Regelung für die Berichterstattung über den Präsidenten angekündigt. Zwar dürften die traditionellen Medien Trump weiter beim Tagesgeschäft begleiten. Zukünftig werde jedoch das Präsidialamt entscheiden, wer bei Veranstaltungen in kleineren Räumen wie dem Oval Office dabeisein dürfe. Die fünf großen Kabel- und Fernsehsender - traditionell ABC, CBS, NBC, CNN und Fox News - würden dabei ihre wechselnden Sitze im Pressepool der Journalisten behalten. Man werde jedoch Streaming-Dienste hinzufügen sowie neue Medienvertreter und Rundfunkmoderatoren.
Die wechselnde Teilnahme an dem Pool des Präsidenten wurde bislang von den Medien selbst geregelt über die Korrespondentenvereinigung White House Correspondents’ Association (WHCA). Das von ihr verwaltete System ermöglichte es ausgewählten TV-, Radio-, Nachrichten-, Print- und Fotojournalisten, über Ereignisse zu berichten und die Berichterstattung mit einem breiten Kreis von Medien zu teilen.
Bislang waren die Nachrichtenagenturen AP, Bloomberg und Reuters ständige Mitglieder des Pools. In einer am Mittwoch veröffentlichten gemeinsamen Erklärung schreiben sie, die Agenturen hätten lange dafür gearbeitet, „dass genaue, faire und zeitnahe Informationen über die Präsidentschaft an ein breites Publikum aller politischen Richtungen in den USA und weltweit weitergegeben“ würden.
Ein Großteil der Berichterstattung über das Weiße Haus, die die Menschen in ihren lokalen Nachrichtensendern erhielten, stamme von den Agenturen. In einer Demokratie sei es unerlässlich, dass die Öffentlichkeit Zugang zu Nachrichten über ihre Regierung von einer unabhängigen, freien Presse erhalte.
Die Neuregelung des Präsidialamts folgte auf die Entscheidung der US-Regierung, AP gänzlich aus dem Pool auszuschließen. Die Agentur hatte sich geweigert, den Golf von Mexiko als „Golf von Amerika“ zu bezeichnen, wie von Trump nach seinem Amtsantritt vorgegeben. AP lehnte zudem eine entsprechende Anpassung ihres einflussreichen Stilhandbuchs für Journalisten ab.(Trf, Reuters, AFP)
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