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Nordkorea, Wonsan, 12. Juli 2025: Kim Jong-un und der russische Außenminister Sergej Lawrow geben sich während eines Treffens die Hand.

© IMAGO/ZUMA Press

„Nordkoreaner sind billig und fleißig“: Russland ist jetzt offenbar auf „Sklaven“-Arbeiter angewiesen

Hunderttausende Russen wurden an die Front geschickt. Nordkoreanische Arbeiter schließen einer „BBC“-Recherche nach in Russland zunehmend die Lücken. Sie schuften offenbar unter unmenschlichen Bedingungen.

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Nordkorea und Russland pflegen enge Beziehungen. Im Juli etwa war der russische Außenminister Sergej Lawrow in dem ansonsten weltweit weitgehend isolierten Staat zu Gast. Der russische Machthaber Wladimir Putin telefonierte kurz vorm Treffen mit Donald Trump in Alaska mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un. Viel wurde außerdem über die nordkoreanischen Soldaten und die Munition berichtet, mit denen Kim die Ukraine-Invasion Russlands unterstützt. Doch die Hilfe geht noch weiter, wie der britische Sender BBC in einer großen Recherche zeigt.

10.000 nordkoreanische Arbeiter wurden demnach im Jahr 2024 nach Russland geschickt. Mehr als 50.000 könnten es dieses Jahr werden, schätzte ein südkoreanischer Beamter. Sie arbeiten demnach auf Baustellen, in Kleidungsfabriken und in IT-Centern.

Nordkoreaner sind billig, fleißig und machen keinen Ärger

Andrei Lankov, Kookmin-University in Seoul

Nordkoreanische Arbeitskräfte in Russland sind an sich nichts Neues. Schon auf Baustellen zur Fußball-WM 2018 in Russland schufteten sie unter schlimmsten Bedingungen. Doch die UN hatte den Einsatz weltweit verboten, um Kim von Devisen abzuschneiden. Dass Russland die UN-Vorgabe ignoriert, ist dem BBC-Bericht zufolge eine Konsequenz des Ukrainekriegs.

Russland gehen die Arbeiter aus

Es geht darum, „den enormen Arbeitskräftemangel zu beheben, der durch die anhaltende Invasion Russlands in der Ukraine noch verschärft wurde“. Putin schickte hunderttausende Männer als Soldaten zur Landeroberung in die Ukraine, wo sie in großem Tempo sterben oder verwundet werden. In Russland fehlen sie als Arbeitskräfte.

„Nordkoreaner bieten die perfekte Lösung“, zitiert die BBC den Nordkorea-Experten Andrei Lankov von der Kookmin-University in Seoul. „Sie sind billig, fleißig und machen keinen Ärger.“ Ein südkoreanischer Beamter hält es sogar für wahrscheinlich, dass einige der Nordkoreaner bald für Wiederaufbauprojekte in russisch besetztem Territorium der Ukraine eingesetzt werden.

Moderne Sklavenarbeit

Was die Arbeiter verdienen, geht offenbar größtenteils direkt an den nordkoreanischen Staat. Die übrigen 100 bis 200 Dollar an monatlichem Verdienst werden demnach erst nach der Rückkehr in die Heimat ausgezahlt – was Experten zufolge eine Taktik ist, die eine Flucht der Arbeiter verhindern soll. Zu dieser gibt es offenbar reichlich Grund.

Die BBC sprach mit sechs nordkoreanischen Arbeitern, die seit Kriegsbeginn aus Russland geflohen sind. In den Berichten ist von strenger Kontrolle und gefährlichen Arbeitsbedingungen die Rede. Andere Arbeiter hätten die Nordkoreaner als Sklaven bezeichnet, erinnerte sich einer der Interviewten. „Ihr seid keine Menschen, sondern nur Maschinen, die sprechen können“ – so sollen sie verspottet worden sein.

Schuften rund um die Uhr

Es war den ausländischen Bauarbeitern – die vor Ort unter Beobachtung nordkoreanischer Beamter standen – demnach nicht erlaubt, ihre Arbeitsstellen zu verlassen. Die Nordkoreaner mussten dem Bericht zufolge von frühmorgens bis 2 Uhr nachts arbeiten. Es habe zwei Tage Pause gegeben – pro Jahr.

Geschlafen wurde demnach in schmutzigen, engen Schiffscontainern, oder auf den Böden unfertiger Häuser. „Manche Leute verließen ihren Arbeitsplatz, um tagsüber zu schlafen, oder schliefen im Stehen ein, aber die Vorgesetzten fanden sie und schlugen sie. Es war wirklich, als würden wir sterben“, sagte einer der geflohenen Arbeiter im Gespräch mit der BBC. (TMA)

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