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Wie geht es weiter mit der Wagner-Gruppe?

© dpa/Alexei Druzhinin

Nur fünf Tage nach der Wagner-Revolte: Putin empfing Söldnerchef Prigoschin

„Verrat“ nannte der russische Präsident Wladimir Putin den Marsch der Prigoschin-Armee auf Moskau. Doch der Zorn über die Söldner hielt offenbar nicht lange an

Nur fünf Tage nach dem abgebrochenen Putsch der Privatarmee Wagner hat Russlands Präsident Wladimir Putin deren Chef Jewgeni Prigoschin getroffen. Das bestätigte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag, nachdem die französische Zeitung „Liberation“ unter Berufung auf Quellen im russischen Geheimdienst über ein Treffen Putins mit Prigoschin berichtet hatte.

Unmittelbar nach der Revolte vom 24. Juni hatte der Kremlchef Prigoschins „Marsch auf Moskau“ noch als Verrat und „Dolchstoß in den Rücken“ bezeichnet. Er versprach, die Verantwortlichen würden bestraft werden. Doch entgegen dieser öffentlichen Ansage stellte der Geheimdienst FSB seine Ermittlungen überraschend rasch ein.

Wagner-Chef kam in den Kreml

Das Gespräch am 29. Juni im Kreml habe etwa drei Stunden gedauert, sagte Peskow. Anwesend seien 35 Kommandeure der Wagner-Söldner gewesen, unter ihnen Prigoschin selbst. Putin habe den Einsatz der Wagner-Gruppe an der Front bewertet und auch „während der Ereignisse am 24. Juni“. An diesem Tag waren die Wagner-Söldner auf Moskau marschiert.

Bei dem Treffen sei es nach den Worten von Peskow auch um „Varianten für die weitere Beschäftigung und der militärischen Verwendung“ der Wagner-Söldner gegangen. Diese hätten danach versichert, sie seien „überzeugte Anhänger und Soldaten des Staatsoberhauptes“, also Putins, und bereit „auch weiter für das Vaterland zu kämpfen“.

Der Empfang im Herzen der russischen Hauptstadt zeigt auch, wie mächtig Prigoschin ist. Experten sagen schon lange, dass Wagner bei Russlands Auslandseinsätze so gut wie unersetzlich ist. Nach dem versuchten Putsch hatten viele jedoch dem Söldnerchef ein Ende als Putins Günstling prophezeit. Doch offenbar gelang es der russischen Führung nicht, wie geplant, die Wagner-Truppen von Prigoschin abzuspalten und in die russische Armee zu integrieren.

Das Eingeständnis von Kremlsprecher Peskow wirft ein weiteres Schlaglicht auf russische Desinformation. Noch am vergangenen Donnerstag, eine Woche nach der versöhnlichen Verständigung zwischen Putin und Prigoschin, hatte Nikolai Patruschew, der Sekretär des russischen Sicherheitsrates, den Wagner-Putsch weiter als „Verrat“ bezeichnet. Am selben Tag ließ Kremlsprecher Peskow verlauten, man verfolge Prigoschins Bewegungen nicht: „Dazu haben wir weder die Möglichkeiten, noch den Willen.“

Prigoschin hatte vor dem Aufstand monatelang einen erbitterten Streit mit dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und dessen Ministerium geführt. Am 23. Juni beschuldigte Prigoschin die russische Armee, sie habe ein Wagner-Lager mit Raketen beschossen. Daraufhin habe der „Rat der Kommandeure“ der Privatarmee den Beschluss gefasst, „dem Übel ein Ende zu bereiten, das die Militärführung dem Land zufügt“.

Die Wagner- Truppen nahmen zunächst praktisch widerstandslos die Stadt Rostow am Don ein, in der sich die Kommandozentrale der russischen Armee für den Krieg gegen die Ukraine befindet. Ein Vize-Verteidigungsminister wurde als Geisel genommen, die Zentrale des Geheimdienstes FSB belagert.

Truppen wollten nach Moskau

Danach begannen die Wagner-Truppen einen Marsch auf Moskau, der erst 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt gestoppt wurde. Zuvor hatte es stundenlange Verhandlungen mit Prigoschin gegeben, in denen nach eigenen Angaben der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko eine maßgebliche Rolle spielte.

Nach dem Abbruch seiner Revolte begab sich der Söldnerführer zunächst ins Exil in Belarus. Doch schon bald kamen Gerüchte auf, er sei zurück in Russland. Ende vergangener Woche berichtete die oppositionelle Onlinezeitung „Fontanka“ unter Berufung auf Augenzeugen, Prigoschin sei gesehen worden, als er die Zentrale des Geheimdienstes FSB in St. Petersburg betrat.

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