
© AFP/Maxar Technologies
Operation „Spinnennetz“ der Ukraine: Satellitenbilder zeigen zerstörte russische Bomber – und die Flugzeugattrappen, die nichts gebracht haben
Nach den Drohnenangriffen Kiews auf Putins Luftwaffenbasen ist unklar, wie viele Maschinen tatsächlich zerstört wurden. Nun gibt es neue Aufnahmen, die weitere interessante Details zeigen.
Stand:
Die Aktion löste weltweit Aufsehen aus, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feierte sie als „absolut brillanten Erfolg“: In einer beispiellosen Mission des ukrainischen Geheimdienstes SBU wurden Kampfflugzeuge auf mehreren Stützpunkten der russischen Luftwaffe mit Drohnen angriffen, teils tausende Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Attackiert wurden Basen in den Regionen Iwanowo, Rjasan und Murmansk im europäischen Teil Russlands, Irkutsk in Sibirien und Amur im Fernen Osten.
Unklar ist seit dem Bekanntwerden der Mission, wie viele Militärmaschinen der Armee des russischen Machthabers Wladimir Putin tatsächlich zerstört wurden. Die Analyse von Aufnahmen der Angriffe zeigt aber eins: Den Russen gelang es offenbar nicht, die ukrainischen Drohnen mit Flugzeugattrappen zu täuschen. Neue Luftaufnahmen wie die der US-Unternehmen Maxar Technologies und Capella Space liefern dafür Hinweise.
Die hochauflösenden Satellitenfotos von Maxar Technologies zeigen die Folgen des ukrainischen Angriffs am russischen Militärstützpunkt Belaja in der Region Irkutsk. Auf den Bildern sind auf den Stellplätzen der russischen strategischen Bomberflotte mehrere ausgebrannte Wracks zu sehen – und offensichtlich auch Flugzeug-Attrappen.

© Reuters/Maxar Technologies

© AFP/Maxar Technologies
Weitere Satellitenbilder der jüngsten Angriffe stammen von der US-Firma Capella Space. Sie nutzt synthetische Apertur-Radartechnologie (SAR), um hochauflösende Bilder der Erdoberfläche aufzunehmen – auch bei Nacht oder durch Wolken hindurch. Capella Space hat der Nachrichtenagentur Reuters Bilder bereitgestellt, die ebenfalls den Militärflugplatz Belaja zeigen. Diese Aufnahmen wurden demnach am 2. Juni aufgenommen, also einen Tag nach dem ukrainischen Drohnenangriff.
Auch diese Bilder, körniger als hochauflösende Fotos und in Schwarz-Weiß, zeigen die Trümmer mehrerer Flugzeuge, die sich entlang der Start- und Landebahn des Militärflugplatzes befinden oder in der Nähe von Schutzwällen geparkt sind – in denen offenbar Attrappen zu sehen sind.

© Reuters/Capella Space
Brady Africk, ein Open-Source-Intelligence-Analyst, bestätigte Reuters, dass die Bilder von Capella Space den Luftwaffenstützpunkt in Irkutsk zeigen und dass dort mehrere Tu-95 und Tu-22 zerstört und beschädigt worden waren. Es seien aber mehr Aufnahmen nötig, um die Auswirkungen des Angriffs richtig zu bewerten. „Aber es ist klar, dass der Angriff erfolgreich war.“
Über Beispiele von sogenannten vertikalen Tarnungen durch die Kreml-Truppen – oft handelt es sich schlicht um Zeichnungen – hatten im Verlaufe des Krieges bereits mehrere internationale Medien wie die „Neue Zürcher Zeitung“ berichtet. Manchmal wurden auch Schrott oder feste Objekte in Form von Flugzeugen platziert, um die Täuschung zu verstärken.
Auch der britische Geheimdienst hatte bereits vor etwas mehr als einem Jahr über die Täuschungsversuche der russischen Luftwaffe berichtet. So seien auf dem Militärflugplatz Kirowskoje auf der annektierten Krim Kampfflugzeuge auf den Beton gemalt worden.
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„Derartige Bemalungen wurden schon auf mindestens zwölf weiteren russischen Luftwaffenstützpunkten beobachtet“, heißt es in dem Beitrag, der bei X veröffentlicht wurde.
Auch der ukrainische Geheimdienst veröffentlichte am Mittwoch neue Aufnahmen der Angriffe, wie der Sender Euronews berichtete. Sie sollen die Angriffe aus der Drohnen-Perspektive zeigen.
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Der SBU teilte außerdem mit, dass er bei dieser Operation eine moderne Drohnensteuerungstechnologie eingesetzt habe. Dabei seien autonome Algorithmen einer Künstlichen Intelligenz mit manuellen Eingriffen eines Drohnen-Piloten kombiniert worden. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt, dass bei der Operation 117 Drohnen mit jeweils einem eigenen Piloten eingesetzt worden seien.
Unklar ist auch Tage nach den Attacken, wie viele Bomber insgesamt zerstört oder schwer beschädigt wurden. Zudem gibt es nach den jüngsten Angriffen Berichte unter anderem von der Agentur RBC Ukraine, dass Russland versuche, Verluste zu verschleiern, indem es Attrappen auf die Rollfelder platziert, wo zerstörte oder beschädigte Maschinen standen.
Der SBU hatte kurz nach den Attacken von 41 zumindest beschädigten Flugzeugen berichtet, darunter das Frühwarnflugzeug Berijew A-50 sowie strategische Bomber der Typen Tupolew Tu-95, Tu-22 und Tu-160, insgesamt war die Rede von etwa einem Drittel der russischen Bomber, die in der Lage sind, Marschflugkörper abzusetzen.
Dem hatte der ukrainische Generalstab dann mit seinen Angaben von „nur“ zwölf zerstörten Maschinen widersprochen – um sich dann wieder selbst zu korrigieren.
„Die Gesamtverluste der Besatzer belaufen sich auf 41 Militärflugzeuge“, teilte der Generalstab auf Facebook mit. Die Zahlen seien nach der „Verarbeitung zusätzlicher Informationen aus unterschiedlichen Quellen und ihrer Überprüfung“ aktualisiert worden. Dies habe einige Zeit in Anspruch genommen, hieß es weiter.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte, dass in den Regionen Murmansk und Irkutsk Flugzeuge durch Drohnenangriffe in Brand geraten seien, nannte aber keine konkreten Zahlen oder Typen. In russischen Online-Foren war aber von mindestens 13 Maschinen die Rede. Unabhängige Experten gehen nach Auswertung von Videos und Satellitenbildern – bisher – von neun bis maximal 14 beschädigten Flugzeugen aus.
Die aktuellen Aufnahmen enthalten nach Angaben der Agentur RBC Ukraine zudem Hinweise darauf, dass die in Belaja zerstörten Maschinen keineswegs dauerhaft geparkt waren, sondern bereit waren für aktive Einsätze. An mindestens einer der angegriffenen Maschinen hingen demnach bereits Marschflugkörper unter den Flügeln. Dies deute, so heißt es, darauf hin, dass der Start der Bomber in Richtung Ukraine bereits unmittelbar bevorstand.
Der Flughafen Belaja mit seiner fast vier Kilometer langen Rollbahn, Bunkern und Munitionsdepots bildet einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt in den Planungen der Russen für Angriffe auf die Ukraine.
Ungeachtet des noch immer nicht völlig klaren Ausmaßes der Angriffe reagierten russische Militärblogger wütend. Und der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, schrieb bei Telegram: „Rache ist unvermeidlich.“ Medwedew verwies zugleich auf den Vormarsch der Armee des Kreml. „Alles, was in die Luft gesprengt werden sollte, wird in die Luft gesprengt werden, und diejenigen, die ausgelöscht werden sollten, werden verschwinden“, fuhr der russische Ex-Präsident fort.
Auch Putin kündigte in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump an, dass eine Reaktion auf die ukrainische Aktion folgen werde.
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