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Susie Wiles im Weißen Haus.

© imago/UPI Photo/IMAGO/Yuri Gripas

Interview mit „Vanity Fair“: Das sind die bemerkenswertesten Aussagen von Trumps Stabschefin Susie Wiles

Ungewöhnlich unverblümt spricht Susie Wiles über ihren Chef und andere US-Regierungsmitglieder und die Agenda der Regierung. Ein Berater verrät im Artikel auch, was das Trump-Team derzeit am meisten umtreibt.

Stand:

Es sind bemerkenswerte Aussagen über US-Präsident Donald Trump und andere Mitglieder der Trump-Regierung – und sie kommen ausgerechnet aus seinem innersten Machtzirkel: Ungeschönte Äußerungen der Stabschefin im Weißen Haus, Susie Wiles, über die das US-Magazin „Vanity Fair“ berichtet, sorgen in Washington aktuell für Debatten und Rätselraten.

Trump habe „die Persönlichkeit eines Alkoholikers“, zitiert „Vanity Fair“ die 68-Jährige in dem Artikel, der am Dienstag erschien (hier lesen Sie den ersten Teil des Artikels, hier den zweiten). Wiles gilt als enge Vertraute Trumps und hat ihn über Jahre hinweg auf verschiedenen Positionen begleitet. 

Über Trumps als erratisch kritisierte Zollpolitik sagt sie, diese sei durch „lautes Nachdenken“ entstanden. Ihre Aufgabe und die von Trumps Mitarbeitern sieht sie darin, Trumps Vision für die USA umzusetzen, auch wenn diese manchmal nicht vollständig durchdacht sei.  

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Bereits kurz nach der Veröffentlichung des Artikels äußerte sich Wiles: Der Artikel sei „ein unredlich präsentiertes Hetzstück“ gegen sie selbst und den „feinsten Präsidenten, das beste Team des Weißen Hauses und das beste Kabinett der Geschichte“, schrieb sie im Onlinedienst X. Die in dem Text zitierten Aussagen dementierte sie aber nicht.

Hier sind die aufsehenerregendsten Aussagen von Wiles in dem Artikel:

1. Donald Trump habe „die Persönlichkeit eines Alkoholikers“ – und trotzdem verteidigt sie ihn

In dem Artikel in „Vanity Fair“ werden teils nur Fragmente von Wiles’ Aussagen zitiert, nicht ganze Sätze. Das gilt auch für diese Aussage.

Obwohl Trump nach eigenen Angaben nicht trinkt, habe er „die Persönlichkeit eines Alkoholikers“, wird die Stabschefin zitiert. Denn er handele nach der Maxime, „dass es nichts gibt, was er nicht kann. Nichts, nullkommanichts.“

Sie vergleicht Trump mit ihrem Vater, dem bekannten Football-Spieler und Sportmoderator Pat Summerall, der Alkoholiker war. Wiles sagt, Alkohol verstärke die Persönlichkeitszüge von Trinkern: „Deshalb bin ich durchaus ein bisschen eine Expertin, was starke Persönlichkeiten angeht.“

Liebt das Rampenlicht: Donald Trump während eines Chanukka-Empfangs im East Room des Weißen Hauses in Washington.

© dpa/Andrew Leyden

Wiles will offensichtlich einige Aspekte der öffentlichen Meinung über den Präsidenten konterkarieren. Auch betont sie mehrfach, dass Trump sich geändert habe.

Über Trumps außenpolitische Agenda sagt sie zum Beispiel: „Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr er sich dafür einsetzt, das Töten zu beenden, was meiner Meinung nach in seiner letzten Amtszeit nicht der Fall war. Nicht, dass er unbedingt Menschen töten wollte, aber das Töten zu beenden, war nicht sein erster Gedanke. Jetzt ist es sein erster und letzter Gedanke.“ 

Über die Beziehung von Trump und Putin sagt sie: „Ich dachte, es gäbe dort eine echte Freundschaft oder zumindest Bewunderung. Aber bei den Telefonaten, die wir mit Putin geführt haben, war es sehr gemischt. Einige waren freundlich, andere nicht.“ Trump sei überzeugt davon, dass Putin die ganze Ukraine erobern wolle. Wenn er also mittels eines Friedensvertrages nur einen Teil davon bekäme, sei das schon ein Gewinn.

Auf die Frage, ob Trump eine dritte Amtszeit anstrebe, antwortet Wiles: „Nein, aber er hat auf jeden Fall Spaß daran“, mit dem Gedanken zu spielen. „Er weiß, dass es die Leute verrückt macht.“ „Deshalb spricht er darüber?“, fragt der Reporter. „Ja, zu 100 Prozent“, antwortet Wiles.

2. Über Vizepräsident JD Vance: „Er ist seit ungefähr zehn Jahren Verschwörungstheoretiker“

Beinahe beiläufig erklärt Wiles, als es um die Ermittlungsakten zum Fall des verstorbenen Missbrauchstäters Jeffrey Epstein geht, dass Trumps Vize JD Vance „seit zehn Jahren Verschwörungstheoretiker ist“. Genauer erklärt sie ihre Einschätzung nicht. In dem Zusammenhang ist es aber wahrscheinlich, dass auch Vance davon ausging, dass einige Verschwörungstheorien um Epstein wahr seien.

Zum Beispiel, dass Epstein nicht, wie die Ermittler behaupten, Selbstmord begangen hat und es einen Kreis einflussreicher Männer gibt, die die Veröffentlichung der Akten verhindern wollen. Trump sagt inzwischen, dass er die Akten freigeben will; in den ersten Monaten seiner Amtszeit weigerte er sich aber, das zu tun.

JD Vance mit seiner Frau Usha. Wird er Kandidat für Trumps Nachfolge?

© REUTERS/Tom Brenner for The New York Times

3. Über Justizministerin Pam Bondi: „Bei den Epstein-Akten hat sie völlig versagt“

Zudem wirft Wiles Justizministerin Pam Bondi vor, im Streit um die Veröffentlichung der Akten von Sexualstraftäter Jeffrey Epstein „völlig versagt“ zu haben. Sie sei nie im Besitz einer Klientenliste Epsteins gewesen, wie sie es behauptet habe.

Pam Bondi leitet das Justizministerium und ist damit auch mit dem Fall Epstein befasst. Auch sie verbreitete früher Verschwörungstheorien zu Epstein. Nun sagt sie: Der Fall ist geklärt, es gab keine Ungereimtheiten bei den Ermittlungen.

© REUTERS/Evelyn Hockstein

Wiles hat laut eigener Aussage alle Stellen in den Akten gelesen, in denen Donald Trump erwähnt wird. Ihm sei juristisch nichts vorzuwerfen, erklärt sie – ebenso wenig wie dem ehemaligen Präsidenten Bill Clinton, den Trump beschuldigt, „ungefähr 28 Mal“ auf Epsteins privater Insel gewesen zu sein. Es sei damals eben eine andere Zeit gewesen, sagt sie, als es um Trumps Umgang mit jungen Frauen in Epsteins Umfeld geht. Über Trump und Epstein sagt sie: „Sie waren, irgendwie jung, Single, was auch immer – ich weiß, das ist ein altmodischer Ausdruck, aber sie waren junge, alleinstehende Playboys, die zusammen waren.“

Wiles sagt außerdem, dass ein Brief, auf dem Trump für Epstein angeblich eine nackte Frau gemalt hat, nicht von Trump stamme. Trump hatte das „Wall Street Journal“ nach der Berichterstattung über den Brief auf mehrere Milliarden Dollar verklagt.

4. Über Elon Musk: „Wenn er komische Sachen postet, dann nimmt er wieder Drogen“

„Die Herausforderung bei Elon besteht darin, mit ihm Schritt zu halten“, erklärt Wiles. „Er ist bekennender Ketamin-Konsument.“ Tagsüber schlafe er in einem Schlafsack in einem Bürogebäude neben dem Weißen Haus. „Und er ist ein seltsamer, seltsamer Vogel, wie es meiner Meinung nach Genies sind.“ 

An einer Stelle erklärt sie auch, dass Musk, wenn er „komische Sachen“ auf X poste, wieder „microdosing“ betreibe, also Drogen in niedriger Dosierung einnehme.

5. Über den Konflikt mit Venezuela: „Trump will so lange Boote in die Luft jagen, bis Maduro aufgibt“

Über Trumps Motivation im schwelenden Konflikt mit Venezuelas autoritärem Herrscher Nicolás Maduro sagt Wiles: „Er will so lange Boote in die Luft jagen, bis Maduro aufgibt. Und Leute, die sich damit viel besser auskennen als ich, sagen, dass er das auch schaffen wird.“ In den vergangenen Monaten hatte sich der Konflikt zwischen Washington und Caracas immer weiter zugespitzt.

Offiziell ist die Linie des Weißen Hauses immer noch, gegen Drogenschmuggel vorzugehen. Ein Regierungswechsel in Caracas war bisher nicht erklärtes Ziel.

6. Trumps Berater fürchten die nächsten Parlamentswahlen

Ein spannender Punkt, der eher am Rande des Artikels vorkommt, sind die Sorgen von Trumps Beratern vor den Midterm-Wahlen in den USA im nächsten Jahr. Die Republikaner könnten dann die Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus verlieren. Trump hätte es sehr viel schwerer, seine Agenda umzusetzen.

Ein Berater wird im Artikel mit den Worten zitiert: „Es gibt eine sich überschneidende Wählergruppe, die sowohl über Trumps Umgang mit den Epstein-Akten als auch über den Krieg im Gazastreifen verärgert ist. Diese Gruppe macht bis zu fünf Prozent der Wähler aus (…). Sie interessieren sich für Epstein. Und sie sind beunruhigt darüber, dass wir so enge Beziehungen zu Israel unterhalten.“

Die größte Sorge der Berater betrifft aber die wirtschaftliche Entwicklung der USA und die immer noch hohen Lebenshaltungskosten. Einer der Berater sagt: „Auch wenn mit den Epstein-Akten alles gut läuft, aber es den Wählern wirtschaftlich nicht gut geht, dann sind wir gef…“

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