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„Persönlichkeit eines Alkoholikers“: Stabschefin geht hart mit Trump ins Gericht – und rudert zurück
Ungewöhnlich unverblümt spricht Susie Wiles über ihren Chef und andere US-Regierungsmitglieder. Kurz nach Erscheinen des Artikels korrigiert sie sich, bestreitet die Richtigkeit der Zitate aber nicht.
Stand:
Es sind brisante Aussagen über US-Präsident Donald Trump – und sie kommen ausgerechnet aus seinem innersten Machtzirkel: Ungeschönte Äußerungen der Stabschefin im Weißen Haus, Susie Wiles, sorgen in Washington aktuell für Debatten und Rätselraten.
Trump habe „die Persönlichkeit eines Alkoholikers“, zitierte die Zeitschrift „Vanity Fair“ die 68-Jährige in einem Artikel, der am Dienstag erschien (hier lesen Sie den ersten Teil des „Vanity Fair“-Artikels, hier den zweiten). Auch in anderen Bereichen geht Wiles hart mit Trump ins Gericht. Über seine als erratisch kritisierte Zollpolitik sagt sie, diese sei durch „lautes Nachdenken“ entstanden.
Bereits kurz nach der Veröffentlichung des Artikels äußerte sich Wiles. Der Artikel sei „ein unredlich präsentiertes Hetzstück“ gegen sie selbst und den „feinsten Präsidenten, das beste Team des Weißen Hauses und das beste Kabinett der Geschichte“, schrieb sie im Onlinedienst X.
Ferner warf sie „Vanity Fair“ vor, die Zitate aus dem Kontext gerissen zu haben und „wesentliche Zusammenhänge“ in dem Artikel zu ignorieren und viele Einzelheiten auszulassen, um eine „chaotische und negative Erzählung über den Präsidenten und unser Team zu verfassen“.
Wiles dementierte in dem X-Post nicht, die Aussagen aus dem Text getroffen zu haben. Wie Trump auf die Worte seiner Vertrauten reagiert, ist noch nicht bekannt.
Der Reporter Chris Whipple, der den Artikel über Wiles recherchierte, traf laut eigener Aussage Wiles rund zehnmal zu Gesprächen, häufig am Sonntag nach der Kirche. Auch im Weißen Haus war Whipple laut eigener Aussage zu Gast.
Hier sind die aufsehenerregendsten Zitate auf dem „Vanity Fair“ Artikel über Susie Wiles:
1. Über Donald Trump: „Er hat die Persönlichkeit eines Alkoholikers“
In dem Artikel in „Vanity Fair“ werden teils nur Fragmente ihrer Aussagen zitiert, und nicht ganze Sätze. Das gilt auch für die „Persönlichkeit eines Alkoholikers“-Aussage.
Wiles sagt demnach, Alkohol verstärke die Persönlichkeitszüge von Trinkern. Obwohl Trump nach eigenen Angaben nicht trinkt, habe er „die Persönlichkeit eines Alkoholikers“, wird die Stabschefin weiter zitiert. Denn er handele nach der Maxime, „dass es nichts gibt, was er nicht kann. Nichts, nullkommanichts.“ „Ich bin durchaus ein bisschen eine Expertin, was große Persönlichkeiten angeht“, erklärt Wiles.
In einem der Interviews vergleicht Wiles Trump mit ihrem Vater, dem bekannten Football-Spieler und Sportmoderator Pat Summerall, der bis zu seinem Tod 2013 Alkoholiker war. Wiles sorgte zusammen mit ihrer Mutter dafür, dass ihr Vater mehrere Male in Entzugskliniken war, um vom Alkohol loszukommen. Am Ende mit Erfolg.
Vor der Amtseinführung von Trump sagt sie, Trump habe sich völlig verändert und werde ein ganz anderer Präsident sein, als in der ersten Amtszeit. „Ich habe nicht gesehen, dass er etwas geworfen hat, ich habe nicht gesehen, dass er geschrien hat. Ich habe dieses wirklich schreckliche Verhalten, von dem die Leute sprechen und das ich vor Jahren selbst erlebt habe, nicht mehr gesehen“, sagt sie im Interview.
In der Vergangenheit sei Trump mehrere Male ausgerastet.
2. Über Vizepräsident JD Vance: „Er ist seit ungefähr zehn Jahren Verschwörungstheoretiker“
3. Über Justizministerin Pam Bondi:
Zudem wirft sie Justizministerin Pam Bondi vor, im Streit um die Veröffentlichung der Akten von Sexualstraftäter Jeffrey Epstein „völlig versagt“ zu haben. Den früheren Trump-Berater Elon Musk nennt sie „einen bekennenden Ketamin“-Konsumenten und einen „seltsamen Vogel“.
4. Über Elon Musk: „Wenn er komische Sachen postet, dann nimmt er wieder Drogen“
„Die Herausforderung bei Elon besteht darin, mit ihm Schritt zu halten“, erklärt sie in dem Artikel. „Er ist bekennender Ketamin-Konsument. Und tagsüber schläft er in einem Schlafsack im EOB [Executive Office Building]. Und er ist ein seltsamer, seltsamer Vogel, wie es meiner Meinung nach Genies sind.
An einer Stelle erklärt sie auch, dass Musk, wenn er komische Sachen auf „X“ poste, wieder Drogen in Microdosierung nehme.
5. Über den Konflikt mit Venezuela:
Über Trumps Motivation im schwelenden Konflikt mit Venezuelas autoritärem Herrscher Nicolás Maduro sagt Wiles: „Er will so lange Boote in die Luft jagen, bis Maduro aufgibt. Und Leute, die sich damit viel besser auskennen als ich, sagen, dass er das auch schaffen wird.“ In den vergangenen Monaten hatte sich der Konflikt zwischen Washington und Caracas immer weiter zugespitzt.
Weißes Haus stellt sich hinter Wiles – Trump bisher nicht
Rückendeckung bekam Wiles indes nach ihrer Reaktion von Trumps Sprecherin Karoline Leavitt. „Präsident Trump hat keine wichtigere und loyalere Beraterin als Susie“, schrieb sie ebenfalls auf X und verwies auf Wiles’ Post zur Klarstellung.

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Auch Vizepräsident JD Vance bezeichnete Wiles als „die beste Stabschefin im Weißen Haus“ die sich Trump wünschen könne. „Wir haben unsere Meinungsverschiedenheiten, aber wir sind uns in viel mehr Punkten einig als uneinig, und ich habe nie erlebt, dass sie dem Präsidenten der Vereinigten Staaten gegenüber illoyal war“, sagte er in einer Rede in Pennsylvania.
Auch Russell Vought, Chef des US-Haushaltsamtes, stellte sich hinter die Stabschefin. Wiles sei stets eine verlässliche Partnerin gewesen, die ihn dabei unterstützt habe, die Ziele Trumps zu erreichen, schrieb er auf X.
Trumps Sohn, Donald Trump Jr., bezeichnete Wiles als „die effektivste und vertrauenswürdigste Stabschefin, die mein Vater je hatte“. Auch Verteidigungsminister Pete Hegseth verteidigte Wiles. Es gebe „absolut niemanden, der besser ist“, schrieb er auf X.
Artikel basiert auf elf Interviews mit Wiles
Als Stabschefin ist Wiles eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in Trumps Zirkel. Umso verwunderlicher sind ihre Aussagen, die veröffentlicht wurden, noch bevor der Präsident das erste Jahr seiner zweiten Amtszeit hinter sich gebracht hat. Wiles gilt als enge Vertraute Trumps und hat ihn über Jahre hinweg auf verschiedenen Positionen begleitet.
Die „Vanity Fair“ hatte ihren langen Artikel am Dienstagmorgen in zwei Teilen veröffentlicht. Grundlage des Textes sind den Angaben zufolge Gespräche mit Wiles an elf verschiedenen Tagen.
In dem Artikel äußert Wiles sich auch über Trumps Vorgehen gegen Kritiker und politische Gegner. Man könne durchaus den Eindruck gewinnen, dass es sich um Vergeltungsaktionen handele. Dem sei allerdings nicht so, sagt sie weiter.
„Ich glaube nicht, dass er morgens aufwacht und an Rache denkt. Aber wenn sich die Gelegenheit bietet, wird er sie nutzen.“ Trump geht immer wieder auch juristisch gegen seine Kritiker vor, zuletzt etwa gegen seinen Ex-Berater John Bolton oder den früheren FBI-Chef James Comey.
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