zum Hauptinhalt
Zwei Attentär von Ankara

© dpa/Uncredited

Update

Fünf Menschen getötet: PKK reklamiert Anschlag in Ankara für sich – zahlreiche Festnahmen

Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hat den Anschlag in Ankara für sich reklamiert. Bei dem Angriff am Mittwoch waren fünf Menschen getötet worden, 22 Personen wurden verletzt. Die Türkei reagierte mit Luftangriffen.

Stand:

Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hat den Anschlag mit fünf Toten in Ankara für sich reklamiert. Das schrieb die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF unter Berufung auf die HPG, den militärischen Arm der Organisation. Der Anschlag sei von einem autonomen Team des „Unsterblichkeitsbataillons“ ausgeführt worden. Man übernehme die Verantwortung für das Attentat, hieß es in einer Erklärung der militanten Gruppe am Freitag. 

Der Anschlag war Mittwochnachmittag vor dem Hauptquartier der türkischen Rüstungsindustrie in Kahramankazan etwa 40 Kilometer von Ankara entfernt verübt worden. Fünf Menschen wurden dabei getötet und 22 weitere verletzt. Die zwei Angreifer wurden getötet.

Von den 22 Verletzten konnten acht bereits aus dem Krankenhaus entlassen werde, 14 wurden noch behandelt, wie das Gesundheitsministerium erklärte.

Anschlag der PKK: Wer waren die Attentäter?

Nach dem tödlichen Anschlag bei Ankara hatte die türkische Regierung bereits am Donnerstag die beiden Attentäter als Mitglieder der PKK identifiziert. Innenminister Ali Yerlikaya erklärte im Onlinedienst X, bei den Angreifern handele es sich um einen Mann namens Ali Örek, der auch unter dem Decknamen „Rojger“ bekannt ist, und eine Frau namens Mine Sevjin Alcicek. Beide seien „PKK-Terroristen“. Türkischen Medienberichten zufolge sprengte sich die Angreiferin selbst in die Luft, nachdem sie von Polizisten verletzt worden war.

Die beiden Täter sind türkischen Regierungsangaben zufolge aus Syrien in die Türkei gekommen. „Wir haben erfahren, dass sich dieser Terroranschlag als Infiltrationsbewegung aus Syrien heraus entwickelt hat“, erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag auf seinem Rückflug aus dem russischen Kasan, wo er am erweiterten Brics-Gipfel teilgenommen hatte.

Yerlikaya hatte zunächst die Identifizierung eines der beiden Angreifer bekannt gegeben. Beide waren auf Bildern einer Überwachungskamera am Tatort zu sehen, wie sie mit einem Sturmgewehr in der Hand aus einem Taxi steigen und das Feuer eröffnen. Auch der Taxifahrer wurde erschossen. Seine Beerdigung fand im Beisein von Parlamentspräsident Numan Kurtulmus statt.

Mit Blick auf die auf den Anschlag folgenden türkischen Vergeltungsangriffe auf Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Syrien und im Irak sagte Erdogan: „Die ganze Nacht hindurch wurden an 40 verschiedenen Orten Operationen ausgeführt. Es ist offensichtlich, dass die Terroristen einen sehr hohen Preis gezahlt haben.“

Türkei reagierte mit Luftangriffen

Die türkische Luftwaffe flog nach Angaben des Verteidigungsministeriums die zweite Nacht in Folge Angriffe gegen kurdische Kämpfer im Nordirak. Dabei seien Dutzende Ziele getroffen und viele Kämpfer „neutralisiert“ worden. Aus Sicherheitskreisen hieß es, seit dem Anschlag seien insgesamt 120 PKK-Ziele im Irak und in Syrien getroffen worden. Zudem nahm die türkische Polizei nach Angaben von Innenminister Ali Yerlikaya bei landesweiten Einsätzen 176 mutmaßliche PKK-Mitglieder fest.

Nach Angaben von Kurtulmus wurden bei den Angriffen „59 Terroristen“ getötet, darunter zwei hochrangige Beamte. Den kurdischen Streitkräften in Syrien zufolge kamen zwölf Zivilisten ums Leben, darunter zwei Kinder.

PKK als Terrororganisation eingestuft

Die PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat und wird von Ankara und seinen westlichen Verbündeten als Terrororganisation eingestuft.

Der tödliche Angriff erfolgte vor dem Hintergrund zunehmender Anzeichen einer politischen Entspannung zwischen der türkischen Regierung und der kurdischen Führung. Am Donnerstag wurde bekannt, dass der seit 25 Jahren in der Türkei inhaftierte PKK-Anführer Öcalan erstmals seit 43 Monaten Besuch im Gefängnis erhalten habe. Die Familie habe ihn am Mittwoch getroffen, teilte Öcalans Neffe Ömer Öcalan im Onlinedienst X mit.

Einem Journalisten der regierungsnahen türkischen Tageszeitung „Hürriyet“ zufolge dauerte das Treffen „zwei Stunden“. Weiter bestätigte er, dass Öcalan sich bereit erklärt habe, „die Waffen niederzulegen“. Öcalan war am 15. Februar 1999 vom türkischen Geheimdienst in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gefasst worden. Der Kurdenführer sitzt seitdem in fast völliger Isolation eine lebenslange Freiheitsstrafe auf der Gefängnisinsel Imrali im Marmara-Meer ab. (dpa, AFP, Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })