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Pressestimmen zu den US-Angriffen im Iran: „Ein Sieg der Hardliner in den USA“
Auf das Bestreben nach einer diplomatischen Lösung folgt die Kehrtwende: US-Präsident Trump entschließt sich für einen Angriff auf iranische Atomanlagen. So bewerten internationale Medien den Schritt.
Stand:
Der Angriff der USA auf iranische Atomanlagen bedeutet einen Kurswechsel in der Nahostpolitik, die bisher vom Bestreben nach diplomatischen Lösungen im Konflikt mit dem Iran geprägt gewesen ist.
Doch nun hat US-Präsident Donald Trump beschlossen, an Israels Seite in den Krieg einzusteigen. Seinen Angaben zufolge hat das US-Militär in der Nacht zu Sonntag im Iran „entscheidende Anlagen zur Urananreicherung komplett ausgelöscht“.
Wie bewerten das internationale Kommentatoren aus Europa? Eine kurze Auswahl der Stimmen der Agentur dpa:
GROSSBRITANNIEN
„The Guardian“: Der US-Präsident stand unter erheblichem Druck von republikanischen Anti-Interventionisten, die Maßnahmen gegen den Iran ablehnten. Sie befürchteten, dass die USA in einen langwierigen Versuch hineingezogen werden, die iranische Führung zu stürzen, oder dass Angriffe auf Atomanlagen nur begrenzten Erfolg haben. (...) In den letzten Tagen jedoch (...) änderten einige Berater ihre öffentlich vorgetragenen Argumente und schlugen vor, dass die USA einen schnellen Bombenangriff durchführen könnten, falls Israel allein nicht weiterkommen sollte. (...)
Wie auch immer, die Angriffe werden unweigerlich als Sieg der Hardliner in den USA angesehen werden, die auf eine robuste Haltung gegenüber dem Iran, eine entschiedene Unterstützung der israelischen Angriffe auf das Land und eine direkte militärische Beteiligung der USA gedrängt hatten.
„Times“: Donald Trump hatte sich als Anti-Kriegs-Präsident präsentiert und Unterstützung bekommen mit dem Versprechen, sich von den „ewigen Kriegen“ zu distanzieren, die bisherige US-Präsidentschaften geprägt hätten, und sich wieder auf das eigene Land zu konzentrieren. Seine Entscheidung, drei Atomanlagen im Iran anzugreifen, wird sein Bündnis auf die Probe stellen.
Sie birgt das Risiko, die Isolationisten in seiner Partei zu verärgern, und folgt auf eine Woche öffentlicher Auseinandersetzungen zwischen Republikanern und Mitgliedern der breiteren Maga-Bewegung über die beste Vorgehensweise. Letzte Woche sagte Trump einem Reporter, dass er entscheide, was unter „America First“ zu verstehen ist. Dieser Anspruch wird nun hinterfragt werden.
SCHWEIZ
„Neue Zürcher Zeitung“: Teheran und seine Milizen in der Region – etwa im Irak – könnten nun mit Raketen auch amerikanische Einrichtungen und Truppen im Nahen Osten ins Visier nehmen. Zudem sind Terrorattentate auf weichere Ziele denkbar oder Geiselnahmen von Amerikanern, die noch immer in Iran sind. Auch eine Blockade des Schiffsverkehrs in der Straße von Hormus im Persischen Golf ist möglich. Mit der Schließung des Nadelöhrs des globalen Erdölhandels könnte Iran die Weltwirtschaft ins Schlingern bringen.
Trump möchte es offensichtlich bei diesen Militärschlägen gegen die Atomanlagen bewenden lassen. Dem amerikanischen Präsidenten ist es bewusst, dass er am Ende trotzdem eine diplomatische Lösung mit Iran finden muss. Mit den Bombardements der Nuklearanlagen haben die USA das iranische Atomprogramm vermutlich nur um wenige Jahre zurückgeworfen.
Sollte das Regime überleben, könnte es nun um so entschlossener versuchen, eine Atombombe herzustellen. Möglicherweise hat Iran bereits größere Mengen seines angereicherten Urans von den nun bombardierten Nuklearanlagen an einen geheimen Ort gebracht. (dpa)
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