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Ein Mitglied der türkischen Gemeinde in Madrid hält ein Plakat hinter einer riesigen türkischen Flagge, während einer Demonstration an der Puerta del Sol gegen die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Imamoglu.

© dpa/Luis Soto

Protest in der Türkei: Wie ein Pokémon zum Politikum wurde

In der Türkei geht das Video eines Demonstranten in einem Pokémon-Kostüm viral. Regierungsnahe Medien wittern eine Strategie dahinter – die „Pikachu-Politik“.

Stand:

Ein gelbes Pokémon als Symbol des Widerstands? In der Türkei hat ein Demonstrant in einem aufblasbaren Kostüm eines Pikachu-Pokémon eine politische Debatte ausgelöst. Auf einem tausendfach im Netz geteilten Video ist zu sehen, wie eine Menschenmenge bei einem Protest gegen die Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu vor der Polizei flüchtet. Unter ihnen das ikonische gelbe Fantasiewesen, das Mitte der 90er Jahre in Japan erfunden wurde. Berichten zufolge ist das Video im südtürkischen Antalya entstanden.

Regierungsnahe Medien versuchten, das Pikachu-Kostüm als Teil einer gezielten Kampagne der Opposition darzustellen. Im Sender CNN Türk wurde Protestierenden vorgeworfen, das süße Wesen als Mittel „psychologischer Kriegsführung“ einzusetzen. Die Opposition wolle den Protest so sympathischer erscheinen lassen und mehr Menschen auf die Straße bringen. In einer ausführlichen Diskussion sendete der Kanal sogar eine Liste angeblicher „Eigenschaften“ Pikachus – darunter die Fähigkeit, Feinde mit Elektrizität anzugreifen und über Blitze zu kommunizieren.

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Viele Protestierende haben sich das Pokémon seither als Symbol angeeignet. Aber auch vonseiten der Demonstrierenden kam Kritik. Nutzer im Internet etwa beklagten, der Protest werde verharmlost und als Spaßveranstaltung dargestellt, obwohl es Hunderte Festnahmen und Gewalt gebe.

Die Proteste in der Türkei halten unterdessen weiter an. Seit der Festnahme und Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters gehen landesweit Zehntausende Menschen auf die Straße. Allein in Istanbul waren es am Sonntag Hunderttausende Menschen. Laut Innenministerium wurden bislang fast 2000 Menschen festgenommen, mehrere Hundert kamen in Untersuchungshaft. (dpa)

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