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Nur zwei Wochen nach Einweihung: Ukraine will geheime Schwachstellen in Putins neuem Atom-U-Boot gefunden haben
Der russische Machthaber war persönlich bei der Einweihung des Atom-U-Boots Knjas Poscharski dabei. Nun behauptet der ukrainische Geheimdienst, dass ihm Geheimdokumente zum Schiff vorliegen.
Stand:
Am 24. Juli wohnte der russische Machthaber einer Zeremonie in Sewerodwinsk am Weißen Meer bei, etwa 1000 Kilometer nördlich von Moskau. Auf dem neuen atombetriebenen U-Boot mit dem Namen Knjas Poscharski wurde die russische Flagge gehisst. In seiner Einweihungsrede betonte Wladimir Putin, dass es sich bereits um das fünfte Boot dieser Klasse handle. Sechs weitere sollen bis zum Jahr 2030 folgen.
Ungefähr zwei Wochen nach der maritimen Machtdemonstration des Kremls stellte die Ukraine ihre Spionagefähigkeiten zur Schau. Auf Telegram behauptete der ukrainische Verteidigungsnachrichtendienst am Sonntag, in den Besitz von Geheimdokumenten zum neuen U-Boot der Borej-Klasse gelangt zu sein. Dort sind Fotos, Tabellen und Texte zu sehen.
Mehrere Medien berichteten über diesen Telegram-Post, darunter auch das ukrainische News-Portal „The Kyiv Independent“. Demnach sollen dem ukrainischen Geheimdienst nun unter anderem folgende Informationen zum Atom-U-Boot vorliegen:
In der Veröffentlichung des Geheimdienstes ist von „technischen Grenzen“ des U-Boots die Rede. Womöglich kennt die ukrainische Seite nun also bestimmte Schwachstellen. Behauptet wird:
„Die erhaltenen Informationen ermöglichen es uns, die Merkmale und technischen Grenzen nicht nur der Knjas Poscharski, sondern auch anderer U-Boote der Reihe zu ermitteln, die für die Aufrechterhaltung des russischen imperialen Mythos von entscheidender Bedeutung sind.“
Wie ein Experte die Geheimdienstinformationen bewertet
Die Echtheit der U-Boot-Daten konnte nicht geklärt werden. Militärexperte Gustav Gressel von der Landesverteidigungsakademie in Wien kann sich aber vorstellen, dass es sich tatsächlich um einen Leak handelt. Schließlich betreibe die Ukraine „eines der dichtesten Spionagenetzwerke in Russland“.
Wahrscheinlich habe es die Ukraine ursprünglich jedoch gar nicht auf genau diese Daten abgesehen, da sie selbst kaum Nutzen daraus ziehen könne. Auch informiere der ukrainische Geheimdienst die Öffentlichkeit für gewöhnlich auch nicht über Erkenntnisse dieser Art.
Es könnte sich also um einen Beifang geheimdienstlicher Arbeit handeln. Warum wurde er veröffentlicht und warum ausgerechnet jetzt? „Der Hauptinteressent dieser Daten ist die USA“, meint Gressel. Denn russische Atom-U-Boote seien für die Vereinigten Staaten von deutlich größerem Interesse als für die Ukraine.
Auch der Zeitpunkt der Geheimdienstveröffentlichung ist auffällig: Am Mittwoch war der US-Sondergesandte Steve Witkoff in Moskau bei Putin, kurz bevor das US-Ultimatum abläuft, mit dem Russland zu einem Waffenstillstand gezwungen werden soll. Womöglich befürchtete die Ukraine eine russisch-amerikanische Annäherung und sieht sich deswegen genötigt, die USA wieder von ihrem Wert zu überzeugen. Am Freitag jedenfalls deutet die Nachrichtenlage auf ein bevorstehendes direktes Treffen zwischen US-Präsident Trump und Putin hin.
Bereits im Jahr 2023 kündigte Putin den weiteren Ausbau seiner Flotte mit strategisch bewaffneten Atom-U-Booten an. Mit insgesamt 63 Kampf-U-Booten betreibt Russland nach Angaben des Portals „Global Firepower“ die weltweit zweitgrößte dieser Flotten – hinter den USA (70 U-Boote) und knapp vor China (61 U-Boote). (mit dpa)
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